Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 8. Sitzung / Seite 203

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schöne Flußlandschaft vorgefunden (Abg. Auer: Au haben Sie aber keine gefunden?), eine Flußlandschaft, überlagert von zwei schönen Orten, und eigentlich sehr viele freundliche Menschen, ganz egal, auf welcher Seite sie gestanden sind.

Ich sage einmal gleich vorweg: Ich stellte fest, daß sich unter den Demonstranten nicht nur Gegner des Projekts befunden haben. Es kamen auch andere Oberösterreicher hin, die keine Demonstranten waren, die sich mit der Baustelle aber auch nicht anfreunden konnten und die auch keine besondere Sinnhaftigkeit in diesem Projekt gesehen haben.

Auch ich war und bin noch immer nicht von der Sinnhaftigkeit des Projektes überzeugt. Wenn man Daten zur Hand nimmt, beginnt man zu zweifeln: Es gibt entsprechende Unterlagen von der OKA, in denen ausgeführt wird, daß das Kraftwerk, wenn es in Betrieb ist, eine Leistung von 14 Megawatt bringt. Es gibt aber ein anderes Projekt der OKA, wonach an vier Orten eine Kraft-Wärme-Kupplung errichtet werden könnte, was im Vergleich zu diesen 14 Megawatt – die in Wirklichkeit geradezu lächerlich sind – 78 Megawatt bringt, also ein Fünfeinhalbfaches von dem, was später einmal das Kraftwerk Lambach leisten kann. In Anbetracht dessen frage ich mich, ob es wirklich notwendig ist, dieses Kraftwerk zu erbauen. (Beifall bei der SPÖ, dem Liberalen Forum und den Grünen.)

Ich glaube, man sollte sich wirklich überlegen und den Dialog darüber suchen, was für Österreich sinnhafter ist: eine moderne, nutzbare und vor allem umweltfreundliche Energiequelle wie etwa diese Kraft-Wärme-Kupplung zu suchen oder unbedingt diese wirklich sehr schöne Flußlandschaft mit einem Kraftwerk zu versehen, wenn man es wirklich besser machen könnte?

Meine Damen und Herren! Was mich als Wiener besonders grantig gemacht hat, ist, daß wir mehr als zehn Jahre nach Hainburg nichts daraus gelernt haben. Wir haben durch den Fall Hainburg nichts gelernt, wir haben nicht versucht, mit den Menschen rechtzeitig darüber zu sprechen. – Heute ist von Kollegen Auer schon das Kraftwerk Freudenau angesprochen worden. Die Vorgangsweise, als das Kraftwerk Freudenau errichtet wurde, halte ich für demokratiepolitisch richtig, vornehm und anständig. Gerade die Wienerinnen und Wiener neigen dazu, sehr kritisch zu sein, und sie sind ja bekannt und verschrieen als die "Raunzer" schlechthin. Auch die Wiener standen diesem Kraftwerk Freudenau sehr, sehr kritisch gegenüber. Nur, zum Unterschied zu der Vorgangsweise in Lambach hat man vor dem Bau des Wiener Kraftwerkes Freudenau zuerst das Projekt präsentiert. Man konnte in die Studien einsehen und man konnte darüber diskutieren. Und danach hat man die Wienerinnen und Wiener befragt; es gab eine Volksbefragung darüber. Und bei dieser Volksbefragung haben sich fast 75 Prozent der Frauen und Männer dieser Stadt für das Kraftwerk Freudenau ausgesprochen.

Heute entsteht dort wirklich ein Großkraftwerk, das eine Jahresproduktion von 1 037 Gigawattstunden leisten wird, ein Großkraftwerk, das mit seiner Leistung 270 000 österreichische Haushalte versorgen können wird. Es wird uns zwar mit Finanzierungskosten von 12,6 Milliarden Schilling – auf Basis September 1991 – belasten, aber es wurde auch darangegangen, wirklich alle Auflagen des Naturschutzes zu erfüllen, nämlich insgesamt 384 Auflagen der wasserrechtlichen Grundsatzgenehmigung sowie 200 Auflagen in Umweltfragen. Durch die Einhaltung aller ökologischen Auflagen entspricht dieses Kraftwerk auch den Vorschriften des Naturschutzgesetzes.

Dieses Kraftwerk trägt auch zur Verbesserung der Schiffahrt bei, weil die Schiffahrtrinne besser ausgebaggert werden konnte und der Eintiefung Einhalt geboten wird. Außerdem – und das liegt mir besonders am Herzen – ist dieses Großkraftwerk Freudenau das letzte Kraftwerk, das an der Donau vor der österreichischen Staatsgrenze errichtet wird. Danach gibt es eine freie Fließstrecke der Donau.

Ich wollte diesen Vergleich deswegen bringen, weil das Kraftwerk Freudenau ein Beispiel dafür ist, wie man heute mit solch sensiblen Fragen der Umweltpolitik umgehen kann: Man überzeugt zuerst die Bevölkerung, befragt sie danach, und erst dann wird zur Tat geschritten. In Lambach


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