BundesratStenographisches Protokoll888. Sitzung, 888. Sitzung des Bundesrates am 20. Dezember 2018 / Seite 165

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Chance habe ich auch genannt, das habe ich auch gesagt, da bin ich voll bei dir! (Weiterer Zwischenruf der Bundesrätin Hahn.)

Deswegen gibt es ein klares Bekenntnis zu einem differenzierten Schulsystem, ein klares Bekenntnis zur Wahlmöglichkeit, und es gilt: Nicht jedem das Gleiche!, sondern: Jedem oder jeder das Seine oder Ihre!

Für uns ist auch klar, dass das neue Pädagogikpaket ein Maßnahmenpaket dafür ist, um unsere Kinder bestmöglich auf die Herausforderungen von morgen und auf eine moderne Arbeitswelt vorzubereiten. Der Leistungsgedanke ist in allen Gesellschafts­bereichen wesentlich, so auch in der Schule. Ich bin schon fast ein bisschen müde, das Wort Leistung dauernd verteidigen zu müssen. Leistung ist nämlich nichts Schlechtes, sondern wir brauchen das in allen Bereichen – und das bedeutet: fördern und fordern. (Beifall bei ÖVP und FPÖ.)

Es braucht auch individuelle Lösungen. Ich darf es am Beispiel der Deutschklassen, die auch so verteufelt werden oder wurden, kurz anführen: In Niederösterreich gibt es die Deutschklassen bereits seit Februar. Über 2 000 Kinder wurden an 80 Schul­standorten betreut. Wir haben 60 Pädagoginnen und Pädagogen dadurch in Beschäfti­gung gebracht. Ja, das kostet Geld! Ja, das ist es uns wert! Auch da gilt: fordern und fördern. Es geht darum, leistungsschwächeren Kindern unter die Arme zu greifen, ohne den regulären Unterrichtsverlauf dabei zu beeinträchtigen – klar nach dem Motto: Neue Herausforderungen brauchen auch neue Antworten. Die Rückmeldungen, die wir in Niederösterreich aus diesem Projekt bekommen – und ich glaube, Doris, das wirst du wissen –, sind sehr positiv.

Worum ist es uns gegangen oder was ist uns ganz wichtig? Das war heute noch kein Thema, und gerade deswegen möchte ich es ansprechen. – Es geht verstärkt darum, auf Begabungen und Talente von Kindern zu setzen – das haben wir schon gehört –, das bedeutet aber auch eine frühere und eine verpflichtende Berufsorientierung in allen Schultypen, beispielsweise mithilfe von einem Begabungskompass, beispielsweise indem man Berufstätige an Schulen holt, um unterschiedliche Berufsbilder vorzu­stellen, aber natürlich auch mittels Berufs- und Bildungsmessen. Es muss verstärkt mög­lich sein, an Schulen unterschiedliche Berufsbilder darzustellen und kennenzulernen.

Monika, da bin ich bei dir: Auch die Eltern müssen stärker in die Pflicht genommen werden. Die Verantwortung darf nicht alleine der Schule übertragen werden. So etwa auch bei der Schul- und Berufswahl: Schulen sollen nicht nach Prestige ausgesucht werden, sondern nach Talenten. Daher brauchen Expertisen von Lehrerinnen und Leh­rern beim Schulübertritt auch wieder mehr Gewicht. Ich bin froh, dass es Gespräche mit Pädagoginnen, Pädagogen und den Eltern im Vorfeld gibt, in denen darüber diskutiert wird, welche Schule die richtige für das Kind ist. Sowohl beim Mechaniker geht man davon aus, dass er das Richtige tut, als auch beim Arzt, der ein Attest erstellt, da sind sich alle einig, das wird nicht infrage gestellt. Daher sollten auch die Empfehlungen unserer Lehrerinnen und Lehrer, welche Schule am geeignetsten ist, wieder mehr Gewicht bekommen. – Das wäre einen Applaus wert. (Heiterkeit und Beifall bei ÖVP und FPÖ.) – Danke.

Wir glauben, dass wieder der richtige Weg eingeschlagen worden ist, damit die Schule wieder ein Ort wird, in dem Leistung zählt. Jedoch muss jedem klar sein – und da bin ich bei einigen meiner Vorredner –, dass diese Ausrichtung nicht sofort auf alle Fragen Antworten geben kann. Es ist ein Gerüst, auf das man gut aufbauen kann und das wir weiterhin mit Leben erfüllen müssen. Das ist die Aufgabe von uns Politikerinnen und Politikern. (Beifall bei BundesrätInnen von ÖVP und FPÖ.)

 


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