Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 16. Sitzung / Seite 496

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Was gehört dazu? Zu diesem gehört die Diskussion um die Studienorganisation genauso wie die Diskussion um das Studienrecht, und ich denke, wir haben in diesem Kalenderjahr sicher noch die Möglichkeit dazu. Im besonderen gehört aber die Bewertung der Studieneingangsphase dazu – einer der Vorredner hat darauf Bezug genommen. Es sind Antworten auf die Fragen zu finden, die da lauten: Wie hilfreich/sinnvoll ist die gegenwärtig praktizierte Form der Einführungstutorien? Wie sinnvoll/hilfreich sind Orientierungsprüfungen mit formellen Konsequenzen oder mit informellen Konsequenzen? Allen, die sich an dieser Stelle an Aufnahmsprüfungen erinnert fühlen und mit Schauder abwenden, sei in Erinnerung gerufen, daß an den Kunsthochschulen in Österreich selbstverständlich Aufnahmsprüfungen abgehalten werden.

Das Modell der Studieneingangsphase, das an der Veterinärmedizinischen Universität in Wien praktiziert wird, ist zu analysieren. Dort wird versucht, die erfolgreiche weitere Absolvierung des Studiums an das positive Erledigen von Prüfungen in Studienkernfächern zu binden.

Studienplatzbewirtschaftung bedeutet auch, zwischen Studenten, die ihre Primärbildung und -ausbildung erfahren, und den sich beruflich Weiterbildenden zu unterscheiden. Wie viele Studien werden wir gratis bis zum Hinübergleiten ins Seniorenstudium und in die Pension zur Verfügung stellen können? Diese Frage ist auch zu klären, wenn wir über Studienplatzbewirtschaftung nachdenken.

Schließlich bedeutet Studienplatzbewirtschaftung auch, nachzudenken, wie die Information über Studien und Studienrichtungen in den Schulen, von der ÖH und vielen anderen Institutionen geleistet werden kann. Vor allem ist das Ziel des universitären Studiums wieder in den Vordergrund zu stellen.

Es gilt auch nicht die Erwartung zu pflegen: freier Uni-Zugang, Ausbildungsgarantie, Arbeitsplatzgarantie. Natürlich trägt die jetzige Situation im öffentlichen Dienst bestimmte Härten in sich, aber daß 70 Prozent der akademischen Population in den öffentlichen Dienst "wandern" sollen, kann ja nicht das Ziel von universitärer Bildung sein.

Wir kommen also um die grundsätzliche Diskussion des Gesamtpakets nicht herum. Ich glaube auch, daß es viele vernünftige Kräfte, die heute sichtbar geworden sind, gibt. Ich wünsche mir, daß wir die Diskussion nach der Budgetdebatte in einer "unösterreichischen" Art führen. Unösterreichisch – was meine ich damit? Ich beziehe mich auf jene Mahnung, die ich kürzlich beim Kulturgeneralisten und Ästhetikprofessor Bazon Brock gefunden habe. Er hat ausgesprochen, als er als Hochschulprofessor Österreich verlassen hat, was ihn stört. Was sagte er? – "In jede Argumentation war irgendeine Verdrehung oder Brechung eingebaut. Es gab kaum wissensdurstige, selbstbewußte, streitbare Menschen. Das vordergründige Sich-Arrangieren stand weit vor dem rationalen intellektuellen Argumentieren". – Auch österreichische Hochschulprofessoren haben sich dieser Einschätzung angeschlossen.

Ich schließe zuversichtlich: Ersparen wir uns, wenn wir über die Zukunft der wissenschaftlichen Bildung reden, diverse Köpfler in die Phrase! Treten wir in die rationale Strukturdebatte ein! Das sage ich gerne als Universitätsangehörige und Betroffene genauso wie als Parlamentarierin. – Danke. (Beifall bei der ÖVP.)

19.31

Präsident MMag. Dr. Willi Brauneder: Zum Wort gemeldet ist nun Herr Abgeordneter Mag. Firlinger. – Herr Abgeordneter, Sie haben das Wort.

19.32

Abgeordneter Mag. Reinhard Firlinger (Liberales Forum): Sehr geehrter Herr Präsident! Herr Bundesminister! Mein Redebeitrag wird sich nicht mit Wissenschaft allgemein befassen, sondern ich will mich gleich mit einer wichtigen Materie beschäftigen, nämlich der Poststrukturreform. (Abg. Motter: Die Wissenschaft ist auch wichtig!) Die Wissenschaft ist auch wichtig – selbstverständlich! Aber ich habe es mit den knallharten Fakten, und daher erlaube ich mir jetzt, zur Poststrukturreform zu schreiten.


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