13.41

Bundesrätin Mag. Dr. Doris Berger-Grabner (ÖVP, Niederösterreich): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Bundesministerin! Geschätzte Kolleginnen und Kollegen! – (Ein Tablet in die Höhe haltend:) Ich glaube, wir haben hier noch ein Utensil von meinem Vorredner liegen. (Die Rednerin übergibt das Tablet an den sich Richtung Rednerpult begebenden Bundesrat Schreuder.) – Meine sehr verehrten Zuhörer auf der Besuchergalerie und zu Hause vor dem Fernseher! Der Bericht betref­fend Tourismus und Freizeitwirtschaft in Österreich 2018 ist meiner Ansicht nach ein sehr informativer und kompakter Bericht, den ich mit Begeisterung gelesen habe. Da ich mich während meiner WU-Zeit auf Tourismus und Freizeitwirtschaft spezialisiert habe und aus einer Gastrofamilie stamme, sehe ich diese Entwicklungen tagtäglich vor Ort.

Was besonders erfreulich ist – wir haben es auch schon von meinen Vorrednern gehört –, ist die anhaltend positive Entwicklung des Tourismus in Österreich mit neuer­lichen Höchstwerten, die sehr, sehr erfreulich sind. Das heißt, die Bedeutung des Tourismus für die Gesamtwirtschaft in Österreich, vor allem für den Arbeitsmarkt und für die regionale Entwicklung, ist sehr, sehr groß. Keine andere Branche ist in allen Regionen unseres Landes so verwurzelt und sorgt von den Städten bis in die ent­legensten Täler für Wertschöpfung und Lebensqualität. 11 Prozent aller Beschäf­tig­ten arbeiten in Beherbergung und Gastronomie, rund 312 000 Personen in rund 48 000 Be­trieben.

Eine Herausforderung der Zukunft ist aber sicherlich, so wie es sich in einer funk­tionierenden Marktwirtschaft auch darstellt, Alleinstellungsmerkmale zu erarbeiten, sich zu positionieren, sich eindeutig abzugrenzen, um in diesem dynamischen Markt tat­sächlich überleben zu können.

Meine geschätzten Damen und Herren, erlauben Sie mir zu diesem Thema einen kurzen Einblick in die Tourismusstrategie des Landes Niederösterreich, da ich ja von dort komme: Niederösterreich verfügt, wie wir schon gehört haben, über – aufgrund des Klimawandels – nicht mehr schneesichere Hänge und über nicht allzu viele Seen – es gibt in Niederösterreich zehn Badeseen –, daher ist es wichtig, sich zu positionieren. Das Land Niederösterreich positioniert sich als Land des Genießens, als Land der Lebenskultur und hat sich letztendlich auf vier Kompetenzfelder spezialisiert: Das ist allem voran einmal die Natur, das ist Kulinarik, das sind Kunst und Kultur und das ist Gesundheit. Mit diesen vier Kompetenzfeldern gelingt es Niederösterreich sehr gut, gewisse Zielgruppen anzusprechen, und das sind in erster Linie Tagestouristen. Tages­ausflüge sind im niederösterreichischen Tourismus für 60 Prozent der Wertschöpfung verantwortlich. Das sind jährlich rund 40 Millionen Tagesausflüge.

Was wollen diese Besucher und Besucherinnen neben Kunst, Kultur, Natur und Gesundheit? – Wir sehen es auch hier im Saal, es ist jetzt um die Mittagszeit: Sie wollen gut essen und trinken, sprich die heimischen Gastronomiebetriebe sind sehr, sehr wichtige Botschafter für den Tourismus. Wie gesagt, selber aus einer Gastro­no­miefamilie stammend sehe ich, dass eines der Hauptprobleme, und das hat auch schon meine Vorrednerin Sonja Zwazl angesprochen, der Mitarbeitermangel ist – quali­fiziertes, freundliches Personal zu finden.

