BundesratStenographisches Protokoll888. Sitzung, 888. Sitzung des Bundesrates am 20. Dezember 2018 / Seite 132

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Da passt es nur in das Bild – zur Einkesselung komme ich noch –, dass man dann nach dem Spiel in einem Wirtshaus noch entsprechend Zechprellerei betreibt, weil man fluchtartig das Gelände verlassen muss und dann auch noch alles mitgehen lässt, was dort nicht niet- und nagelfest ist. Da sind wir dann schon fast bei etwas, was man als Plündern bezeichnen könnte.

Ich komme nun zu dieser Anhaltung, zu dieser Einkesselung, die Sie problematisiert haben. Sie wissen ganz genau, dass es durch sogenannte Fans einen Beschuss der Fahrbahn der Südosttangente gegeben hat, und zwar nicht nur mit Schneebällen, meine sehr geehrten Damen und Herren; das aber wäre auch schon schlimm genug, denn wenn Sie auf der Tangente mit 80 km/h unterwegs sind und Sie unerwartet – Sie rechnen ja nicht damit – einen Schneeball auf die Windschutzscheibe geknallt bekom­men, dann wäre es nur eine natürliche Reaktion, wenn Sie das Steuer verreißen. Ich möchte nicht daran denken, was passiert, wenn Sie dort mit Ihrer Familie unterwegs sind – auf einer der meistbefahrenen Straßen zu einer Stoßzeit –, Sie verreißen das Steuer: Was kann da für Sie, für Ihre Familie oder für andere unbeteiligte Verkehrs­teilnehmer herauskommen?

Es waren nicht nur Schneebälle, sondern es waren natürlich auch Feuerwerkskörper und Getränkedosen, hauptsächlich von Bier und Cola-Whiskey, was, wie man es nennen kann, ein Kultgetränk der Ultras ist. Ich gehe nicht davon aus, dass es Schwangere gewesen sind, die diese Getränke konsumiert haben. Auf jeden Fall sind diese Gegenstände auf die Fahrbahn geworfen worden. Das alles ist von der Tatort­gruppe sichergestellt worden und wird gerade entsprechend untersucht.

Wissen Sie, was das ist? – Das ist eine vorsätzliche Gemeingefährdung. Das ist eine schwere Straftat, mit der wir es da zu tun haben. Wenn Sie dafür verantwortlich gemacht werden, drohen Ihnen bis zu zehn Jahre Freiheitsentzug – aus meiner Sicht zu Recht.

Das ist auch der Grund, warum es dann dort diese Anhaltung und diese Kesselung gegeben hat – nämlich um festzustellen, wer diese Leute gewesen sind, die das Leben Unbeteiligter leichtfertig aufs Spiel gesetzt haben, indem sie diese Dinge auf die Fahrbahn geworfen haben; um deren Identität festzustellen. (Zwischenrufe der Bun­desrätin Hahn.) – Nein, Moment einmal: Derzeit werden die Videos ausgewertet, und da wird dann schon noch einiges nachkommen – machen Sie sich keine Sorgen! (Zwischenruf des Bundesrates Weber.)

So, und das sind Leute, die schon die ganze Zeit in diesem Zug gewesen sind. Das sind keine Leute, die zufällig in diese Gruppe hineingeraten sind. Die sind fixer Bestandteil dieses sogenannten Fanzugs, der sich dort in Bewegung gesetzt hat.

Es war zugegebenermaßen nicht allzu viel Platz. Die Leute waren aber dort nicht hineingepfercht, so wie das immer wieder dargestellt wird. (Neuerlicher Zwischenruf des Bundesrates Weber.) Sie konnten sich dort drinnen frei bewegen. Ich rechne es Ihnen gerne aus: zwei Personen auf den Quadratmeter; auf dem Fußballplatz sind es viereinhalb pro Quadratmeter, und in ihren Fansektoren halten es diese Leute sehr, sehr gut aus. (Bundesrat Weber: Aber nicht 7 Stunden!)

Es war dort sozusagen nicht die große Freiheit vorhanden, aber man konnte sich ungehindert durch diese Masse bewegen. Die Leute waren zu jedem Zeitpunkt durch die Polizei informiert, warum etwas gemacht wird, was getan wird, was die Gründe sind und wie es weitergeht. Das alles sind Komponenten, die ganz wesentlich sind, um eine Panik auszuschalten.

Warum hat das Ganze dann so lange gedauert? – Dafür gibt es eine ganz, ganz einfache Erklärung. Es gibt nur eine Ursache, und das ist die totale Verweigerungs-


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