Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 17. Sitzung / Seite 438

Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite

Ich glaube, wenn die Integration nicht spätestens in der Volksschule stattfindet, dann kann sie in der Arbeitswelt überhaupt nicht mehr funktionieren. Das bedeutet, die Integration wird wieder rückgängig gemacht.

Frau Ministerin! Ich kann gut verstehen, daß Sie in den letzten Monaten für behinderte Menschen oder für Eltern behinderter Kinder, die einen Termin bei Ihnen wollten, nie da waren. Sie waren nie da! (Bundesministerin Gehrer: Das stimmt doch gar nicht!) Das stimmt. Ich kann Ihnen das auch belegen, Frau Ministerin.

Im "profil" ist von Ihnen, Herrn Höchtl und Herrn Helm ein Bild, und im Artikel haben Sie sich eindeutig für die Rücknahme der schulischen Integration ausgesprochen. Ich glaube, das können Sie nicht von der Hand weisen. Herr Helm hat ganz deutlich gesagt, was die Intention der ÖVP ist. Herr Helm hat gesagt: Integration ist etwas, das aus der Hüfte geschossen ist, Schule ist kein Experimentierfeld, Schule muß klare Rahmen, klare Forderungen und klare Ziele haben, Schule darf niemanden behindern. Sie haben damit aber nicht gemeint, daß die Schule niemanden aufgrund seiner Behinderung behindern darf, sondern Sie und Herr Helm haben damit ganz klar gemeint, daß die Schule durch behinderte Kinder nicht behindert werden darf! Man hat also immer noch Angst davor, daß, wenn in einer Klasse behinderte Kinder integriert werden, das Lernniveau der ganzen Klasse sinkt. Sie haben sich niemals die Studien und die Schriften angeschaut, die es zur schulischen Integration gibt. All diese Unterlagen zeigen nämlich ganz deutlich auf, daß die Integration für alle Kinder ein riesiger Fortschritt war und daß sie allen Kindern etwas gebracht hat. (Beifall bei den Grünen.)

In den Integrationsklassen war es zum ersten Mal möglich, die Bedürfnisse aller Schüler abzudecken, sowohl die Bedürfnisse von behinderten Kindern als auch die Bedürfnisse von sogenannten hochbegabten Kindern. Die individuellen Begabungen aller Kinder konnten gefördert und auch Leistungen konnten gefordert werden. Das wird jetzt aber wieder zurückgenommen.

Es zeigt sich in den Bundesländern, wie es hinsichtlich der schulischen Integration ausschaut. Herr Guggenberger! In Außerfern – ich glaube, ich brauche Ihnen das nicht zu erzählen – gibt es engagierte Eltern, engagierte Lehrer und einen engagierten Bezirksschulrat. Da funktioniert die schulische Integration, dort gibt es keine Aussonderung mehr. Aber im Nachbarbezirk, in Landeck, wo Sie zuständig sind, wird eine Sonderschule um 50 Millionen Schilling gebaut. (Abg. Mag. Guggenberger: Ich bin aber nicht Bezirksschulrat!) Wissen Sie, wieviel Integration mit diesem Geld möglich wäre? (Beifall bei den Grünen.)

Haben Sie sich schon überlegt, Herr Guggenberger, wieviel Sonderschullehrer, wieviel Begleitpersonal Sie um dieses Geld beschäftigen könnten? – Diese Kinder haben ein Recht auf Regelschule, aber das wird verhindert. Ich möchte es noch einmal ganz kurz in Erinnerung rufen: Das Recht auf Regelschule und das Recht auf Bildung stehen behinderten Menschen zu! (Beifall bei den Grünen.)

Ich fordere Sie auf, Rahmenbedingungen zu schaffen, daß Eltern behinderter Kinder nicht mehr als Bettler hausieren gehen müssen, um eine Schule zu finden, die ihrem Kind das Recht auf Regelschule zugesteht. – Danke. (Beifall bei den Grünen.)

14.19

Präsident MMag. Dr. Willi Brauneder: Zu Wort gemeldet ist nun Herr Abgeordneter Dr. Brader. – Bitte, Herr Abgeordneter.

14.19

Abgeordneter Mag. Dr. Alfred Brader (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Ministerin! Zu den Ausführungen der Frau Kollegin Haidlmayr sage ich später etwas.

Ich denke, daß im vorgelegten Budgetentwurf sehr vieles sehr gut ist und daß die Entstehung dieses Entwurfes, nämlich in Abstimmung mit den Betroffenen, ein sehr wichtiger Schritt und ein richtiger Weg ist.


Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite