13.40

Bundesrat Hubert Koller, MA (SPÖ, Steiermark): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Lie­be Frau Bundesministerin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuschauer auf der Galerie! Herr Kollege Mag. Pisec, wenn Wien so schlecht ist – und die Korrektur hat Herr Reinhard Todt richtig gemacht –, warum bleiben Sie denn dann in Wien? Warum arbeiten Sie hier in Wien und sind nicht längst schon woanders? (Rufe bei der FPÖ: Trotz der SPÖ! – Bundesrätin Mühlwerth: Ja, weil wir’s ja besser machen wollen!) Ja, das glaube ich Ihnen sogar. (Anhaltende Zwischenrufe bei der FPÖ.) – Dass Sie wol­len, glaube ich, aber Sie werden die Möglichkeit nicht erhalten. (Beifall bei der SPÖ.)

Meine Damen und Herren! Beim Tourismus- und Freizeitbericht 2017 handelt es sich natürlich um einen Erfolgsbericht, Frau Ministerin. Das ist richtig. Es sind tüchtige Leute am Werk. Es geht um diese Felder der Landschaft, unserer Angebote und um das Feld der Arbeit, des Arbeitsmarktes, der Unternehmer und der Beschäftigten. Wir haben von den Vorrednern schon Zahlen und Fakten erhalten. Man kann aber bei all diesen Feldern natürlich auch noch etwas dazusagen. Der Mensch im Tourismus ist sehr wichtig. Die ÖsterreicherInnen oder auch diejenigen aus den benachbarten Län­dern, die mithelfen, machen hier in Österreich in den Betrieben, in der Freizeitwirtschaft einen guten Job, ansonsten könnten wir diese Bilanz im Jahr nicht ziehen.

Gastfreundschaft wird in Österreich sehr großgeschrieben und auch hochgehalten. Ich glaube, das ist in Österreich auch eines der wichtigsten Dinge für den Erfolg dieser Branche, die wahrscheinlich nicht ganz abgrenzbar ist. Man darf es aber nicht unter­schätzen, denn 8,6 oder 8,7 Prozent des BIP, des Bruttoinlandsprodukts, sind schon ein großer Beitrag hier in unserem schönen Österreich.

Schlimm ist die Auswirkung, dass – und das haben die Kollegen bereits gesagt – von den rund 210 000 Beschäftigten im Tourismus nur etwa die Hälfte Österreicher sind. Kollege Novak hat schon ausgeführt, dass man darüber wirklich nachdenken muss, und ich glaube, dass in dem Masterplan auch einiges drinnen ist und beraten wird, wie man etwa junge Menschen in diese Branche bringt, aber dann auch später in dieser Branche halten kann. Es gibt vieles, das schon angesprochen wurde, aber das Schlimmste bei uns ist wirklich – man erfährt das, wenn man etwa mit Menschen in der Hotelfachschule Bad Gleichenberg spricht, und es wurde auch hier schon gesagt –: Wir haben eine Topausbildung, wenn aber viele von diesen jungen Menschen sofort in eine andere Branche wandern, ist das ein Problem.

Wir haben bei den Beschäftigten einen sehr, sehr hohen Frauenanteil und – besorgnis­erregend – einen großen Anteil an geringfügiger beziehungsweise prozentueller Be­schäftigung. Die Maßnahmen, die gesetzt wurden, zielen darauf ab, dass man das ein bisschen regeln kann. Es gibt Betriebe im ländlichen Bereich, die davon stark betroffen sind, aber es gibt auch Betriebe, die ihr Bettenangebot nicht zur Gänze ausnutzen kön­nen, weil das Personal fehlt. Das heißt, die Umstände sind sehr, sehr gut, dass wir noch mehr im Tourismus erwirtschaften könnten, wir haben aber das Personal dafür nicht. Das ist eine sehr, sehr dringende Frage, die zu lösen ist.

Das zweite Problem sehen wir im ländlichen Bereich, wo es viele Gemeinden gibt, in denen überhaupt keine Gaststätten mehr sind – eine Gemeinde mit 3 000, 4 000 Ein­wohnern, eine kleinere Gemeinde und keine Gaststätte mehr! Das heißt, wir haben ein großes Problem bei der Übergabe von Betrieben von den Älteren an die Jugend. Auch dieser Faktor muss – das ist ganz, ganz wichtig – durchleuchtet werden: Welche Ver­einfachungen können stattfinden, damit die Menschen in dem Betrieb und damit auch zu Hause bleiben und arbeiten? Nichts Schlimmeres kann im gesellschaftlichen Leben passieren, als dass man in einer Ortschaft manche Dienstleistungen nicht mehr hat. (Bundesrat Seeber: Richtig, da hat er recht!)

