Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 8. Sitzung / Seite 79

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Präsident Dr. Heinrich Neisser: Die nächste Rednerin ist Frau Abgeordnete Dr. Höbinger-Lehrer. – Bitte, Frau Abgeordnete, Sie haben das Wort. Redezeit: zehn Minuten.

15.13

Abgeordnete Dr. Liane Höbinger-Lehrer (Freiheitliche): Herr Präsident! Herr Bundesminister! Meine Damen und Herren! Ich habe jetzt geglaubt, daß ich vom Herrn Kollegen Cap wirklich Aufklärung über diesen Kunstbericht bekommen werde. (Abg. Dr. Haselsteiner : Sie müssen ihn schon selbst lesen!)

Am Anfang hat Cap gesagt, Dr. Krüger habe nur polemischen Blödsinn geredet. Da habe ich mir gedacht: Jetzt wird er das sagen, was auch mich erleuchtet. (Abg. Dr. Haselsteiner : Das gibt es nicht!) Aber leider waren seine Ausführungen wieder nur polemisch, nur in die andere Richtung. Und so verhält es sich leider viel zu oft.

Frau Vorsitzende des Kunstausschusses! Ich erlaube mir, eine Bitte anzubringen: Sollten wir nächstes Jahr beim nächsten Kulturbericht noch in der selben Zusammensetzung sein – man weiß ja nicht, ob nicht wieder eine neue Legislaturperiode kommt oder ob jemand ausscheidet, zum Beispiel auch ich, das weiß ich nicht –, dann würde ich mir wünschen, daß wir für ein solches Werk, das immerhin 286 Seiten hat, in dem einige Dinge doch interessant und hinterfragenswert sind, ein bißchen mehr Zeit hätten. Man darf doch wohl sowohl als Opposition als auch als Koalitionspartner darum bitten, daß wir uns vielleicht zwei Nachmittage Zeit dafür nehmen! Ich weiß schon, daß jetzt alles besonders kurz abgehandelt wurde, weil wir die Unterlagen eben für das Plenum gebraucht haben. Aber zwei Stunden sind halt für einen so umfangreichen Bericht doch ein bisserl wenig. Natürlich können wir viele Anfragen an den Herrn Minister richten, aber das ist ja auch nicht angenehm, im persönlichen Gespräch geht es doch viel besser.

Aber zu meiner Auffassung vom Kunstbericht, die Herrn Cap sicherlich auch nicht passen wird, aber das macht nichts. Leider kann ich meine Anliegen nicht in so geschliffener Form vorbringen wie Herr Mag. Gudenus, der Ihnen sicher in besserer Form erwidert hätte.

Eines möchte ich gleich zu Beginn festhalten: Ich wende mich nicht gegen die Künstler. Nicht ein einziger, der subventioniert wird, wird von mir gerügt. Ich muß sagen: Wenn man dir gibt, dann nimm und arbeite damit!

Ich darf meine gesamte Rüge, wenn es eine geben sollte, nur an den Förderer richten, und zwar aus folgendem Grund: Ich hatte vor langer Zeit das Vergnügen, bei der Eröffnung der Bregenzer Festspiele anwesend zu sein. (Abg. Leikam : Wie lange ist das her, 30 Jahre?) Ob man bei dieser "Fidelio"-Aufführung von Vergnügen sprechen kann, darüber läßt sich streiten. Ich war aber jedenfalls sehr überrascht, daß Sie, Herr Minister – und das wird überleiten zu dem, was ich zum Kunstbericht sagen möchte –, in einer weltweit übertragenen Festspieleröffnung einen Angriff gegen uns Freiheitliche gestartet haben. Sie haben nämlich zur Gegenwehr aufgerufen. – Man höre und staune: "Gegenwehr"! – Das ist doch, glaube ich, ein Ausdruck, der laut Herrn Kollegen Cap lieber nicht vorkommen sollte. – Der Herr Minister hat jedoch dazu aufgerufen, Gegenwehr gegen jene zu üben, die das Wort "Freiheit" auf dem Schilde, in Wahrheit aber im Visier führen. – Und Sie kamen dann zu dem Schluß, daß es Ihnen lieber sei, wenn einem zu Unrecht, zehn Berechtigten aber nicht geholfen werde. – Da gebe ich Ihnen recht: Das ist die Kreiskysche Manier, wie man mit Mitteln, die einem im Rahmen des Budgets anvertraut sind, auch umgehen kann.

Ich darf eines dazu sagen: Ich billige den Angriff gegen Herrn Artmann nicht. Ich schätze ihn nämlich als Künstler sehr. Wenn Sie ihm geholfen haben, dann ist das allein Ihre Sache. Herr Artmann selbst ist für mich nicht so zu verurteilen, wie das von unserer Seite gemacht wurde, und ich habe das auch gesagt. Ich bleibe stets bei meiner Meinung.

Lassen Sie mich nun überleiten zu Ihrer Eröffnung, zum Vorwort zum Kunstbericht 1994. Ich bin zwar überrascht, aber ich hätte es vielleicht nicht sein sollen. Nach dem Vorwort 1993 und nach der Eröffnung der Bregenzer Festspiele hätte es mich nicht erstaunen sollen, daß Sie Ihr


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