Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 17. Sitzung / Seite 439

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Der Vorteil liegt darin – damit bin ich schon im Widerspruch zu Kollegin Haidlmayr –, daß trotz Strukturmaßnahmen noch genug Platz für weitere Reformen ist.

Einer dieser Bereiche ist die Fortführung der Integration von Kindern mit besonderem Förderbedarf auf der Sekundarstufe. Heute stehen zwar nicht die Novellen zur Diskussion, ich möchte aber dennoch diese Gelegenheit ergreifen, ein paar wichtige und grundsätzliche Überlegungen dazu anzustellen.

Erstens steht für uns außer Zweifel, daß die integrative Betreuung für all jene Kinder möglich bleiben muß, bei denen sich diese Form des Unterrichts bewährt hat. Da geht es nicht so sehr um eine Automatik, sondern einzig und allein um die Frage, wo und in welcher Form die Bildung des Kindes am besten gefördert werden kann. Das heißt, im Mittelpunkt steht nicht irgendein System, sondern im Mittelpunkt kann nur das Kind allein stehen, das Kind als Person mit seiner einmaligen Individuallage und seinem unantastbaren Bildungsanspruch. (Beifall bei der ÖVP.)

Die Anerkennung des Bildungsanspruches wird wohl niemand anzweifeln, sehr wohl gibt es aber Diskussionen darüber, in welcher institutionellen Form das jeweilige Kind seine beste Betreuung empfangen kann.

Ich kann Ihnen aus eigener Erfahrung folgendes sagen – ich habe zehn Jahre lang integrative Projekte für hörbehinderte Kinder initiiert, betreut und auch wissenschaftlich begleitet –: Es ist nicht so, daß jede Betreuungsform für jedes Kind gut ist, sie muß auf das jeweilige Kind abgestimmt sein, und nur dann, wenn der Förderbedarf gut abgedeckt wird, kann man auch Fortschritte erkennen.

Die Fördermöglichkeiten müssen vorhanden sein. Kompetente Leute müssen diese Fördermöglichkeiten durchführen, und es darf zu keinen Alibihandlungen kommen. Die pädagogische Praxis in manchen Städten zeigt aber, daß die Förderung durch Personen wahrgenommen wird, die weder eine entsprechende Ausbildung noch die entsprechende Kompetenz haben. Meine sehr geehrten Damen und Herren! Das ist Beschäftigungstherapie für diese Personen, aber keine Hilfe für die Kinder. Für solche Alibihandlungen fehlt mir jedes Verständnis. Das ist keine Lösung!

Wir brauchen Investitionen in die Ausbildung, wir brauchen Leute, die dafür Sorge tragen, daß der Unterrichtsstoff so aufbereitet wird, daß er auch von den behinderten Kindern aufgenommen, verarbeitet und behalten werden kann. (Beifall bei der ÖVP.)

Ein nur räumliches Beisammensein ist noch keine Integration. Der Mensch entwickelt sich ja nicht nur im Sog von anderen, sondern er hat ein Recht auf eine seinen individuellen Gegebenheiten angepaßte Unterstützung. Wer für Integration eintritt, aber den Förderbedarf negiert, muß sich den Vorwurf gefallen lassen, daß ihm die Kinder egal sind. Oder noch schlimmer: Er muß sich den Vorwurf gefallen lassen, daß er die Kinder für gesellschaftspolitische Zwecke instrumentalisiert.

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich möchte schon heute an Sie alle appellieren, bei den kommenden Diskussionen über die Integration in der Sekundarstufe auf ideologische Grabenkämpfe zu verzichten. Denken Sie an das Wohl der Kinder und an jene Maßnahmen, die dem Kind und seiner Bildung am besten helfen. (Beifall bei ÖVP und SPÖ.)

Ich selbst werde sicher keiner Maßnahme zustimmen, bei der ich den Bildungserfolg für die Kinder nicht ersehen kann. – Danke schön. (Beifall bei ÖVP und SPÖ.)

14.25

Präsident MMag. Dr. Willi Brauneder: Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Fuchs. – Bitte, Frau Abgeordnete.

14.25

Abgeordnete Brunhilde Fuchs (SPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Werte Frau Ministerin! Meine sehr geschätzten Damen und Herren! Wir alle wissen, daß gerade jetzt der Endspurt in


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