Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 16. Sitzung / Seite 225

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Frau Abgeordnete Moser hat schon angesprochen, daß sich die jungen Menschen eine harmonische Familie wünschen. Wir alle wissen aber, daß das nicht immer gegeben ist, sondern daß es sie gibt, die Gewalt in der Familie, die Gewalt an Frauen, die Gewalt an Kindern. Ich bin froh darüber, daß im Budget für 1996 und auch für 1997 für die Familienberatungsstellen wieder 100 Millionen Schilling vorgesehen sind, denn die Familienberatungsstellen können doch in manchen Fällen beraten und zum Teil auch helfen.

Es wurde schon 1992 auf Initiative des Bundeskanzlers und auf Initiative der damaligen Frauenministerin Dohnal eine Studie in Auftrag gegeben, in der Ursachen und Folgen der Gewaltanwendung untersucht wurden. Projektleiter waren damals Dr. Erwin Ringel und Dr. Leopold Rosenmayr.

Es ist aus dieser Studie ersichtlich, daß Konflikte nicht mit Gewalt ausgetragen werden können, sondern daß sie dadurch nur unterdrückt werden.

Ich bin froh, daß diese Studie auch besagt, daß zum Teil berufstätige und selbständige Frauen sich aus gewalttätigen oder unglücklichen Verbindungen leichter lösen als Frauen, die wirtschaftlich von ihren Partnern abhängig sind.

Ich glaube, oft ist auch der Schritt in ein Frauenhaus ein schwieriger Schritt, denn das ist doch damit verbunden, daß man unter Umständen von Freunden oder auch im Familienkreis ein bißchen schief angesehen wird.

Ich freue mich darüber und unterstütze auch die Forderung, die im Koalitionsübereinkommen steht, nämlich daß die Schaffung wirksamer Möglichkeiten gegeben sein soll, daß bei Intervention von Gerichts- und Sicherheitsbehörden vorgesehen wird – und das, meine ich, sollten wir rasch beschließen –, daß der gewalttätige Partner aus der ehelichen Wohnung hinausgewiesen werden kann. Ich glaube, das dient sehr zur Hilfe von Frauen, die wirklich in Not geraten sind und die gewalttätigen Partnern gegenüberstehen.

Ich spreche mich auch vehement gegen Gewaltdarstellungen im Fernsehen aus. Ich meine, unsere Kinder und unsere Jugendlichen sind zu viel derartiger Gewalt ausgesetzt. Heute ist es doch so, daß man zum Beispiel im Kabelfernsehen während der Kinderfilme – zu Zeiten eben, wo Kinder fernsehen – Werbung sieht für spätere Nachtfilme, in denen Gewalt verherrlicht wird, brutale Nachtfilme, und die Kinder sehen das dann. Wir sollten wirklich alles daransetzen, damit solche Gewaltszenen im Fernsehen – noch dazu zu solchen Zeiten – nicht gezeigt werden. Die Kinder leiden darunter.

Meine Damen und Herren! Ich möchte Ihnen in den frühen Morgenstunden etwas zum Nachdenken mitgeben, ein Zitat eines mißhandelten Buben, der sagte: "Durch Schläge lernt ein Kind nie, daß es keine Fehler machen soll. Das Kind macht dann immer mehr Fehler. Weil man Angst hat, bringt man alles durcheinander."

Das ist für Kinder, aber ich glaube, man kann das auch in diesen frühen Morgenstunden sagen: Wir sollten auch über verbale Gewalt nachdenken. – Auch verbale Gewalt ist abzulehnen, auch wenn sie hier von diesem Pult aus geschieht. (Beifall bei SPÖ und ÖVP sowie beim Liberalen Forum.)

3.18

Präsident MMag. Dr. Willi Brauneder: Zum Wort ist nun niemand mehr gemeldet.

Die Debatte ist geschlossen. – Schlußwort wird keines gewünscht.

Meine Damen und Herren! Wir treten dann in das Abstimmungsverfahren ein, und zwar in die Abstimmung über die Beratungsgruppe Familie und Umwelt des Strukturanpassungsgesetzes. Diese umfaßt die Art. 72, 86 und 87 in 95 der Beilagen.

Hiezu haben die Abgeordneten Haller und Genossen Abänderungsanträge eingebracht.


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