Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 8. Sitzung / Seite 76

Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite

bekämpfen gilt. (Zwischenrufe bei den Freiheitlichen.) Das ist Ihre Grundposition, die Sie einnehmen, über die wir wirklich noch genauer diskutieren sollten.

Dabei wissen Sie in Ihrer Halbgebildetheit ja gar nicht – und das ist der zweite Punkt –, was "Staatskünstlertum" wirklich bedeuten würde, oder Sie wissen es schon, dann ist das wiederum ein Riesenskandal. Sie haben sich im Kulturausschuß aufgepudelt, als ich gesagt habe, daß gemäß Ihrer Abhängigkeitsthese Staatskünstlertum für Sie offensichtlich bedeuten würde: Je größer der Subventionsbezug, desto kretinistischer ist die jeweilige Kunstgattung oder der jeweilige Künstler. Da haben Sie sich aufgepudelt, welche Sauerei das ist, daß ich Ihnen das vorwerfe. Aber das ist doch der zwingende Schluß! Staatskünstler sind diejenigen, die sich auch die ästhetischen Normen und das Kunstverständnis vorschreiben lassen, die sagen: Aha, ich bekomme eine Subvention, daher ordne ich mich jetzt irgendeiner – von Ihnen so böse beschriebenen – Kulturbürokratie unter, die außerdem noch normiert, was ich im Sinne des Staatsganzen und des Staatswohles künstlerisch zu produzieren habe. Sie denken das überhaupt nicht zu Ende, was Sie hier sagen! (Zwischenruf der Abg. Aumayr .) Kollegen Krüger konzediere ich, daß er das nicht zu Ende denkt, aber die meisten von Ihnen wissen, was sie damit sagen wollen. Sie wollen damit einfach einen Popanz aufbauen und sagen: Das ist ein verrottetes System, mit dem in Wirklichkeit nur Freunde und Freunderln mit irgendwelchen Lehen und Begünstigungen versorgt werden. Das hat mit Kunst und Kultur gar nichts mehr zu tun. – So reden Sie, aber in Wirklichkeit geht es Ihnen offensichtlich um etwas ganz anderes. (Zwischenrufe des Abg. Ing. Reichhold und des Abg. Haigermoser .)

Ich werde Ihnen jetzt einmal eine Möglichkeit von "Kunstverständnis" zitieren: "Die Kunst muß Verkünderin des Erhabenen und Schönen und damit Trägerin des Natürlichen und Gesunden sein." – Können Sie mit diesem Satz etwas anfangen? Wie finden Sie diesen Satz, Herr Kultursprecher? – Ich zitiere weiter: "Ist sie dies, dann ist für sie kein Opfer zu groß, und ist sie dies nicht, dann ist es schade um alles, was es dafür auszugeben gilt. Denn damit ist sie nicht ein Element des Gesunden und damit des Aufbaus und des Fortlebens, sondern ein Zeichen der Degeneration und damit des Verfalls." – Das ist offensichtlich Ihr "Kulturverständnis"! Und ich denke, daß es genau dieses "Kulturverständnis" hier zu bekämpfen gilt. (Zwischenruf des Abg. Haigermoser .)

Es geht nämlich darum, daß es uns gelingt, einen Rahmen zu bilden, damit es nicht zu einer Unterordnung unter die Marktlobby kommt, sondern daß wir Zugänge schaffen, damit sich die zeitgenössische Kunst wirklich entwickeln kann, und daß wir auch Subkulturen zulassen. Wir sollten imstande sein, möglichst vielen Kulturen zu ermöglichen, daß sie sich integrieren. Es muß einen Dialog geben, aufgrund der Subvention müssen Rahmenbedingungen geschaffen werden, damit die Kultur sich entfalten kann. Das ist ein liberales und soziales Gesellschaftsmodell, aber das ist kein totalitäres Gesellschaftsmodell, wie Sie es offensichtlich mit Ihren autoritären Konzeptionen in Ihrer Führergesellschaft ansprechen wollen. Das ist Ihr Konzept, aber nicht unser Konzept. Dieses Konzept gilt es hier zu bekämpfen.

Wenn Sie diese Polarisierung wollen, dann tragen wir das auch hier aus, aber ganz offen! Dann reden Sie aber nicht darum herum, sondern nehmen Sie dezidiert Stellung, wie Ihr Kulturbegriff diesbezüglich wirklich lautet!

Sie haben eine verräterische Sprache: Sie sagen: "Gleichschaltung", "feudalistisches Kulturmonopol" und – ich zitiere noch einmal – "stalinistisches Förderungsmodell". Und Sie sprechen ununterbrochen von "Staatskünstlern". – Damit wollen Sie nichts anderes sagen, als daß es sich hiebei um lauter bezahlte, nicht künstlerische Kretins handelt, die in Wirklichkeit nur die Laufburschen all derer sind, die den Blauen am Zeug flicken wollen. – Das ist Ihr ganz einfaches Modell!

Die verschärfte Variante sind Ihre Plakatbeispiele, mit denen Sie dann auch noch zum Denunzieren greifen: Sie stellen Künstler und Politiker an den Pranger und denunzieren sie, einfach so, wie man das halt in Ihrem Kunst- und Politikverständnis macht.


Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite