BundesratStenographisches Protokoll888. Sitzung, 888. Sitzung des Bundesrates am 20. Dezember 2018 / Seite 159

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wiederholt, dann wird es irgendwann einmal wahr. (Bundesrat Stögmüller: Das ist Retropolitik!)

Wir haben jetzt lange, lange Jahrzehnte Bildungspolitik nach all Ihren Vorstellungen ge­habt. (Bundesrat Stögmüller: Na, na!) Die SPÖ hat dabei drei Bildungsminister, -minis­­terinnen in dem Fall – da muss ich sogar einmal gendern (Bundesrat Schabhüttl: Sehr gut!) –, verbraucht. Das Ergebnis ist, dass es nach neun Jahren Schule 25 Pro­zent Schüler gibt, die nicht – wohlgemerkt: nach neun Jahren! – ausreichend lesen, schreiben und rechnen können. Was gibt es da noch zu sagen, als dass man hier einen Kurswechsel vornehmen muss? (Bundesrat Stögmüller: Jetzt gehen wir wieder zurück ins alte System!)

Es kann ja überhaupt keine Rede davon sein, dass man da jetzt ins bildungspolitische Mittelalter zurückfällt. Leistung, ja, Leistung werden sie ihr Leben lang bringen müssen. (Bundesrat Stögmüller: Das haben wir eh 30 Jahre gehabt!) Selbst Sie, Herr Kollege, müssen hier eine gewisse Leistung am Rednerpult, zum Beispiel, bringen. Also vom gewissen Erbringen einer Leistung kommen Sie ja Ihr Leben lang nicht weg.

Was ist einfacher, als wenn ich das als Kind – kindgerecht selbstverständlich – in kleinen Portionen lerne? – Das Credo ist – ich hoffe, wenigstens das verbindet uns, und wenn nicht, kann ich auch damit leben –, dass wir die Kinder fördern, aber auch fordern wollen. Kinder gehören nicht nur gefördert, sondern auch gefordert. (Beifall bei FPÖ und ÖVP.)

Die vielgescholtenen Noten: Erstens gibt es ja nach wie vor bis zur zweiten Klasse Volksschule die Möglichkeit der verbalen Beurteilung. Dann gibt es die Noten, ja, aber es gibt nicht nur die Noten alleine; das wissen Sie auch. Wären Sie im Unterrichts­aus­schuss gewesen, hätten Sie sich das vom Sektionschef wirklich genau erklären lassen können. Da haben Sie leider durch Abwesenheit geglänzt. (Bundesrat Stögmüller: Ja, weil ich im Verfassungsausschuss war! Das weißt du ganz genau!) – Vielleicht irgend­wann einmal Prioritäten setzen! (Heiterkeit bei der SPÖ. – Bundesrat Stögmüller: Verfassung ist Ihnen wurscht! Das wissen wir eh!) – Auf jeden Fall wird eine Beschreibung der Note gegeben.

Wir haben im Ausschuss auch gehört, dass nach der zweiten Klasse nur 10 Prozent eine verbale Beurteilung wünschen; 10 Prozent! Der Rest möchte dann Noten haben. Jetzt sagen der Bildungsminister und die Regierung, wir machen Noten und Beschreibungen, was diese Note auszusagen hat. Ich finde das wirklich sehr gut. (Beifall bei FPÖ und ÖVP.)

Es gibt erstmals Eltern-Kind-Lehrergespräche, auch schon in der Volksschule, übrigens dann auch in der Polytechnischen Schule. Das ist ein wichtiger Faktor, um rechtzeitig auf Defizite, aber auch auf Stärken aufmerksam machen zu können. Wir reden ja eigentlich seit Jahrzehnten immer nur über die Schwächen der Schüler. Es gibt auch Schüler, die außergewöhnliche Stärken haben, die in Teilbereichen sehr begabt sind. Es ist wichtig, auch diese zu erkennen, auch auf diese Schüler einzu­gehen und sie mitzunehmen und nicht irgendwo in der letzten Bank sitzen zu lassen, was ja früher oft genug der Fall war, weil man das nicht erkannt und geglaubt hat, das ist der Hanswurst der Klasse, der nur stören will. In Wirklichkeit hatte man es mit einem teilhochbegabten Kind zu tun, das sich einfach nur gelangweilt hat. Also auch da eine gute Einführung, die ich für ganz wichtig halte.

Zur Neuen Mittelschule, weil das auch so ein Thema war, die jetzt nur noch Mittel­schule heißen wird, zur Gruppenbildung: Da hat es im Ausschuss sofort geheißen, wir kommen jetzt wieder zurück zum A-Zug und zum B-Zug. Ein paar von uns, die jetzt nicht mehr 30 sind, wissen schon noch, was A- und B-Zug war. Aber wenn man einmal im B-Zug war, ist man kaum noch in den A-Zug gekommen. Das war extrem schwierig.


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