BundesratStenographisches Protokoll886. Sitzung, 886. Sitzung des Bundesrates am 6. Dezember 2018 / Seite 82

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Wissens, aufgrund derer uns Touristen in erster Linie besuchen. Dies zeigt dieser Be­richt klar und das wurde auch im Ausschuss rezipiert.

Erwähnen möchte ich, dass 2018 seitens der Europäischen Union das Europäische Jahr des Kulturerbes ausgerufen worden ist, das European Year of Cultural Heri­tage 2018.

Der Erhalt der kulturellen Erinnerung ist ein Anliegen, dem sich auch die Europäische Kommission widmen möchte und widmen muss. Heute und morgen findet anlässlich dieses Jahres eine Konferenz statt, bei der auch der EU-Kommissar und die gesamte europäische Klientel, die sich mit diesem Thema beschäftigt, anlässlich der Ratspräsi­dentschaft in Wien anwesend sind. Da ist man doch überrascht – das muss man er­wähnen –, wie mit dem imperialen Erbe in Wien umgegangen wird.

Das imperiale Erbe Wiens zeigt eine extrem hohe Bauqualität auf. Die historischen Bauten beweisen dies, allein diese wunderschöne Hofburg hier spricht für sich selber: die Räume und Orte des Wissens. Im Sightseeing-Ranking stehen an erster Stelle das historische Zentrum Wiens, die Ringstraßenbauten und die Gründerzeithäuser. Die Schatzkammer allein – ich kann jedem empfehlen, sie einmal anzusehen, sie liegt we­nige hundert Meter von hier entfernt – zeigt, was Österreichs jahrhundertealte Ge­schichte, wie Sie es, sehr geehrte Frau Ministerin, eindrucksvoll in Ihrem Eingangs­wortlaut beschrieben haben, darstellt. Zwei Kaiserkronen, die eine 1 000 Jahre alt, die andere 400 Jahre alt, und der Burgunderschatz aus dem 15. Jahrhundert sind dort zu sehen. Das sind Schätze, um die uns andere Kulturnationen natürlich beneiden.

Wien ist aber leider anders, und das muss man hier erklären. Wien ist anders, und es zeigen sich – das muss man einfach mit aller Deutlichkeit sagen – die unfassbaren Zerstörungsaktivitäten, die in den letzten Jahren massiv in unserer Stadt zugenommen haben. Es sind Bauspekulanten im Zusammenspiel mit der rot-grünen Stadtregierung in Wien. Das, was in Syrien, in Aleppo die Bomben machen, die dieses antike, wun­derschöne Aleppo praktisch zerstört haben, machen in Wien die Bagger dieser rot-grü­nen Stadtregierung. (Beifall bei FPÖ und ÖVP. – Zwischenrufe bei der SPÖ.)

Ich möchte gar nicht aufzählen, was nach Kriegsschluss alles abgerissen wurde. Dass von der SPÖ Widerstand kommt, habe ich erwartet, weil es das Gewissen ist, das na­türlich schwer aufträgt. (Bundesrätin Schumann: Das mit Aleppo zu vergleichen!) Ich muss aber hier fortfahren. Ich möchte nun nicht die ganzen Objekte anführen, denn dann bräuchte ich wesentlich mehr Redezeit. Es ist alles in Wikipedia, in der Online­enzyklopädie, eindrucksvoll dargestellt, was nach 1945 an gesunden, intakten Gebäu­den alles abgerissen wurde: über 50 Palais, über 1 000 Gründerzeithäuser. 50 der ge­samten Parkflächen Wiens wurden verbaut.

Um ein Beispiel zu nehmen, reicht es, alleine die Weltausstellung 1873 zu nennen: Das war die Gründerzeit Österreichs, das war der Bauboom, das war der Wirtschafts­boom, die erste industrielle Revolution. (Zwischenruf des Bundesrates Beer.) 53 000 Aus­steller und 7 Millionen Besucher waren hier in Wien. Was ist heute als Erinnerung noch vorhanden? – Ein völlig heruntergekommener, desolater Pavillon, der der Gemeinde Wien gehört, und eine einzige Station der Liliputbahn im Wiener Prater mit dem Namen Rotunde. Das ist das Erbe, das die SPÖ und mit Ihnen jetzt auch die Grünen der neu­en Generation im 21. Jahrhundert hinterlassen haben. Wo ist hier die kulturelle Erinne­rung? Wo ist hier das kollektive Gedächtnis? – Es wurde leider ausgelöscht.

Ein ganz aktuelles Beispiel ist der Heumarkt, wo ein äußerst dubioser Investor Woh­nungen für Millionäre errichten möchte und auch statt dem Eislaufplatz für Kinder, der weggeräumt wird, errichten wird. Was steht noch an? – Der Platz des Fußballklubs Vienna, des ältesten Traditionsklubs Wiens, wo Länderspiele unseres österreichischen Wunderteams stattfanden, wird vermutlich verbaut werden; das Parkareal des Schlos-


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