Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 17. Sitzung / Seite 426

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Wertschätzung für seinen Einsatz und oft auch für seinen Mut hatte. Aber hier läßt er wirklich jeden Mut vermissen.

Ich halte es jedoch für die Verpflichtung eines Kunstministers in Österreich, sich hier zu Wort zu melden, genauso wie ich es für seine Verpflichtung hielte, ein klares Wort gegen die kunst- und kulturfeindlichen Aktionen, die in den letzten Wochen und Tagen in Tirol passiert sind, zu sprechen. Das gilt auch für Frau Bundesministerin Gehrer, von der ich mir klare Worte erwarten würde, denn es ist auch ihr Ressortbereich.

Wenn in diesem Land sich die Signale verdichten, die in Richtung Kulturfeindlichkeit gehen, dann, meine sehr geehrten Damen und Herren, müssen wir das ernst nehmen. Denn wenn Häuser brennen, dann ist es nicht weit, bis auch Menschen Leid angetan wird, dann ist das eine Situation, in der ein Funke im wahrsten Sinn des Wortes überspringen kann. Und wenn der Haß oder vielleicht auch die Hilflosigkeit von Menschen so weit geht, daß sie Symbole der Verständigung und der Auseinandersetzung mit Unbekanntem abbrennen und vernichten, dann ist das für mich ein sehr bedrohliches Zeichen für den Zustand dieser Republik. (Beifall bei den Grünen und der Abg. Dr. Schmidt .)

Die IG Kultur Österreich hat in der ersten Stellungnahme einen Satz geschrieben, den ich hier für wesentlich und bedeutungsvoll halte. Sie hat nämlich geschrieben: "Es hat begonnen mit besoffener Wortkriminalität im Wirtshaus, dann wurden Kunstwerke zerstört. Jetzt wird ein Hoffnungsraum für lebendige Kultur symbolisch gemordet."

Das sollte uns zu denken geben, meine sehr geehrten Damen und Herren, das sollte uns betroffen machen und zu Handlungen Anlaß geben.

Und als letztes, meine sehr geehrten Damen und Herren: Na selbstverständlich kann ich das ceterum censeo meiner Vorrednerinnen und die Bestätigung durch den Herrn Bundesminister nur wiederholen, daß wir Frauen die Wiener Philharmoniker so lange boykottieren, bis dort auch Frauen drinnen sitzen. Der Herr Bundesminister hätte die wirkungsvollste Waffe: Geben Sie ihnen doch kein Geld mehr, Herr Bundesminister! Geld regiert die Welt, und Geld regiert auch die Wiener Philharmoniker. Es ist nicht ein Gefallen, Herr Bundesminister – vielleicht richten ihm das seine Mitarbeiter aus –, den er uns Frauen damit tut. Wenn das sein Verständnis ist, so wie er repliziert hat auf Frau Dr. Schmidt, kann ich ihm nur sagen: Ich will keine Gnade, keine milde Tat von ihm, die er da vielleicht setzt. Ich möchte vielmehr, daß er als Kultur- und Kunstminister handelt. Das ist von ihm gefragt. Das wünsche ich mir nicht von ihm, das fordere ich von ihm ein, denn das ist seine Verpflichtung. (Beifall bei den Grünen.)

13.15

Präsident MMag. Dr. Willi Brauneder: Zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Dr. Antoni. – Bitte, Herr Abgeordneter.

13.15

Abgeordneter Dr. Dieter Antoni (SPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Frau Bundesministerin! Geschätzte Damen und Herren! Es ist offenbar ein unglücklicher Zufall, offenbar sogar eine Pikanterie, daß das Konsolidierungsjahr, getragen von einem Sparpaket, mit dem "Jahr der Bildung", zu dem das Jahr 1996 erklärt wurde, zusammenfällt. Ich kann den Unmut von Lehrern und pädagogisch Verantwortlichen durchaus verstehen; ich weiß und bedaure es auch, daß kaum ein Tag vergeht, an dem nicht von Einsparungen auch im Bildungsbereich, von Einsparungen bei Lehrern und Lehrerinnen die Rede ist.

Wenn Kollegin Preisinger in ihrer Wortmeldung gemeint hat, die SPÖ – im besonderen hat sie den Herrn Bundeskanzler erwähnt – habe gesagt, die Jugend braucht die beste Ausbildung, die Ausbildung der Jugend ist das Kapital der Zukunft, dann hat sie völlig recht, und zu diesen Aussagen stehen wir auch. (Zwischenrufe bei den Freiheitlichen.)

Aber, sehr geschätzte Damen und Herren, ich erlaube mir schon auch die Feststellung, daß mehr oder weniger Geld nicht automatisch eine bessere oder eine schlechtere Schule bedingt. Diese Erfahrung konnten wir in der Vergangenheit nur zu deutlich machen. (Beifall bei der SPÖ.)


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