BundesratStenographisches Protokoll886. Sitzung, 886. Sitzung des Bundesrates am 6. Dezember 2018 / Seite 96

HomeGesamtes ProtokollVorherige SeiteNächste Seite

offen halten müssen? Ehrlich gesagt sind da die Fahrzeiten der Eltern vom Arbeitsplatz zur Kinderbetreuungseinrichtung, um das Kind abzuholen, noch nicht dabei. Und be­deutet das für mich als Elementarpädagogin dann, dass ich noch länger brauche, weil ich dann mein Kind erst nach 14 Stunden wieder abholen kann? Diese Fragen sind also tatsächlich akut, und wir können noch nicht genau abschätzen, was diese Flexi­bilisierung der Arbeitszeit für unsere elementarpädagogischen Einrichtungen bedeutet. (Bundesrat Längle: Deswegen gibt es ja die Arbeitszeitflexibilisierung!)

Ein weiteres Thema ist die Sprachförderung. Wir alle wissen, dass es in diesem Be­reich natürlich mehr Mittel bräuchte, um dem Bedarf gerecht zu werden. Alle Prakti­kerInnen wissen, dass das eine Arbeit ist, die ganz stark individuell erfolgen muss, weil die Kinder auf sehr unterschiedlichem Niveau sind und man das natürlich nur mit sehr individueller Zuwendung ausgleichen und anheben kann. Durch die Verzögerung der Verhandlungen im Sommer war es in manchen Bundesländern tatsächlich so, dass die FörderpädagogInnen, die oft befristet angestellt sind, ihren Vertrag nicht verlängert bekommen haben, weil nicht klar war, wie das im Herbst weitergehen wird. Die haben sich dann nach anderen Stellen umgeschaut, und es ist tatsächlich so, dass jetzt in manchen Bundesländern für diesen Jahrgang SprachförderInnen und Sprachförderpä­dagogInnen fehlen, was natürlich bedauerlich ist.

Ein anderes Thema, das die PädagogInnen sehr bewegt, ist die Elternarbeit, die immer intensiver wird. Dadurch, dass man der Elementarpädagogik immer mehr Aufgaben zuschreibt, ist die Notwendigkeit, die Eltern als BildungspartnerInnen ins Boot zu holen, natürlich gestiegen. Diese Elternarbeit braucht aber Zeit, und die ist in der Stundenta­belle einer Pädagogin oft nicht abgebildet. Das passiert oft nur so zwischen Tür und Angel, schnell, schnell, wenn das Kind abgeholt wird; da kann man aber nur schwer ernsthafte Gespräche führen. Es braucht auch eine Qualifizierung, man muss sich als 18-jährige Absolventin einer Bafep zutrauen, solche Gespräche zu führen, ernsthafte Themen anzusprechen. Das müssten wir in die Ausbildung der ElementarpädagogIn­nen und bei einer Anstellung auch in die Stundentabellen einplanen. (Beifall bei der SPÖ. – Bundesrätin Mühlwerth: Warum macht ihr das nicht dort, wo ihr alles in der Hand habt? In Wien passiert das alles nicht!)

Es gäbe noch mehrere Themen, und das Schöne ist, dass sich in der Elementarbil­dung auch die Sozialpartner eigentlich sehr, sehr einig sind. Es gibt einen gemeinsa­men Maßnahmenkatalog der Industriellenvereinigung und der Arbeiterkammer, der Ge­werkschaft und so weiter, weil allen klar ist, was es in diesem Bereich braucht. Da sind alle diese Forderungen beschrieben. Da gehört dann noch die tertiäre Ausbildung für gruppenführende PädagogInnen dazu und so weiter.

Ich möchte noch ein Wort zum Wertekatalog verlieren, weil ich auch dazu gefragt habe. Ich war mit dem Katalog unterwegs und habe gefragt: Was haltet ihr von diesem Katalog? – Die Rückmeldung war, dass eigentlich alle Dinge, die dort grob skizziert sind, ohnedies schon seit 2009 im Bildungsrahmenplan beschrieben sind. Der steht in den Einrichtungen als Grundlage zur Verfügung, und auf dieser Grundlage wird gear­beitet. Insofern ist das also durch ein anderes Dokument bereits abgedeckt.

Was das Kopftuch betrifft, habe ich nachgefragt – die Kinderfreunde haben österreich­weit ungefähr 200 Einrichtungen –: Wir haben kein einziges Kind, das ein Kopftuch trägt. (Bundesrat Steiner: Darum geht’s ja nicht!) So wie dieses Thema medial dar­gestellt wird, habe ich insgesamt das Gefühl, dass anscheinend ein großes Problem zur Lösung ansteht, ohne dass man jemals die Fakten oder Zahlen erhoben hat, um welche Größenordnungen, um welche Zahlen es dabei eigentlich geht. (Bundesrat Steiner: Es geht nicht um eure Sozikindergärten, sondern vor allem um die öffentli­chen Kindergärten!) Ein Problem so zu lösen halte ich für reichlich unseriös, aber damit halte ich mich nicht so sehr auf, weil ich den großen Raum, den das Thema einnimmt, nicht für gerechtfertigt halte.

 


HomeGesamtes ProtokollVorherige SeiteNächste Seite