BundesratStenographisches Protokoll886. Sitzung, 886. Sitzung des Bundesrates am 6. Dezember 2018 / Seite 95

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rung heute zustimmen, denn schließlich warten alle Bundesländer und vor allem auch die Gemeinden auf diese Finanzierungszusage für die elementare Bildung unserer Kin­der. Immerhin ist ja schon quasi Jahresende. Wie wir wissen, beginnt ein Kindergar­tenjahr bereits im September. Das heißt, es ist jetzt wirklich höchste Zeit, dass diese Finanzierungszusage kommt.

Das Zustandekommen dieser 15a-Vereinbarung war ja einigermaßen kurios. Zuerst wurden Kürzungen angekündigt, dann sind doch dieselben Mittel wie in den letzten Jahren auch zur Verfügung gestellt worden, diesmal für einen längeren Zeitraum, was wir auch begrüßen, weil das etwas Planungssicherheit schafft.

Dass man in diesen Bereich, in die elementare Bildung unserer Kinder weitaus mehr Mittel investieren müsste, um das ganze Potenzial der Elementarbildung zu heben, da stimmen wir, glaube ich, alle überein. Ich möchte an ein paar Beispielen verdeutlichen, was in diesem Bereich so dringend auf einen Schub, auf eine Innovation warten würde.

Vielleicht vorweg: Ich bin als Vorsitzende der Kinderfreunde in der Donaustadt für 24 Kindergärten und Horte zuständig und mache immer um den Jahreswechsel einen Besuch bei allen Leiterinnen dieser Einrichtungen, um zu hören, wo im Alltag der Schuh drückt und was gerade aktuell ist. Was ich zurzeit immer wieder höre, ist einer­seits Begeisterung und Dankbarkeit, dass die Elementarbildung endlich den Stel­lenwert in der politischen Debatte bekommt, den man sich schon so viele Jahre erhofft hat. Sie sagen: Endlich erkennt ihr den Wert unserer Arbeit! – Und gleichzeitig sagen sie: Wo bleibt die Ernsthaftigkeit? Wo bleibt die Honorierung dessen, was wir tun, und die Anerkennung, dass wir dafür ordentliche Rahmenbedingungen brauchen?

Ich möchte das noch mit einer Langzeitstudie aus England untermauern. Eine For­scherin, Kathy Sylva, hat Folgendes gezeigt: Sie hat über 15 Jahre Kinder begleitet, die unterschiedlich lange in unterschiedlichen elementarpädagogischen Einrichtungen waren. Folgendes ist sehr klar geworden: Der Erfolg der Elementarbildung ist dann be­sonders groß und nachhaltig auf die Bildungskarriere eines Menschen wirksam, wenn die Qualität der Einrichtung passt, wenn die Kinder diese Einrichtung einige Jahre be­suchen und wenn sie die Möglichkeit haben, mehrere Stunden am Tag in dieser Ein­richtung zu sein, weil die pädagogische Arbeit nur dann gut gelingen kann.

Da muss man jetzt ehrlicherweise sagen, dass mit der vorliegenden 15a-Vereinbarung eine Chance verpasst worden ist. Ich möchte aber konstruktiv sein, in die Zukunft bli­cken und auffordern, dass wir daran gemeinsam arbeiten. Was den wirklichen Unter­schied im pädagogischen Setting machen würde, ist die Änderung des Betreuungs­schlüssels, die Änderung der Gruppengröße, sprich: Wie viele Kinder hat eine Päda­gogin, ein Pädagoge tatsächlich zu bilden, zu betreuen, zu begleiten. Ich weiß, und das ist schlussendlich auch der springende Punkt, das ist eine Frage der Finanzierung, denn das kostet natürlich mehr. Ich weiß auch, dass das der Hemmschuh ist. Ich sage nur: Für die Zukunft sind das die Schrauben, an denen wir miteinander dringend dre­hen sollten.

Ein nächster Punkt sind die Rahmenbedingungen für die PädagogInnen selbst. Aktuell steht eine Elementarpädagogin im Kindergartenbereich – nicht in der Krippe – manch­mal mit 25 Kindern in einer Gruppe. Da ist zwar noch eine Assistentin dabei, aber wohl niemand von uns möchte tauschen und würde es jeden Tag lustig finden, mit 25 Kin­dern, die in diesem Alter natürlich äußerst unterschiedlich sind, all die Anforderungen an Pflege, an Bildungsangebote, die man setzen möchte, gut umzusetzen. Auch das spielt natürlich wieder in diesen Betreuungsschlüssel hinein.

Die PädagogInnen fragen mich zurzeit auch immer wieder: Was bedeutet denn dieser 12-Stunden-Tag für uns als Einrichtung? Bedeutet das, dass wir auch 12 Stunden offen haben müssen? Bedeutet das, dass wir diesen Kindergarten von 6 bis 18 Uhr


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