BundesratStenographisches Protokoll873. Sitzung / Seite 24

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Vizepräsidentin Ingrid Winkler: An dieser Stelle darf ich eine Delegation aus dem sambischen Parlament begrüßen. I would like to welcome a delegation of the National Assembly of Zambia. Welcome at the Federal Council in Vienna! (Allgemeiner Beifall.)

Nunmehr gelangt Herr Bundesrat Krusche zu Wort. – Bitte.

 


10.08.45

Bundesrat Gerd Krusche (FPÖ, Steiermark): Hohes Präsidium! Sehr geehrter Herr Bundesminister! Meine Damen und Herren! Das Thema, das heute für diese Aktuelle Stunde gewählt wurde, erscheint mir fast etwas zu umfassend, aber wie dem auch sei, als achter Redner in dieser Debatte habe ich bewusst darauf verzichtet, jetzt irgendein vorbereitetes Statement zu verlesen, sondern ich möchte auf einige Redebeiträge mei­ner Vorredner kurz eingehen. Es wurde sehr viel von Chancen und auch von Ängsten und Gefahren, die die Digitalisierung für uns bringt, gesprochen.

Kollege Preineder hat besonders die Chancen für den ländlichen Raum betont. Das ist grundsätzlich richtig, allerdings sind dazu natürlich gewisse Voraussetzungen notwen­dig, der Breitbandausbau ist unbedingt wichtig. Wenn man sagt, man kann heute über­all ortsunabhängig online sein, so ist das leider noch nicht ganz richtig.

Es gibt aber auch anderen Bedarf, beispielsweise im Bereich Schulungen. Wenn ich mir anschaue, dass in der Region Eisenerz noch etliche touristische Beherbergungs­betriebe nicht einmal einen Internetanschluss, keine E-Mail-Adresse, geschweige denn eine Homepage haben, dann muss ich sagen, so wird es in Zukunft für solche Betriebe kein Überleben geben.

Kollege Schennach hat die soziale Verwerfung auf dem Arbeitsmarkt heraufbeschwo­ren, die da kommen werde. Mehrfach ist gesagt worden: Die Arbeitswelt wird sich ver­ändern, es werden andere Arbeitsplätze geschaffen! Ich glaube aber nicht – und es gibt auch diesbezügliche Studien –, dass es in Zukunft tatsächlich deutlich weniger Arbeits­plätze geben wird.

Natürlich ist es vonnöten, auch im Bereich der Bildung tätig zu werden, damit wir nicht vor der Frage stehen, die Kollege Beer gestellt hat: Werden wir jetzt alle in die Arbeits­lose schicken? – Nein, wir müssen diese Menschen eben rechtzeitig – und da müssen wir in den Schulen beginnen – qualifizieren. Darin liegt natürlich für die Politik eine gro­ße Herausforderung.

Das Beispiel Onlinehandel wurde auch erwähnt. Ich war vor Kurzem im Rahmen des Steirischen Städtetages bei einer Veranstaltung über Onlinehandel und dessen Auswir­kungen auf mittlere und kleinere Städte. Wenn man sich das anschaut, dann sieht man, es gibt ein Korrektiv durch den Konsumenten. Auch reine Onlinehändler beginnen be­reits, Flagship-Stores – jetzt einmal in großen Städten – zu errichten, obwohl sie vorher nur Onlinehändler waren. Also es wird sehr wohl der Trend erkannt, dass bei den Kon­sumenten Service und auch der entsprechende soziale Kontakt gefragt sind.

Auch da ist es so, dass der Arbeiter, der dann abgekapselt in seinem Homeoffice sitzt, nicht die Zukunft sein wird. Das ist schon klar. Der Mensch ist ein soziales Wesen. Oh­ne persönlichen Kontakt wird nichts passieren. Auch Innovation geschieht ja zum über­wiegenden Teil nicht im stillen Kämmerchen, sondern im Team. Dazu ist es notwendig, sozialen Kontakt zu haben. Es wird wahrscheinlich so sein – ich kenne solche Bei­spiele –, dass der Betreffende dann nur noch drei Tage in der Woche in der Firma sein wird und zwei Tage von zu Hause aus arbeiten wird. Das ist in solchen Fällen eine Win-win-Situation für beide.

Dass die Arbeit sicherer geworden ist, kann ich nur unterstreichen. Aus meiner Bran­che kann ich berichten: Als ich angefangen habe, im Tunnelbau zu arbeiten, hat es die Faustregel gegeben: pro Kilometer Tunnel ein Toter. – Gott sei Dank gilt das heute nicht mehr!

 


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