BundesratStenographisches Protokoll871. Sitzung / Seite 37

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Das ist so ähnlich wie im öffentlichen Verkehr, meine Damen und Herren: Das Zwingen in den öffentlichen Verkehr funktioniert auch nicht. Wenn der öffentliche Verkehr attraktiv ist, wird er angenommen, und so ist es auch hier: Wenn wir attraktive Modelle für unsere Ärzte in der Zukunft schaffen, dann wird der Arztberuf, der Beruf des Allgemeinmediziners, des Praktikers auch am Lande durchaus wieder attraktiv werden, jedenfalls wäre es billiger und effizienter. (Beifall bei der FPÖ.)

10.41


Vizepräsidentin Ingrid Winkler: Als Nächste ist Frau Bundesrätin Anderl zu Wort gemeldet. – Bitte, Frau Kollegin.

 


10.41.57

Bundesrätin Renate Anderl (SPÖ, Wien): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geschätzte Frau Bundesministerin! Liebe Kolleginnen und liebe Kollegen! Geschätzte Damen und Herren zu Hause an den Bildschirmen! Ich muss ehrlich sagen, ich bin immer wieder verwundert darüber, wie man es schafft, unser Gesundheitssystem, das eines der besten ist, die es gibt (Bundesrat Krusche: So kaputtzumachen!), so schlechtzureden. (Beifall bei SPÖ und ÖVP.)

Ich glaube schon, dass hier der Platz ist, um Kritik üben zu können, aber was ich in den letzten Minuten erfahren habe, ist keine Kritik mehr, sondern, liebe Kolleginnen liebe Kollegen, das ist wirklich ein Schlechtreden eines der besten Gesundheits­systeme, die es gibt. (Beifall bei SPÖ und ÖVP.)

Wenn Aussagen getätigt werden, dass Wartelisten Todeslisten sind, und andere Dinge, die ich heute hier vernommen habe, muss ich ehrlich gestehen, verstehe ich das nicht mehr. Ich glaube, viele von uns haben sich nicht die Mühe gemacht, sich dieses Gesetz näher anzusehen. Ich glaube, die Attraktivität, die eben auch von Bundesrat Krusche angesprochen worden ist, ist jetzt vorhanden, lieber Kollege!

Was mich auch sehr wundert, ist, dass du, lieber Kollege Krusche, immer wieder, ohne eine Evaluierung durchgeführt zu haben, glaubst voraussagen zu können, wie ein Gesetz wirken wird. (Bundesrat Krusche: Schauen wir mal!) Ich würde sagen, warten wir ab, schauen wir, wie es wirklich wirkt, und dann treffen wir uns wieder und dis­kutieren es. (Beifall bei SPÖ und ÖVP. – Neuerlicher Zwischenruf des Bundesrates Krusche.) – Ja, weil ich davon überzeugt bin, dass dieses Gesetz wirklich ein sehr gutes Gesetz ist. Wir haben es heute schon vernommen: Wir werden immer älter. Das ist keine Neuigkeit. Die chronischen Krankheiten begleiten uns dennoch, daher müssen wir hier etwas tun. Und ich bin überzeugt, wir tun hier gerade mit diesem Gesetz etwas.

Ich möchte etwas dazusagen, und zwar eine persönliche Sache: Ich kann aus per­sönlicher Erfahrung erzählen, wie es ist, wenn man eine schwere Krankheit hat, wenn man oftmals zum Hausarzt muss, Laboruntersuchungen machen muss, viele andere Ärzte aufsuchen muss, und ich weiß, dass es oft nicht einfach ist, das alles zu koordinieren, nebenbei vielleicht auch noch einen Job zu haben – beziehungsweise haben zu müssen, muss ich sagen. Dennoch sage ich von dieser Stelle aus, dass ich jemand bin, die sich aufgrund ihrer Funktion, ihrer Tätigkeit etwas leichter getan hat. Ich denke aber an Verkäuferinnen im Handel, an Menschen, die in der Industrie im Akkord arbeiten, an Menschen in vielen anderen Berufen, die es sich nicht so leicht einteilen können. Daher bin ich felsenfest überzeugt, dass wir mit den Primär­versor­gungszentren den richtigen Schritt setzen.

Es wird ja auch festgehalten, dass die freie Arztwahl bestehen bleibt. Die Hausärzte bleiben ja, das ist auch festgehalten, sie können sich aber nunmehr in Zentren mit


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