Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 17. Sitzung / Seite 446

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den AHS- und BHS-Absolventen ein Nachteil entsteht. (Beifall bei ÖVP und SPÖ.) – Dafür sind Bildungsschecks oder Bildungsgutscheine gut geeignet.

Ein vierter Punkt ist – den soll man auch beachten –, daß die finanzielle Entlastung von Lehrbetrieben voranzutreiben ist, wobei ich dazusagen möchte, das ist nicht der ausschließliche Grund. Es ist ein Punkt, daß man Betriebe, die Lehrlinge ausbilden, auch finanziell entlastet, daß man ihre Bildungsbereitschaft vielleicht steuerlich abgilt.

Fünfter Punkt: Entbürokratisierung bei der Beschäftigung von Lehrlingen. Wir haben die Probezeit von drei auf zwei Monate verkürzt; ich würde sie wieder auf drei Monate verlängern. In manchen Bereichen sieht man in zwei Monaten nicht immer, was ein Lehrling kann, man erkennt das Talent des Lehrlings nicht. Man schadet einem jungen Menschen, wenn er in einem Beruf fälschlich ausgebildet wird, wenn man ihn dann drei Jahre behalten muß, obwohl er kein Talent dazu hat. Ich glaube, das ist ein Verbrechen an der Jugend. Wir sollten schauen, daß wir diese Flexibilität auch in diesem Bereich haben, nämlich daß die jungen Menschen nicht an einen falschen Beruf gebunden sind. (Beifall bei ÖVP und SPÖ.)

All diese Maßnahmen ergeben eine Initiative, die der Wirtschaft respektive den Betrieben helfen würde, den Slogan "Karriere mit Lehre" weiterhin mit Ausbildungsinhalten von höchster Qualität zu füllen. (Neuerlicher Beifall bei ÖVP und SPÖ.)

14.56

Präsident MMag. Dr. Willi Brauneder: Zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Dr. Rada. – Bitte, Herr Abgeordneter.

14.57

Abgeordneter Dr. Robert Rada (SPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Frau Bundesministerin! Sehr geschätzte Damen und Herren! Es heißt im Volksmund: Aller guten Dinge sind drei. Vermutlich hat Frau Abgeordnete Preisinger das auch gedacht, denn sie hat heute zum dritten Mal annähernd die gleiche Rede gehalten. Ihre Argumente wurden aber deshalb nicht besser. Die Qualität der Schule hat mit Quantität überhaupt nichts zu tun. Und wenn sie heute zum dritten Mal bejammert, daß im Sekundarbereich sechs Stunden eingespart werden müssen, dadurch nur gespart wird und die Qualität leidet, so muß ich sagen: Das stimmt ganz einfach nicht!

Ich bin auch diesbezüglich ganz Ihrer Meinung, Frau Bundesministerin, daß nämlich, wie Sie festgestellt haben, nicht jeder Anforderung der Gesellschaft an die Schule mit einem Mehr an Stunden zu begegnen ist, ein Mehr an Stunden zu folgen hat. Und mehr Geld bedeutet, wie Abgeordneter Antoni gesagt hat, nicht automatisch eine bessere Schule.

Wenn wir heute feststellen, daß unsere Buben nicht mehr Fußball spielen, weil sie andere Interessen haben, dann können wir nicht reagieren, indem wir einfach mehr Turnstunden auf den Stundenplan setzen. Und wenn ein Kind Legastheniker ist, dann werden die Probleme nicht dadurch behoben, daß es mehr Deutschstunden gibt. Ganz im Gegenteil: Es müssen gezielte Methoden eingesetzt werden – und das zeichnet Schule aus, das ist Qualität der Schule! (Beifall bei der SPÖ.)

Entscheidend ist die Rolle der Lehrer, hat Abgeordneter Öllinger heute gesagt. Dem kann ich voll zustimmen. Ob die Schule gut ist, wird davon abhängen, wie die Lehrer vorbereitet sind, welcher Lehr- und Lernmethoden sie sich bedienen, welche Lehr- und Unterrichtsmittel den Schülern zur Verfügung gestellt werden. Ob eine Schule Qualität hat oder nicht, wird auch davon abhängen, wie das Schulmanagement – Schulaufsicht, Schulleitung – funktioniert. Die Zahl der Unterrichtseinheiten ist aber mit Sicherheit kein Gradmesser. (Präsident Dr. Fischer übernimmt den Vorsitz.)

Sehr geschätzte Frau Bundesministerin! Ich stimme mit Ihren Ausführungen im Ausschuß und auch von heute überein. Nur: Mit einem bin ich nicht einverstanden: nämlich daß Schulen geschlossen werden, wobei ausschließlich Schülerinnen und Schüler die Leidtragenden sind. Die Medien haben berichtet – das Echo war ein geringes. Auch der Ombudsmann der kleinformatigen Tageszeitung hat nicht mehr zusammengebracht als die Feststellung: Hick-


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