Es ist immer witzig, die Diskussion in den Tourismusverbänden mitzuverfolgen. Ich bin lange im Tourismusverband gewesen, sogar Regionalchef von drei Bezirken. Wir ha­ben in der Steiermark ein Gesetz, dass jeder Betrieb, jedes Unternehmen mitzahlen muss. Da wurde oft die Frage gestellt: Warum muss ich als Tischler oder als Tankstel­lenbesitzer eigentlich mitzahlen? – Tourismus wirkt tatsächlich auf viele Unternehmun­gen im Ort, und deshalb ist es sehr, sehr wichtig, auch die Grundvoraussetzungen für Beschäftigung und für mehr Tourismus zu schaffen. (Beifall bei der SPÖ sowie des Bundesrates Seeber.)

Die Angebote im Tourismus bei uns sind sehr vielfältig, und daran wird stark gearbei­tet. Frau Ministerin, gerade in Ihrem Ressort sind sehr viele Dinge angesiedelt. Wir haben heute schon die Themen Grüner Bericht und Landwirtschaft auf der Tagesord­nung gehabt. Ich komme aus einer Bergbauerngemeinde – sie ist nicht weit von dort entfernt, wo Sie, Frau Ministerin, gewohnt haben – und weiß, wie schwierig der The­menkomplex ist, denn es stimmt, was Günther Novak gesagt hat: Landschaft und Kul­turlandschaft müssen gepflegt werden. Das ist eine große Voraussetzung.

Wir haben viel von dem Schönen, aber ohne Pflege kann das nicht mehr so schön bleiben. Deshalb gibt es auch die Maßnahmen, die die Gemeinden setzen. Tatsächlich sitzen viele Bürgermeister hier. Die Gemeinden mit Unterstützung an Vereine und Be­triebe, aber auch in Gesamtprojekten tragen wirklich sehr, sehr viel dazu bei, dass Tourismus funktioniert. Vor mir sitzt gerade ein Bürgermeister (in Richtung Bundesrat Ofner): Was wäre Hüttenberg ohne die Mithilfe der Gemeinde im Tourismus, oder was wäre Micheldorf, wo unser Präsident Lindinger aktiv ist, und so weiter? – Überall ver­sucht man, das toll zu unterstützen.

Die Nachhaltigkeit ist auch angesprochen worden. In Ihren Zuständigkeitsbereich, Frau Ministerin, fällt da wirklich sehr, sehr viel.

Ein weiteres Thema, das mir am Herzen liegt, ist die Mobilität, die öffentliche Mobilität. Ich habe mit Freude festgestellt, dass hierzu auch praktisch überlegt wird. Immer mehr Menschen in den Städten brauchen kein Auto mehr, weil die öffentliche Mobilität dort gut ist. Wenn sie aber auf Urlaub fahren, kommen sie derzeit noch immer herkömmlich mit dem Fahrzeug oder mit dem Flugzeug. (Bundesrätin Mühlwerth: Das ist aber auch schon unterschiedlich!) Deshalb muss hier ein entsprechendes Angebot geschaffen werden, sodass auch der Tourismusaufenthalt mit öffentlicher Mobilität verknüpft wird.

Die Zahlen sind auch in der Steiermark sehr erfreulich. Wir liefern uns mit etwas über 13 Millionen Nächtigungen ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit Kärnten. Was aber in der Steiermark, in meinem Land besonders hervorsticht, ist, dass viele Steirer bei uns Ur­laub machen, aber auch viele Österreicher in der Steiermark, im Grünen Herzen Ös­terreichs Urlaub machen und wir somit eigentlich von den ausländischen Gästen eine bescheidene Anzahl haben. Deutsche überwiegen – wie im Allgemeintrend – mit 3 Mil­lionen Nächtigungen. Es gibt aber sehr, sehr viele, die es schätzen, in Österreich, bei uns in der Steiermark, Urlaub zu machen.

Ich komme aus dem Schilcherland. Das heißt, wir haben viele Angebote, die wir sehr, sehr schätzen. – Die Kollegen aus der Steiermark wissen das ja. (Heiterkeit bei Bun­desräten der FPÖ.) – Natürlich muss man auch für sein Land werben, das ist ja gar keine Frage.

Insgesamt kann man allen nur gratulieren, die positiv zu diesem Erfolg beitragen. Das sind sehr, sehr viele. Sie machen einen guten Job, und wir hoffen, dass das so wei­tergeht und wir eine Lösung für die Unternehmer finden, sodass die Beschäftigung, auch die österreichische Beschäftigung in diesem Bereich zunimmt. Alles Gute! – Dan­ke schön. (Allgemeiner Beifall.)

13.49

Präsidentin Inge Posch-Gruska: Bevor ich die nächste Rednerin zum Rednerpult bitte, darf ich recht herzlich den vierten Jahrgang der HAK Oberpullendorf mit National­rätin Klaudia Friedl bei uns begrüßen. – Herzlich willkommen im Bundesrat! (Allgemei­ner Beifall.)

Nächste Rednerin ist Bundesrätin Marlies Steiner-Wieser. – Bitte sehr.