BundesratStenographisches Protokoll888. Sitzung, 888. Sitzung des Bundesrates am 20. Dezember 2018 / Seite 169

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Was auch ein wesentlicher Teil ist und mit dieser Novelle verstärkt kommen wird, ist das Gespräch zwischen Kind, Eltern und Pädagogen in der Volksschule. Ich komme aus einer Stadt, wo es – wie wir wissen – sehr, sehr schwierig ist, Eltern zu erreichen, weil sie es nicht für notwendig erachten, dass sie sich an der schulischen Entwicklung ihrer Kinder tatsächlich beteiligen. Mit dieser Novellierung ist das jetzt eine Notwendig­keit geworden.

Zu den Ziffernnoten kommt – das ist ja auch der Benefit – die schriftliche Erläuterung der Leistung, das hat sich ja bewährt, das ist ja gut. Die Notentransparenz, das heißt die Möglichkeit, die Leistung knapp und allgemein zu erkennen, ist aber notwendig. Warum haben Sie Angst vor Noten? – Die Kinder von heute wachsen nicht mehr in der Schule, die wir alle erlebt haben, auf.

Noten fallen nicht vom Himmel, und wenn ein Kind ein Zeugnis erhält, in dem ein Nicht genügend steht, dann ist das auch kein Naturereignis, sondern eine Entwicklung. Noten entstehen durch Beurteilung der Mitarbeit, durch mündliche und schriftliche Tests oder durch Abfragen, die im Laufe eines Semesters erfasst werden. Wenn ein Pädagoge sich um seine Schülerinnen und Schüler bemüht, und davon gehe ich aus, dann wird er das Kind auch sehr wohl über dessen Lernentwicklung informieren, darüber, wie das Kind abschneidet und wie es im Vergleich mit anderen arbeitet.

Dieses Punktesystem hat sich bewährt, und auch für Eltern – ich bin selber Mutter von zwei Kindern und habe das intensiv erlebt – ist es eine ganz wesentliche und auf­schlussreiche Information. Noten machen die Leistungen von Kindern vergleichbar. (Zwischenruf der Bundesrätin Hahn.) Mit Noten werden Leistungen beurteilt und nicht der Mensch – ich gehe davon aus, dass jeder Pädagoge das unterscheiden kann. (Neuerlicher Zwischenruf der Bundesrätin Hahn.)

Noten sind eine Vorbereitung auf das Leben, denn gelebt wird im Tal und nicht in den Höhen, und auch das müssen Kinder lernen. Die kindliche Entwicklung zwischen sechs und zehn Jahren ist ganz, ganz wesentlich, und betreffend die kindliche Entwicklung möchte ich einige Punkte hervorheben – das sind keine ideologischen Überlegungen, sondern psychologische Erkenntnisse.

Das Alter zwischen sechs und zehn Jahren ist geprägt von der Wettbewerbs­orien­tierung der Kinder. (Zwischenruf der Bundesrätin Grimling.) Kinder vergleichen in diesem Alter. Sie lernen ihre eigene Persönlichkeit kennen, sie wetteifern, sie sind motiviert, und wenn es nicht klappt, dann sind sie frustriert. Da ist es dann notwendig anzusetzen, dafür gibt es viele Instrumente und Möglichkeiten. In diesem Alter zwischen sechs und zehn Jahren sind die Lernfenster ganz weit offen – so weit, wie sie im weiteren Leben nie wieder offen sein werden –, deswegen heißt es, diese Zeit intensiv zu nützen.

Es geht um die Schulreife eines Kindes. Diese ist dann gegeben, wenn es selbst­ständig entscheiden kann und die Persönlichkeitsentfaltung entsteht. Grenzen ken­nen­zulernen ist eine ganz wesentliche Lebenserfahrung, die bis zum Letzten entscheidend ist. Was in dieser kindlichen Entwicklung auch dazugehört, wie alle Psychologen feststellen: Ein dosiertes Scheitern ist ein Teil, der das Durchsetzungsvermögen und die Rücksichtnahme sehr wohl schult.

Liebe Kolleginnen und Kollegen von der SPÖ! Auch wenn Sie PädagogInnen sind, die sich hier zu Wort gemeldet haben, bitte vermengen Sie nicht Instrumente, Inhalte und Didaktik! (Bundesrätin Grimling: ... unterrichtet aber schon!) Wenn ich unterrichte, dann ist das ein Beruf, den ich ausübe, aber es gibt Instrumente, die man einsetzt, um Lehrinhalte zu präsentieren oder um Bewertungen auszuhalten. Die Inhalte werden durch den Lehrplan festgelegt, und Didaktik ist die Art und Weise, wie etwas vermittelt wird. (Zwischenruf der Bundesrätin Grimling.) Vermengen Sie das bitte nicht! Denn


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