Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 20. Sitzung / Seite 105

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ist die Gentechnik etwas diametral Entgegengesetztes, etwas das ihre Bemühungen konterkariert.

Wir Grünen haben keinen absolut ablehnenden Standpunkt der Gentechnik insgesamt gegenüber. Ich glaube, es gibt diesbezüglich sinnvolle Anwendungen im Bereich der Medizin. Aber auch dort muß man sehr, sehr vorsichtig sein. Auch dort müssen alle Sicherheitsauflagen eingehalten werden, und es muß sicherlich noch das Gesetz verbessert werden. Ich glaube aber, daß es auf medizinischem Sektor berechtigte Anwendungsformen gibt.

Nur: Im Bereich der Landwirtschaft, für landwirtschaftliche Produkte ist die Gentechnik ein Irrweg, und wir sollten dort nicht hinein! (Beifall bei den Grünen.) Dort ist die Gentechnik sozial nicht angepaßt. So werden die österreichischen bäuerlichen Betriebe in einen Quantitätswettbewerb mit riesigen Agrarfabriken gehetzt. Dem können sie nicht standhalten! Es ist das wirklich ein Irrweg der Forschung: Die ökologischen Risken sind unkalkulierbar, die sozialen Folgen sind verheerend, denn es würde für weitere bäuerliche Betriebe das Aus bedeuten. Und: Wir vermauern uns damit den eigentlich schon erkennbaren Erfolgsweg für die österreichische Landwirtschaft.

Daher ersuche und bitte ich Sie wirklich: Stimmen Sie für unseren Entschließungsantrag! Wir verlangen – wir sehen das als eine Art Kompromißangebot an dieses Haus – kein generelles Verbot, aber wir verlangen ein Moratorium von fünf Jahren, und das aus gutem Grund. Wir wissen, daß die Freisetzungen, die bisher passiert sind, zu ganz anderen Resultaten geführt haben, als man ursprünglich dachte. Alle Studien über den Pollenflug, über die Fruchtbarkeit dieser Pflanzen waren bisher falsch. Die Wissenschaftler haben sich, so wie damals bei der Atomtechnik, geirrt. Ich glaube, wir sollten uns diese fünfjährige Nachdenkpause gönnen. – Ich persönlich bin überzeugt davon, daß danach diese Freisetzungsexperimente gar nicht mehr gewollt sein werden.

Jetzt jedoch in diese Technik einzusteigen und damit einen erfolgversprechenden, einen ökologischen Weg der österreichischen Landwirtschaft insgesamt zu versperren, das wäre wirklich das Falscheste, was man jetzt tun könnte.

Ich bringe daher folgenden Entschließungsantrag ein:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Dr. Madeleine Petrovic, Ing. Monika Langthaler, Andreas Wabl, Freundinnen und Freunde betreffend Moratorium für Freisetzungsanträge von gentechnisch veränderten Organismen

Der Nationalrat wolle beschließen:

"Die Bundesregierung, insbesondere die Bundesministerin für Gesundheit und Konsumentenschutz werden aufgefordert, ein Moratorium für die Freisetzung von gentechnisch veränderten Organismen für die Dauer von fünf Jahren zu beschließen."

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Meine Damen und Herren! Die ökologische Landwirtschaft ist arbeitsintensiv. Sie liefert hochwertige, vielleicht auch etwas teure Produkte. Ich glaube jedoch, dieser Preis sollte bezahlt werden, und zwar für eine faire Leistung der österreichischen Landwirte. Und ich meine, das ist ein gut angelegtes Geld. Nur, wie gesagt: Wenn wir hier politische Entscheidungen treffen, die dem entgegengesetzt sind, dann werden wieder 10 000 oder 20 000 Landwirte auf dem Arbeitsmarkt vorstellig werden, dann werden sie wahrscheinlich in der Industrie, im Gewerbe, die heute schon niemand mehr aufnehmen können, verzweifelt versuchen, einen Arbeitsplatz zu finden – und das, obwohl es relativ leicht wäre, einen hochwertigen Arbeitsplatz in der Landwirtschaft zu erhalten.


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