BundesratStenographisches Protokoll881. Sitzung, 881. Sitzung des Bundesrates am 28. Juni 2018 / Seite 43

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in Europa sein kann. Ich habe einmal vollmundig angekündigt: Wien soll die Digi-Hauptstadt Europas werden. Da haben wir noch einen weiten Weg vor uns, aber wir haben gute Voraussetzungen

Das, was uns auch die Europäische Union als weitere Entwicklung vorschlägt, nämlich insbesondere den Ausbau von 5G, ist eine der gemeinsamen Herausforderungen, die auf Bundesebene, aber auch in den Ländern und den Gemeinden vorrangig behandelt werden sollte, um den Wirtschaftsstandort zu sichern und neue Arbeitsplätze zu schaffen, und zwar in allen Teilen unseres Landes. Nicht nur in den Zentralräumen, sondern auch in Regionen, die besonders von der Veränderung der Bevölkerung geprägt sind – quasi vom flachen Land Richtung Städte –, könnte die Digitalisierung zu einem sinnvollen Ausgleich führen.

Allein in Wien sind jetzt schon über 56 000 Menschen in 6 000 Unternehmungen im IT-Bereich tätig. Das heißt, das ist ein boomender Bereich, und ich weiß, dass das auch in anderen Bundesländern durchaus so der Fall ist.

Wir werden aber vor allem auch die Notwendigkeiten sehen, den Ausgleich zwischen Wirtschaftsstandort und sozialer Gerechtigkeit zu finden. Natürlich sehen wir die Vorteile, die sich ergeben, beispielsweise erlaubt die Digitalisierung im Gesundheits­bereich völlig neue Behandlungsmöglichkeiten.

Ich war erst vor Kurzem bei der „Langen Nacht der Forschung“. Da glaubt man, man ist in einem Science-Fiction-Film, wenn beispielsweise eine Chirurgin zeigt, dass sie die Fäden von afrikanischen Spinnen aus Tansania heranzieht, um Nerven miteinander zu verbinden. Ich habe gefragt: Wieso brauchen Sie da Spinnfäden? Gibt es da nicht irgend­etwas Technisches? – Sie sagte, nein, alles bei bisherigen Versuche ist vom menschlichen Körper abgestoßen worden und das ist weltweit die einzige Spinnenart, die offensichtlich vom menschlichen Körper nicht abgestoßen wird. Jetzt verbinden Sie einmal einen Spinnfaden mit menschlichen Nerven im Körper! Das können Sie, auch wenn Sie noch so wenig zittern, mit freier Hand nicht erreichen. Da hat die Digita­lisierung einen ungeheuren Sprung in der Chirurgie, in der medizinischen Arbeit be­wirkt, der noch vor wenigen Jahren unvorstellbar war.

Ich habe zum Beispiel auch einen junger Mann gesehen, der bei einem Motorradunfall seinen Arm verloren hat. (Zwischenruf der Bundesrätin Mühlwerth.) Dem wurde eine Prothese angebunden und mit den Nerven so verbunden, dass er die Finger bewegen konnte. Also das glaubt man nicht! Dann hat er gesagt, jetzt zeige ich Ihnen aber noch etwas. Er hat einen Ring auf meinen Arm gelegt, die Prothese an die Wand gehängt und mich aufgefordert, meine Finger zu bewegen. Ich habe meine Finger bewegt und die Finger der Prothese haben sich im Gleichklang bewegt, weil die Bewegung direkt übertragen wurde. Also, wie ich vorhin gesagt habe: Da glaubt man, man ist in einem Science-Fiction-Film!

Das sind großartige Vorteile, die wir durch die Digitalisierung erreichen werden. In Wien haben wir nun in einigen Pensionistenwohnhäusern beispielsweise eine Sturz­prävention umgesetzt. Damit ist sichergestellt: Wenn ältere Menschen in ihrer Woh­nung stürzen, wird dies durch die Smartverbindung direkt an den Portier übermittelt und es kommt sofort jemand nachschauen, was passiert ist.

Es gibt also viele Vorteile, aber es gibt fast nichts im Leben, das nur Vorteile hat. Das, was wir im Auge behalten müssen – und deshalb bin ich Herrn Bundesratspräsidenten Todt so dankbar dafür, dass er das zum Thema gemacht hat –, ist die Verbindung von wirtschaftlichem Erfolg auf der einen Seite und unserer gemeinsamen Verantwortung, dass es nicht zu weiteren Gräben in der Gesellschaft kommt, sondern dass es im Zuge der sozialen Gerechtigkeit zu einer Situation kommt, in der alle Menschen von dieser


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