BundesratStenographisches Protokoll890. Sitzung, 890. Sitzung des Bundesrates am 14. März 2019 / Seite 39

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hier und zu Hause! Es ist schwierig, meine Damen und Herren Kollegen, wenn man nach euch sprechen muss, denn ich glaube – ohne dass ich besonders stolz darauf bin –, ich bin wirklich die Einzige im Saal, die weiß, worüber wir da sprechen – das ist eine Tatsache. (Beifall bei der FPÖ und bei BundesrätInnen der ÖVP.)

Ich halte mich jetzt aber einmal an mein Manuskript, denn das ist ein sehr emotionales Thema. Ich werde mich aber trotzdem bemühen, Krisenpflegeeltern nicht dazu zu missbrauchen, irgendwie politische Wellen zu erzeugen, wie das gemacht wurde.

Es gibt Fremde, es gibt Freunde, es gibt Familie. Es gibt Fremde, die zu Freunden werden und zur Familie werden: Krisenpflegeeltern, Pflegeeltern. Wir brauchen sie für die Schwächsten in unserer Gesellschaft, wir haben es schon gehört, für Kinder, die in ein schwieriges Umfeld hineingeboren werden, die dort leben, bis sie wieder heraus­kommen. In diesen Fällen greift die Kinder- und Jugendhilfe ein und gibt Hilfestellung für die Kinder. Eines möchte ich betonen, weil die Kinder- und Jugendhilfe oft den Schwarzen Peter zugeschoben bekommt: Die Kinder- und Jugendhilfe leistet sehr viel Unterstützung, sie wirkt oft sehr positiv auf Familien ein und hilft, leider gelingt das nicht in allen Fällen.

Dann übernehmen zu 98 Prozent Krisenpflegeeltern diese minderjährigen Kinder: für Tage, für Wochen, für Monate, für Jahre. Ich hatte Krisenpflegekinder, die eineinhalb Jahre, ein anderes zwei Jahre bei uns in der Familie waren – ich kenne sehr, sehr we­nige Krisenpflegeeltern, die nur kurzfristig Kinder hatten.

Meine kürzesten Zeiten waren eine Woche beziehungsweise zwei Monate, alles ande­re war länger als vier Monate. Es wäre schön, wenn es anders möglich wäre, es ist aber oft nicht möglich. Es ist oft nicht möglich, weil das Kind etwas anderes braucht, weil eine große Beeinträchtigung vorliegt, weil man sonst keine Pflegeeltern findet, bis die Situation für das Kind ganz abgeklärt und Rückstände aufgeholt sind. Es ist oft nicht möglich, weil Gerichtsverfahren so lange dauern, denn natürlich wollen die leibli­chen Eltern ihre Kinder zurück und erhalten dabei auch sehr viel Unterstützung, was Krisenpflegeeltern und Pflegeeltern oft gar nicht verstehen können.

Wie kommt es zu solchen Situationen? – Eben genau deswegen, weil es Eltern gibt, die nicht erziehungsfähig sind. Das ist keine Unterstellung, das wird wirklich attestiert. Es gibt Mütter und Väter, die in der heutigen Zeit keine Personen haben, die sich um ihre Kinder kümmern können, wenn sie längere Zeit im Krankenhaus sind oder etwas anderes passiert, und, das darf ich hier auch einmal festhalten, es gibt Väter und Müt­ter, die einfach kein Interesse daran haben, ihre Kinder selbst zu versorgen und sie tat­sächlich freiwillig abgeben. Das heißt, die behalten sich oft das Sorgerecht, geben aber die Pflege und Erziehung an das Jugendamt ab. Das ist dann in der Situation, schnell handeln zu müssen und die Kinder wo unterzubringen – auch das gibt es. Es gibt auch Familienverhältnisse, die eine Gefahr für die Kinder darstellen; da sind uns viele Bei­spiele aus den Medien bekannt.

Wie gesagt, meine Familie und ich haben das einige Jahre gemacht, bis zum Anfang meiner Bundesratstätigkeit und noch einige Monate darüber hinaus. Wir haben immer wieder festgestellt, wir sind eine Familie zum Ausleihen: Man muss den Kindern – und seien sie noch so klein – beim Wickeln erklären, warum sie jetzt da sind, wie lange sie da sind, wozu das gut ist und was nachher sein kann. Man muss ihnen erklären, sie könnten vielleicht wieder zurück zur leiblichen Familie, sie kommen vielleicht zu Pflege­eltern; größere Kinder kommen oft auch in eine Einrichtung.

Krisenpflegeeltern stellen sich mit ihrer ganzen Fürsorglichkeit, mit ihrer Liebe, mit ihrer gesamten Familie – denn sonst geht das nämlich nicht! – und mit dem ganzen Zuhau­se zur Verfügung. So sind Eltern eben, und darum verstehen Krisenpflegeeltern nicht, warum irgendjemand, und sei es ein noch so hohes Gericht, auf die Idee gekommen


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