BundesratStenographisches Protokoll886. Sitzung, 886. Sitzung des Bundesrates am 6. Dezember 2018 / Seite 55

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sorge zu betreiben. Eine finanzielle Absicherung unserer österreichischen Landwirte wäre sicherlich wünschenswert.

Doch wie sieht das in der Praxis aus? – Wenn man sich bei einem Versicherungsun­ternehmen versichert und Schäden auftreten, und dies in vermehrtem Ausmaß – was aufgrund des Klimawandels leider zu befürchten ist –, dann werden die Prämien er­höht. Ist man als Einzelner in vermehrtem Ausmaß davon betroffen, kommt es sogar zu Kündigungen durch das Versicherungsunternehmen. Werden mit dieser Maßnahme wirklich unsere Landwirte unterstützt, oder handelt es sich hierbei nicht eher um eine Förderung der österreichischen Versicherungsunternehmen auf Kosten der Steuer­zahler?

In diesem Zusammenhang fällt mir auch ein Spruch ein: „Erst wenn der letzte Baum gerodet, der letzte Fluss vergiftet, der letzte Fisch gefangen ist, werdet ihr merken, dass man Geld nicht essen kann.“ Eines muss klar sein: Die Entschädigungszahlungen machen das Fehlen bei den Ernteerträgen nicht wett, und das geht dann irgendwo auf die Dauer nicht mehr gut. Daher wäre es aus unserer Sicht notwendig, in Ihrem Mi­nisterium für Nachhaltigkeit – und ich betone hier die Nachhaltigkeit – Maßnahmen ein­zuleiten, die die eingangs erwähnten Schadensereignisse nicht im Nachhinein finan­ziell abgelten, sondern finanzielle Anreize schaffen, um zum Beispiel Dürreschäden schon vorzeitig zu begegnen. Weiters wäre es aufgrund des Klimawandels notwendig, die landwirtschaftlichen Betriebe zukunftsfit zu machen und auf die Möglichkeit von zwei Ernten vorzubereiten.

Das System der künstlichen Bewässerung findet man bereits in vielen Teilen Europas, die mit dem Problem der Dürre und Trockenheit konfrontiert sind. Österreich gilt als eines der wasserreichsten Länder. Wir haben zurzeit kein Wasserproblem, sondern ein Verteilungsproblem. Die Klimaerwärmung ist eine Tatsache und wird zukünftig noch verstärkt unsere Landwirtschaft in Mitleidenschaft ziehen. Mit Bewässerungssystemen könnte man dem wesentlich entgegenwirken.

Warum setzt man hier auf Entschädigung und nicht auf Prävention? Vielleicht sollte man da beim Gesundheitssystem Anleihe nehmen, wo schon länger bekannt ist, dass Prävention erfolgreicher ist als die Bekämpfung von Krankheiten im Nachhinein. Wenn ich aus meiner beruflichen Erfahrung sprechen und das mit der Diabetesvorsorge ver­gleichen darf, so empfehlen wir bei der Diabetesvorsorge, die Ernährung umzustellen, sich mehr zu bewegen, auf Nikotin und Alkohol zu verzichten; wir suchen da keine Versicherungsmodelle, die im Fall von Amputationen oder Erblindung die Schäden im Nachhinein abdecken.

Liebe Frau Bundesminister, erfreulich wäre es auch gewesen, wenn wir im Zuge der heutigen Sitzung einen Initiativantrag Ihrerseits behandeln hätten können, der sich mit den aktuellen Unwetterschäden der land- und forstwirtschaftlichen Bereiche in unse­rem Heimatbundesland Kärnten auseinandergesetzt hätte, und diesen Initiativantrag einem mehrheitlichen Beschluss zuführen hätten können.

Kollege Spanring hat heute bereits eine Berufsgruppe vor den Vorhang geholt, und das möchte ich an dieser Stelle jetzt auch tun. Gestern war der Tag des Ehrenamtes. Wenn man bedenkt, wie viele Ehrenamtliche im Katastropheneinsatz tagtäglich die Be­reitschaft bekunden zu helfen – in Kärnten waren es beim letzten Unwetter 5 000 –, so haben sie, glaube ich, für das, was sie mit ihrem Einsatz an Schäden abgewandt und für die Landwirtschaft getan haben, einen besonderen Applaus verdient. (Allgemeiner Beifall.)

Wie Sie sich selbst überzeugen konnten, ist ein Drittel unseres gesamten Bundeslan­des durch Sturm, Starkregen, Hochwasser und Murenabgänge massiv in Mitleiden­schaft gezogen worden. Die Schäden belaufen sich nach ersten Schätzungen auf mehr


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