Meine geschätzten Damen und Herren, nennen wir ein Beispiel, denken wir an einen wunderschönen Sonntagmittag in der Hochsaison! Wir wollen etwas essen und stehen vor dem Gasthaus Zum Grünen Baum vor geschlossenen Türen, weil der Wirt wieder einmal nicht aufsperren kann, weil der Koch krank ist oder nicht genug Servicepersonal da ist, um die Gäste versorgen zu können. Deshalb ist es so wichtig, Maßnahmen zu setzen – Maßnahmen wie sie die Bundesregierung bereits gesetzt hat und wie sie auch im aktuellen Regierungsprogramm stehen. Wir haben ja von meiner Vorrednerin Sonja Zwazl schon einiges darüber gehört, wie zum Beispiel die Flexibilisierung und Regionalisierung der Mangelberufsliste oder die Reform der Rot-Weiß-Rot-Karte.

Ich danke auch Bundesministerin Schramböck für den gestrigen Beschluss im Minis­terrat, die Lehre aufzuwerten, attraktiver zu machen und weiterzuentwickeln. Wer sind denn die Fachkräfte? – Die Lehrlinge von heute sind die Fachkräfte von morgen.

Eine weitere wichtige Maßnahme, die getroffen wurde, ist zum Beispiel, um bei der Gastronomie zu bleiben, die Unterstützung unserer Wirte bei Investitionen oder bei Neugründungen und Übernahmen.

Die laut diesem Tourismus- und Freizeitwirtschaftsbericht guten Ergebnisse sind definitiv ein Verdienst unserer engagierten Unternehmer und Unternehmerinnen und ihrer Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen – und bei ihnen möchte ich mich sehr, sehr herzlich bedanken. (Beifall bei der ÖVP sowie der BundesrätInnen Hauschildt-Buschberger und Schreuder.) Letztendlich sind es die Menschen, die unsere Regionen liebens- und lebenswert machen. Sie sind die Botschafter unseres Landes.

Meine geschätzten Damen und Herren! Zum Abschluss möchte ich noch einen Aus­blick auf den Bericht über das Jahr 2019 geben: Wir haben im Ausschuss gehört, dass der nächste Bericht, der wahrscheinlich im April erscheinen wird, bereits nach neuen Indikatoren aufgebaut sein wird. Bisher wurde ja der Erfolg des Tourismus haupt­sächlich an quantitativen Größen wie Nächtigungen und Ankünften gemessen, die defi­nitiv auch wichtig, aber sicherlich nicht die einzigen Größen sind; sie sind ein Teil­aspekt der Branche. Mithilfe dieses neuen Indikatorensets sollen alle Aspekte der Ent­wicklung des österreichischen Tourismus beleuchtet werden. Es wird verschiedene Faktoren geben – ökonomische, soziokulturelle und ökologische Dimensionen –, und genau diese Herangehensweise ist richtig. Sie zeigt vor allem auch die Vielschich­tig­keit; sie zeigt die Verbundwirtschaft Tourismus und die Verflechtung des Tourismus mit den anderen Wirtschaftssektoren.

Lassen Sie mich meine Ausführungen abschließen und noch einmal zusammenfassen: Der Tourismus schafft Grundlagen für Wohlstand und Lebensqualität in Österreich, daher nochmals Danke für die zahlreichen Initiativen, die bereits gesetzt worden sind. Arbeiten wir auch weiterhin an Unterstützungsmaßnahmen, um unser Tourismusland Österreich noch besser auf die Herausforderungen der Zukunft vorbereiten zu kön­nen! – Danke schön. (Beifall bei ÖVP und Grünen sowie des Bundesrates Schererbauer.)

13.49

Präsident Robert Seeber: Zu Wort gemeldet ist Herr Bundesrat Rudolf Kaske. Ich erteile dieses. (Bundesrat Rösch: Jetzt wird es spannend! – Ruf bei der SPÖ: Der kennt sich aus! – Bundesrat Rösch: Stimmt!)