Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 16. Sitzung / Seite 416

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wohl es natürlich sehr wichtig für die Kinder ist, daß sie entsprechend betreut werden. Sie haben hier Beträge budgetiert, die ich im einzelnen nicht auflisten kann, aber Sie werden das wissen.

Sie haben auch mir in einer Anfragebeantwortung bestätigt, daß Sie eigentlich grundsätzlich sehr wohl für verbindliche Richtlinien im Bereich der Tagesmütter sind, für den flächendeckenden Ausbau, für eine bessere finanzielle Ausstattung der Trägerorganisationen. Ja, Herr Bundesminister, was hindert Sie denn bitte daran, zumindest in den Bereichen, in denen Sie zuständig sind, die Initiative zu ergreifen? Schieben Sie doch nicht die Verantwortung dafür immer nur auf die Länder oder zwischen den Ministerien hin und her, sonst müßte ich Ihnen wirklich einfach reine Ideologie in dieser Frage unterstellen. Denn eine korrespondierende Maßnahme zur Kürzung des Karenzgeldes – mit der wir nicht einverstanden sind – wären doch die Tagesmütter, weil sie die zweitbeste Lösung für eine Kinderbetreuung sind – nach der Betreuung durch die eigenen Eltern; das ist doch wohl ganz klar.

Ich möchte aber zum Schluß noch ganz kurz zu den Lehrlingen kommen. In diesem Bereich hat Herr Kollege Nürnberger das Problem einzig und allein darin gesehen, daß wahrscheinlich heuer im Herbst nicht alle Lehrlinge unterzubringen sind. Wenn er das ernst gemeint hat, dann ist er nicht nur ein Wiederholungstäter, sondern dann ist er auch ein Vertuscher. (Beifall bei den Freiheitlichen.)

Denn wir sind uns doch, glaube ich, schon einig darin, – alle, wie wir hier sitzen –, daß die Probleme viel komplexer sind und viel tiefer liegen. Aber der Grund für sein Verhalten wird wohl der sein, daß man die gemachten Fehler nicht eingestehen will, vor allem nicht in der Öffentlichkeit.

Und wenn man hier unserem Klubobmann Haider den Vorwurf gemacht hat, er hätte keine Lehrlinge ausgebildet, dann kann ich sagen, mir wird man diesen Vorwurf nicht machen können. Mein Mann und ich bilden seit 31 Jahren Lehrlinge im Handel aus. Es waren ursprünglich immer zwei bis drei Lehrlinge, die wir eingestellt haben. Jetzt haben wir noch einen, und ab dem nächsten Jahr werden wir das überhaupt nicht mehr machen. (Abg. Kiermaier : Was glauben Sie, was wir machen?! Glauben Sie, wir bilden keine Lehrlinge aus?) Na klar, aber haben Sie sich angeschaut, wo die Rückgänge in der Lehrlingsausbildung hauptsächlich sind? – Bei den klein- und mittelständischen Betrieben, vor allem im Handel, und ich will Ihnen jetzt erzählen, warum das bei uns so ist.

Es ist einfach nicht mehr wirtschaftlich im Handel. Es ist einfach in der Kalkulation nicht mehr unterzubringen, daß man Lehrlinge ausbildet, weil die Lehrlinge, zum Beispiel wenn ein Schultag länger dauert als der Arbeitstag im Betrieb, für die Zeit darüber hinaus dann noch ein Zeitguthaben bekommen. Es gibt keine Art des finanziellen Anreizes oder einer Abgeltung für die Unternehmerleistung der Ausbildung, die er erbringt. Und wissen Sie, wie es bei uns in der Praxis ausschaut? – Es ist einfach wirtschaftlicher, für die Zeit, wo es in unseren Geschäften notwendig ist, für die Spitzenzeiten, Teilzeitkräfte, ausgelernte Teilzeitkräfte einzustellen. Das ist doppelt wirtschaftlicher: Die braucht man nicht mehr auszubilden, und die sind verfügbar, wenn wir sie brauchen, was der Lehrling leider nicht ist. (Abg. Gradwohl: Darauf läuft es hinaus!) Nein, gar nicht! Aber der Unternehmer muß ja von dem leben, was er am Ende des Jahres verdient hat. Und das vergessen Sie immer, weil Sie aus den gesicherten Bereichen kommen. (Beifall bei den Freiheitlichen.)

Ich sage Ihnen eines: Wenn Sie das Lehrlingsproblem wirklich in den Griff bekommen wollen, dann müssen Sie sich mit dem Antrag der Freiheitlichen, der heute eingebracht wurde, auseinandersetzen. Ich bitte Sie wirklich darum, denn die österreichische Wirtschaft wird gerade durch den verschärften Wettbewerb, dem sie jetzt unterliegt, auch in Zukunft gut ausgebildete Fachkräfte brauchen, und es ist wirklich höchste Zeit, hier das Rad herumzudrehen. (Beifall bei den Freiheitlichen.)

13.19

Präsident MMag. Dr. Willi Brauneder: Zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Mag. Guggenberger. – Bitte.


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