BundesratStenographisches Protokoll871. Sitzung / Seite 152

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18.01.55

Bundesrätin Ana Blatnik (SPÖ, Kärnten): Herr Präsident! Gospod president! Herr Bundesminister! Gospod zvezni minister! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Drage kolegice in kolegi! Auch ich setze mich zu 100 Prozent für Gleichstellung, Gleich­berechtigung, Chancengleichheit von Männern und Frauen ein, denn es kann ja nicht sein, und das ist auch nicht so, dass Gleichstellung, Chancengleichheit, Gleichbe­rechtigung nur für Frauen oder nur für Männer gelten sollte.

Ich setze mich für eine Quote für Männer ein, wenn es so sein soll oder bezeichnen wir es anders –, ich halte es für eine Selbstverständlichkeit, für eine Notwendigkeit, für eine Verantwortung, für eine Pflicht, dafür zu sorgen, dass es mehr Männer in den Sozialberufen gibt. (Bundesrätin Mühlwerth: Machen wir bei Schulen …!) – Ja, das möchte ich, ich setze mich dafür ein, dass es mehr Männer als Volksschullehrer gibt.

Dieses Gesetz aber schreibt vor und beinhaltet, dass Frauen eine Chance bekommen, gleichberechtigte Teilhabe in den Toppositionen zu erlangen, und das, liebe Kolle­ginnen und Kollegen, ist keine Bevorzugung, das ist Fairness und Gerechtigkeit und müsste eigentlich im 21. Jahrhundert eine Selbstverständlichkeit sein.

Warum betone ich, dass das so wichtig ist? Weil wir tatsächlich sehen, dass dort – und ich möchte den öffentlichen Dienst hernehmen –, wo „Quote“ – unter Anführungs­zeichen – gesetzlich verankert ist, die Quote, also der Frauenanteil, auch stimmt. Nehmen wir den öffentlichen Dienst her: praktisch 50 Prozent Frauen und Männer. (Bundesrat Herbert: Im öffentlichen Dienst gibt es keine Quote!) Herr Minister Brandstetter hat im Nationalrat gesagt, wenn es keine Quote gäbe, kann er sich nicht vorstellen, dass der Anteil der Frauen so hoch wäre. Deswegen ist eine Quote wichtig. (Bundesrat Herbert: Das Dienstrecht kennt keine Quote!)

Wenn man sagt, wir sind gegen die Quote: Benennen wir es doch anders, sagen wir ganz einfach: Wir treten für die Selbstverständlichkeit ein, dass es eine gleich­berechtigte Teilhabe von Frauen und Männern gibt! (Zwischenruf der Bundesrätin Mühlwerth.) Treten wir dafür ein, übernehmen wir die Verantwortung und die Pflicht, dass diese gleichberechtigte Teilhabe von Frauen und Männern funktioniert!

Reden wir nicht darüber, suchen wir bitte keine Ausreden, denn es ist genau das Wort „Quote“, das als Ausrede gilt. Benennen wir es ganz einfach anders! Wenn das gegeben ist, bin ich die Erste, die sagt: Okay, wir brauchen keine Quote mehr, denn das ist eine Selbstverständlichkeit und Notwendigkeit.

Der nächste Punkt ist, ich höre immer Ausreden wie: Das ist unfair den Männern gegenüber, die Frauen sind überfordert oder nicht qualifiziert es geht ja um Qualifikation , die Quote ist kontraproduktiv. Das sind Ausreden, liebe Kolleginnen und Kollegen, die uns nicht weiterbringen. Ich glaube aber, dass wir Taten setzen und sagen sollten, die Quote ist wichtig, sie ist gerecht und fair.

Wir haben genug Frauen, die bestens ausgebildet sind. Wir haben mehr Maturantinnen als Maturanten, wir haben mehr Universitätsabsolventinnen als -absolventen, und diese Frauen machen eine hervorragende, hochqualifizierte Arbeit. Wir wissen auch, dass mehr Meinungen besser sind als eine, und jede Statistik besagt, dass Unter­nehmen, die sowohl von Frauen als auch Männern geführt werden, nachhaltiger, besser und erfolgreicher sind.

Das sagen nicht wir, das ist Faktum! Deswegen bitte, liebe Kolleginnen und Kollegen: Gleichberechtigung, Chancengleichheit, Gleichstellung gelten für Mann und Frau. Auch wir Frauen haben ein Recht auf Chancengleichheit, ein Recht auf Gleichstellung und ein Recht auf Gleichberechtigung. Frauenrechte sind Menschenrechte. Man kann dies leben oder nicht, aber im 21. Jahrhundert erwarte ich ganz einfach, dass wir das leben.

 


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