BundesratStenographisches Protokoll871. Sitzung / Seite 27

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10.04.28

Bundesrätin Adelheid Ebner (SPÖ, Niederösterreich): Geschätzter Herr Präsident! Frau Bundesministerin! Werte Kolleginnen und Kollegen! Unsere Frau Bundesminis­terin hat die Zielsetzungen der neuen Gesundheitsreform schon so gut erklärt, dass ich nach einer Minute schon wieder meine Rede schließen könnte, aber das sollte es wohl auch nicht sein.

Die Sicherung der Gesundheit in Österreich ist in öffentlicher Hand, und das ist auch gut so. Wir haben eines der besten Gesundheitssysteme weltweit, in dem man gleich welchen Alters oder gleich mit welcher Versicherung jederzeit Zutritt zur Gesund­heitsversorgung hat. Das können wir nicht hoch genug schätzen! Trotz alledem gibt es sehr hohe Anforderungen an unser Gesundheitssystem, an unsere Grundversorgung, und es ist auch immer wieder eine Neugestaltung notwendig.

Die ärztliche Versorgung in den ländlichen Gebieten, die ärztliche Versorgung mit Haus­ärzten, praktischen Ärzten ist schon einige Male angesprochen worden. Wir haben gehört, dass bis 2025 circa 60 Prozent der Allgemeinmediziner in Pension gehen werden, was die Regionen vor große Herausforderungen stellt. Warum gibt es nicht mehr Neubesetzungen? – Möglicherweise, weil es keine Hausapotheke gibt, weil vielleicht auch die Gegend unattraktiv ist oder der Zeitaufwand mit vielen Haus­besuchen abschreckt. Es wird wahrscheinlich eine Mischung unterschiedlichster Grün­de sein.

Wenn kein Hausarzt mehr vorhanden ist, haben die Menschen weite Anfahrtswege zu den nächstgelegenen Ärzten zu absolvieren oder sie fahren in die nahegelegenen Krankenhäuser, was dort dann auch wieder mit langen Wartezeiten verbunden ist. Problematisch sind auch die Öffnungszeiten der Hausärzte. Man liest oft auf den Schildern: Montag, Dienstag, Donnerstag, Freitag von 8 bis 11 Uhr, Mittwoch ge­schlossen. Da wäre natürlich ein Zusammenschluss der Ärzte mit anderen Ärzten von großem Vorteil, sowohl für die Ärzte als auch für die Patientinnen und Patienten.

Zur Stärkung der Gesundheitsversorgung bedarf es moderner Rahmenbedingungen. Bedarfsgerechte Öffnungszeiten und ärztliche Anwesenheit in Teamarbeit wären von Vorteil, damit von Montag bis Freitag einschließlich der Tagesrandzeiten eine ärztliche Versorgung zur Verfügung steht. Für Akutfälle müsste eine Stelle offen haben und die Erreichbarkeit organisiert werden. Es gibt natürlich gerade in den ländlichen Gebieten auch den Notarzt, den man ab 19 Uhr bis 7 Uhr in der Früh anrufen kann, wodurch die Patienten teilweise schon vorweg, wie du das erwähnt hast, Frau Ministerin, mit Informationen versorgt werden können beziehungsweise die Angehörigen schon Instruktionen bekommen, wie sie mit Patienten umgehen sollen.

Das Behandlungsspektrum einer modernen Gesundheitsversorgung muss den neuen Anforderungen gerecht werden, und ich denke, das neue Gesetz wird das ermög­lichen. Die Teamarbeit ist bereits angesprochen worden, in der die Allgemeinmediziner in Zukunft mit anderen Gesundheitsberufen, mit TherapeutInnen, mit DiätologInnen, Fachärztinnen und Fachärzten zusammenarbeiten werden. Diese Primärversorgungs­zentren wird es wahrscheinlich nur in den städtischen Bereichen geben, eher weniger im ländlichen Bereich. Aber gerade im ländlichen Raum ist die Vernetzung der praktischen Ärzte in Zukunft noch wichtiger als jetzt schon. Es gäbe die Vorteile der Teamarbeit, einer geregelten Arbeitszeit, eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie attraktive und umfassende Tätigkeitsfelder, in denen die ärztlichen Kompetenzen voll zum Einsatz kommen können.

Es sind bereits so viele Dinge angesprochen worden. Aufgrund der geringen Redezeit möchte ich eigentlich nur noch einmal kurz auf den ländlichen Raum zu sprechen kommen. Insbesondere im ländlichen Raum sind die Patientinnen und Patienten auf


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