BundesratStenographisches Protokoll886. Sitzung, 886. Sitzung des Bundesrates am 6. Dezember 2018 / Seite 71

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Pflanzenschutz in der Landwirtschaft ist aber manchmal bei notwendigen Indikationen einfach eine Maßnahme, um die Pflanzen zu schützen und damit die Ernährung in Österreich, die Ernährung unserer Bevölkerung mit heimischen Lebensmitteln, sicher­zustellen.

Ich darf Ihnen ein Beispiel geben: Der Drahtwurm hat heuer dem österreichischen Kar­toffelbau sehr stark zugesetzt. Wir werden so viele Kartoffeln wegwerfen beziehungs­weise entsorgen, wie 2 Millionen Menschen essen könnten. Wenn Sie das wollen, dann verzichten Sie auf ein paar Gramm eines Pflanzenschutzmittels! All das ist mög­lich, wir sollten den Leuten aber auch sagen, was daraus entsteht, damit der Pflanzen­schutz nicht generell schlechtgeredet wird!

Wir brauchen in der Landwirtschaft durchaus auch eine verstärkte Orientierung in Rich­tung Bioökonomie und Bioentwicklungen. Es ist sehr viel Geld in Richtung Forschung unterwegs, weil für nachwachsende Rohstoffe innerhalb der Landwirtschaft viel Platz ist.

Wir müssen uns anschauen – das ist ebenfalls eines der generellen Themen –, wie wir junge Landwirte in den ländlichen Regionen halten können, denn es ist auch ein euro­päisches Problem, dass es eine Wanderung von den ländlichen Gebieten in die urbanen Räume gibt. Wenn wir die ländlichen Gebiete besiedelt halten wollen, müssen wir den ländlichen Raum für junge Menschen und vor allem für junge Frauen attraktiv erhalten. In diesem Zusammenhang geht es um Infrastrukturmaßnahmen, auch im so­zialen Bereich, und um den Ausbau der Digitalisierung, um auch dezentral qualitativ hochwertige Arbeitsplätze zu haben.

Letztlich aber ist es die Landwirtschaft, welche die Basis des ländlichen Raums dar­stellt. Daher gilt es, die Chancen für die jungen Landwirte auszubauen. – Ich bin dabei! Wir brauchen weniger Zwang in Richtung: Wachsen oder Weichen, wir brauchen mehr Diversifikation innerhalb der Landwirtschaft, also eine breitere Produktpalette, wir brau­chen mehr Verarbeitung sowie einen stärkeren Einstieg in die Vermarktung und auch in die Dienstleistung. Manchmal kann es sogar interessant sein, auch eine Vermittlung von bäuerlichem Wissen durchzuführen, weil viel, was in der Gesellschaft gesprochen wird, nicht mehr der Realität auf den Höfen entspricht.

Dazu brauchen wir auch eine Vereinfachung des Rechtsrahmens. Wir brauchen weni­ger Bürokratie, weniger rechtliche Maßnahmen und eine klarere Handhabung. So braucht es zum Beispiel im Bereich der Investitionsförderung und der ländlichen Ent­wicklung sicherlich entsprechende Vereinfachungen.

Außerdem brauchen wir – du, Frau Bundesministerin, sprichst das immer wieder an – gegenüber dem Handel eine stärkere Stellung auf dem Markt. – Dazu ein Beispiel: Es mag gut sein, wenn mehr Tierwohl gefordert und gefördert wird und die Handelsun­ternehmen das auch entsprechend bewerben. Es ist aber nicht positiv, wenn damit genau jene kleinen Tierhaltungsbetriebe, die nicht die Möglichkeit haben, 365 Tage im Jahr einen Auslauf herzustellen, von der Vermarktung ausgeschlossen werden.

Wir haben gehört, dass wir eine stärkere Unterstützung der Landwirtschaft brauchen. Dazu ist es auch notwendig, dass der Finanzrahmen beibehalten und keine Reduktion der Zahlungen seitens Brüssels vorgenommen wird. Die Flächenzahlungen im Rah­men der ersten Säule dienen nämlich nicht nur dazu, das Einkommen der Landwirt­schaft zu stärken, sondern sie dienen auch dazu, den Konsumenten Zugang zu heimi­schen Lebensmitteln zu ermöglichen, die einen hohen Umweltstandard, die einen ho­hen Tierschutzstandard, aber auch einen hohen Sozialstandard haben, weil sie nicht in Drittländern erzeugt wurden, wo soziale Gerechtigkeit keinen Platz hat. Diese Produkte aus Drittländern können aber durchaus nach Österreich importiert werden, weil der Agrarmarkt ein weltweit offener Markt ist. Die österreichische Landwirtschaft kann und will sich jedoch nicht so verhalten, wie der Weltmarkt sich verhält!

 


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