Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 17. Sitzung / Seite 468

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heitspolitik gemacht hat, daß eine ideologische Barriere der Sozialdemokraten das wirklich jahrelang verhindert hat.

Daß die Tageskliniken aufgebaut werden, finde ich unendlich wichtig. Es müssen die Gesetze geändert werden – das hat Herr Pumberger auch nicht mit einkalkuliert –, wir wissen, daß das ASVG verändert werden muß, daß das Ärztegesetz geändert werden muß, daß das Krankenanstaltengesetz geändert werden muß, damit diese Dinge vor Ort extramural wirklich greifen können.

Ich glaube auch, daß es wichtig ist, eine Ausbildungsinitiative und eine Leistungsinitiative zu organisieren und durchzuführen. 200 000 Menschen in Österreich – darüber spricht man nie – sind in den Gesundheitsberufen tätig, und die Demographie besagt, daß diese Zahl sich noch verdoppeln wird. Da wäre noch unheimlich viel an Potenz enthalten. In diesen Bereich sollten wir wirklich investieren, damit wir Menschen Arbeitsplätze verschaffen, und zwar hochqualifizierte Arbeitsplätze zum Beispiel in Pflegeberufen, als Altenhelfer, als Ordinationshilfen, als Rettungssanitäter und so weiter. (Beifall bei der ÖVP.)

Lassen Sie mich abschließend noch etwas zur Eigenverantwortung für die Gesundheit klarstellen: Das Anspruchsdenken in den letzten 25 Jahren hat uns manches Mal wirklich völlig das verantwortliche Handeln genommen. Einer WHO-Untersuchung in Kanada zufolge können nur 10 Prozent der Gesundheit durch die medizinische Versorgung erfolgen, 24 Prozent aber durch den Lebensstil. Also 24 Prozent können wir selbst organisieren, den größten Teil für unsere Gesundheit können wir selbst machen.

Wir überlegen immer noch, was wir, wenn wir den Menschen Vorsorgeeinrichtungen anbieten und dies sogar mit finanziellen Zuckerln versehen, noch zusätzlich anbieten sollten, damit die Menschen ihre Eigenverantwortung wahrnehmen. Da verstehe ich nicht, Frau Primaria Povysil – eine sehr liebe Kollegin –, daß Sie sich hier beschwert haben, daß man die Geburtenbeihilfe abschafft. Ist das nicht von der Logik her falsch? Man gibt noch etwas dazu, damit etwas in Anspruch genommen wird. Man muß umdenken! Ich glaube, das ist fast ein bißchen sozialistisches Denken, das hier nicht hineinpaßt. Das möchte ich schon sagen. (Beifall bei der ÖVP.)

Also wir müssen den einzelnen selbst für seine Gesundheit verantwortlich machen. Es genügt, wenn man ihm die Möglichkeiten und die Einrichtungen von Staats wegen zur Verfügung stellt.

Glauben Sie nicht, daß das unsozial ist. Das unsozialste Gesundheitssystem ist jenes, das wir uns nicht mehr leisten können. Wir müssen – jeder nach seinen Möglichkeiten – dazu beitragen, daß die hohe Qualität der Versorgung gewährleistet werden kann. Jeder einzelne kann und soll durch seine Lebensweise und seinen Lebensstil dazu beitragen. – Danke. (Beifall bei der ÖVP.)

16.42

Präsident Dr. Heinz Fischer: Nächste Rednerin ist Frau Abgeordnete Dr. Petrovic. – Bitte sehr.

16.42

Abgeordnete MMag. Dr. Madeleine Petrovic (Grüne): Herr Präsident! Frau Bundesministerin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Es gibt eine große Menge wichtiger Probleme im Gesundheitswesen, deren Lösung ansteht. Die Änderung in der Krankenhausfinanzierung, Arbeitszeitregelungen für die in den Gesundheitsberufen, insbesondere in den Spitälern tätigen Menschen, eine Ausbildungsreform, die Stärkung und Ausweitung der PatientInnenrechte, die Verbindung von Schulmedizin mit anderen Ansätzen der Heilkunde, alternativen Lehren – all das sind große Probleme, vor denen Sie, Frau Bundesministerin, und Ihr Ressort stehen.

Obwohl diese Probleme groß und drängend sind, möchte ich dazu heute nichts sagen, denn das, was mir momentan als die zentrale Frage im österreichischen Gesundheitswesen erscheint, ist die Frage, ob Österreich in eine neue, eine sehr gefährliche Technologie, nämlich die Gentechnik, soweit sie Freisetzungen betrifft, einsteigt oder nicht.


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