BundesratStenographisches Protokoll886. Sitzung, 886. Sitzung des Bundesrates am 6. Dezember 2018 / Seite 77

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deutlichen: Wir haben 144 Millionen Nächtigungen im Jahr 2017 gehabt. Das entspricht einer Steigerung von 2,5 Prozent, davon ein Plus von über 6 Prozent aus dem Land Tschechien, über 5 Prozent aus Ungarn und 18 Prozent aus Russland. Das sagt also schon etwas über die Bedeutung aus.

Mir ist auch noch wichtig zu erwähnen, dass 54 Millionen Nächtigungen aus unserem Nachbarland Deutschland kommen, das nach wie vor der wichtigste Herkunftsmarkt ist. Für Sie vielleicht auch ganz interessant ist die Tatsache, dass mehr als die Hälfte aller Nächtigungen in Tirol und in Salzburg generiert werden. Das heißt, Tourismus­politik ist ganz eindeutig auch Regionalpolitik.

Um diese Entwicklung gut voranzutreiben, gibt es eine Kooperation mit der Österreichi­schen Hotel- und Tourismusbank. Es ist ja nicht ganz einfach für unsere KMUs, ent­sprechend Geld zu lukrieren beziehungsweise an günstige Kredite zu kommen. Diese Instrumente sind sehr gut für den Tourismus, 2017 gab es einen Investitionsrekord.

Meine sehr verehrten Damen und Herren, 90 000 Betriebe gibt es in Österreich – ich nenne jetzt nur Circazahlen –, circa 300 000 Menschen arbeiten im Tourismus. Wir ha­ben fast 60 Milliarden Euro direkte und indirekte Wertschöpfung, das sind 16 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Sehr erfreulich ist weiters, dass 90 Prozent der Vorleistun­gen in Österreich in der Gastronomie, der Hotellerie, der Landwirtschaft, der Nahrungs­mittelindustrie und der Getränkeindustrie geschehen. Das heißt, das Geld wird hier bei uns erwirtschaftet.

Welche Probleme aber haben wir? Was macht die Regierung, damit dieser Trend fort­gesetzt werden kann? – Wir haben einfach einen eklatanten Mangel an Fachkräften. Das ist evident, betrifft aber nicht nur den Tourismus, das geht, wie wir alle wissen, in ganz Österreich quer durch alle Branchen. Es gibt – das ist offenkundig – einen Kampf um die besten Kräfte. Ich bin überzeugt davon, dass sich in den nächsten Jahren auf diesem Sektor unsere Wettbewerbsfähigkeit entscheiden wird.

Ich weiß, es ist ein Thema, das oft polarisiert, das ist aber ein falscher Ansatz: Die Ar­beitszeitflexibilisierung – ich möchte sie hier nur streifen – war ein richtiger Schritt in die richtige Richtung. Wir müssen die Dienstleistung für unsere Gäste verbessern. Wir müssen den Tourismus am Standort stärken. Das war ein richtiger Schritt. Was ich nicht ganz verstehe, ist, warum immer, wenn man von diesen Dingen spricht, Polemik gemacht und schlecht geredet wird. Ich gestehe auch zu, dass es Einzelfälle geben mag, die sich nicht daran halten, aber eine ganze Branche immer schlechtzumachen finde ich falsch und bringt uns letztendlich nichts. Beim Arbeitskräftethema müssen wir zusammenhalten, sonst können wir Österreich nicht entsprechend entwickeln.

Meine sehr verehrten Damen und Herren, ich habe mir noch eine Zahl angeschaut: Im Oktober 2018 gab es in Österreich alleine in der Gastronomie – das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen – 10 000 offene Stellen, davon 1 650 Lehrstellen. Das macht mich, ehrlich gesagt, schon nachdenklich, noch dazu, da das viele gar nicht mehr beim AMS melden und wir eine hohe Dunkelziffer haben. Das heißt, an diesem Thema muss man dranbleiben. Die Bundesregierung hat auch bereits erste Schritte gesetzt: die Re­gionalisierung der Mangelberufsliste, in die das Berufsbild Koch aufgenommen wurde, sowie eine Adaptierung der Rot-Weiß-Rot-Karte. Ich würde mir wünschen – weil Weih­nachten vor der Tür steht –, dass es ein bisschen mehr als die angepeilten 300 Fach­kräfte sind, aber was nicht ist, kann ja noch werden.

Meine sehr verehrten Damen und Herren, oft denke ich mir – ich möchte nicht jammern und komme am Schluss noch einmal darauf zu sprechen – und sehe es auch: Die Hüt­te brummt, es ist alles bummvoll, aber die Ertragslage ist schlecht. Es gibt eine KMU-Studie, die besagt – Kollege Novak hat das auch im Ausschuss angeschnitten –, dass 40 Prozent unserer Betriebe eine negative Eigenkapitalquote haben. Da gilt es, anzu-


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