Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 8. Sitzung / Seite 77

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Sie haben noch immer nicht gesagt, wie Sie das Zitat vorhin über das "Erhabene" und das "Schöne" gefunden haben. Wie finden Sie es? – Ganz akzeptabel, oder? – Haben Sie Probleme? Sie sagen nicht nein, Sie sagen gar nichts! – Es stammt im übrigen von Adolf Hitler und ist 1935 auf dem Nürnberger Parteitag gesagt worden. Deshalb hat es Ihnen offensichtlich die Sprache verschlagen Deshalb haben Sie nicht gesagt: Gar so übel ist der Ausspruch gar nicht. – Aber es ist nicht zeitgemäß, daß man sich dazu bekennt. Das ist aber offensichtlich das "Kunst-" und "Kultur"-Verständnis, mit dem Sie sich im Moment auseinandersetzen.

Ich möchte nun noch auf einen Aspekt zu sprechen kommen, der im Zusammenhang mit dem Kunstbericht ein ganz wichtiger ist. Es geht doch bitte nicht nur darum, über Förderungsprinzipien zu diskutieren. Dieser Kunstbericht ist doch eine Visitenkarte der Kulturpolitik! Dieser Kunstbericht zeigt auf, wo die Schwerpunkte liegen und wo kulturpolitische Standorte entwickelt werden. Ich glaube, daß im Vorwort da sehr gut und sehr klar Position bezogen wird, daß nämlich wirklich herausragende kulturelle Ereignisse beschrieben worden sind, die für Sie allerdings offensichtlich alle nicht interessant sind. – Aber wir können nicht dauernd über Feuer hüpfen und Sonnwendfeiern abhalten und diese möglicherweise noch durch Holzdeputate fördern, nur weil Sie das wollen. Wir können auch nicht eine Neubelebung der altgermanischen Sprache herbeiführen, nur weil Sie wollen, daß wir dann in diesem Plenarsaal alle unverständlich nuscheln. – Wenn das Ihr Kulturverständnis ist, dann sagen Sie das!, dann setzen Sie sich am besten irgendwelche Hörner auf, damit wir wissen, woran wir hier mit Ihnen sind! (Beifall bei der SPÖ. – Zwischenruf des Abg. Dr. Krüger .)

Es ist nämlich ärgerlich, daß Sie hier unter dem Pseudonym von Interessenvertretern der Bevölkerung gegen die böse Kulturbürokratie auftreten, in Wirklichkeit aber nur verschleiern wollen, was Ihr wahres Ziel im Hintergrund ist.

Um das Ziel geht es aber. Wir haben im Kulturausschuß darüber diskutiert und auch sehr detailliert dazu Stellung bezogen. Ich glaube, daß es sehr wichtig ist, auch hier festzustellen, daß dieser Kunstbericht sehr umfassend ist, daß er in sehr deutlicher Weise sämtliche Förderungsmaßnahmen erfaßt und daß sehr präzise Erklärungen darin enthalten sind. Es wird, wie ich meine, darin wirklich in einer sehr guten Art und Weise dargestellt, was auf diesem Gebiet passiert.

Man kann bei der einen oder anderen Maßnahme unterschiedlicher Meinung sein. Man kann bei dem einen oder anderen Schwerpunkt unterschiedlicher Meinung sein. Wir sind da parteiintern auch nicht immer einer Auffassung. Aber wir haben einen gemeinsamen Grundkonsens, und zwar Kunst möglich zu machen, einen Rahmen dafür zu schaffen, sich nicht einzumischen, keine Normen vorzugeben, nicht einzugreifen und zu unterdrücken, und eben nicht so zu agieren, als ob es "Staatskünstler" seien.

Ich habe manchmal den Eindruck, daß bei Ihnen ein gewisses Bedauern darüber mitschwingt, daß erstens nicht Sie der Staat sind und zweitens, daß daher nicht Sie bestimmen können, wie Staatskünstlertum zu definieren ist. Diesen Eindruck habe ich, diese Haltung kommt manchmal ein bißchen bei Ihnen hervor. Das stelle ich auch bei Ihren anderen Wortmeldungen und Stellungnahmen in diesem Bereich immer wieder fest.

Was mich wundert, ist, daß wir den Bereich der Massenkultur gar nicht diskutiert haben. Das ist etwas, was ganz, ganz wichtig ist. Sie sagen immer: Reden wir auch über Bereiche, die keine Förderung brauchen. – Es ist selbstverständlich auch Gegenstand einer Kulturdebatte, daß man sich die Frage stellt, wie man sich mit diesen Phänomenen auseinandersetzt, die in der heutigen Zeit eine ganz, ganz große Rolle auch bei den gesellschaftspolitischen Entwicklungen spielen. Da gibt der Markt vor und entscheidet, was erfolgreich ist, und der Markt gibt auch den Preis an. Auch damit sollte man sich kritisch auseinandersetzen, aber nicht überheblich und nicht aus einer Hochnäsigkeitsposition heraus, weil das halt Massenkultur ist.

Ich denke, ein weiterer Aspekt spielt hiebei große Rolle, und zwar der gesamte Aspekt der neuen Medien. Möglicherweise spielt dieser Aspekt für Sie keine Rolle, aber allgemein und objektiv spielt er eine sehr wichtige Rolle. In diesem Zusammenhang werden wir uns durch die


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