Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 23. Sitzung / Seite 19

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Das ist ein Problem der Universitäten, und das ist leider ein Problem dieses Hohes Hauses, daß oft und gerade auch von Ihrer Seite die Rolle der Universitäten unterschätzt wird, obwohl diese eine so große Bedeutung haben und es verdienen würden, daß gerade auch von Ihrer Seite – aber ich würde auch alle anderen miteinschließen – Fragen der Wissenschaft größere Beachtung geschenkt wird, als es des öfteren geschieht. (Beifall bei SPÖ und ÖVP.)

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich glaube, es ist gerade in der Wissenschaftspolitik wichtig, diese internationalen Aspekte zu sehen, um die Entwicklung in Österreich richtig beurteilen zu können. Denn es ist tatsächlich so: Wir haben an den Universitäten in Österreich derzeit schwierige Zeiten, es ist nicht zu leugnen, zum Teil auch Krisenstimmung, aber es wäre falsch, die Ursache dafür nur bei der Regierung oder bei den Ministern zu sehen und zu glauben, das wäre ein isoliertes österreichisches Problem.

Nun ist es so, daß die Universitäten extrem unterschiedlich sind. Es gibt heute zweifellos nach wie vor gewisse idyllische Bereiche, es gibt andererseits Bereiche, die unter größtem Druck stehen, und als jemand, der glaubt, die Praxis der Universitäten doch relativ weitgehend zu kennen, kann ich sagen: Es gibt große Probleme, und es wäre falsch, sie zu ignorieren, aber es gibt auf den Universitäten auch großartige Leistungen, großartige Leistungen im Wissenschaftsbereich, großartige Leistungen im Ausbildungsbereich. Unsere Absolventen bewähren sich international ausgezeichnet, und bei aller berechtigten Kritik möchte ich davor warnen, eine Selbstentwertung der österreichischen Universitäten durch eine Diskussion vorzunehmen, die diese großartigen Leistungen ignoriert. (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Dkfm. Holger Bauer: Halleluja!)

Genau das ist das Argument, das man immer wieder hört. Wenn man auf diese Leistungen hinweist, wird es als Schönfärberei gesehen. Ich würde Sie einladen, wer immer diesen "intelligenten" Zwischenruf gerade gemacht hat (Abg. Dkfm. Holger Bauer zeigt auf) – das wundert mich nicht, daß er von Ihnen kommt (Beifall bei der SPÖ) –: Schauen Sie sich einmal die Universitäten wirklich an! Sehen Sie sich an, was dort gearbeitet wird, und ich glaube, Sie werden dann eine etwas andere Einschätzung bekommen, als Sie sie jetzt geäußert haben. (Abg. Hermann Böhacker: Jawohl, Herr Oberlehrer!) Auch das ist keine Beleidigung, sondern Lehrer sein ist ein ehrenwerter Beruf.

Was nun Not tut, ist zweifellos eine konkrete, pragmatische Diskussion. Diese findet auch statt, und der Zweck dieser Aktuellen Stunde ist es, über diese konkrete Diskussion einen Zwischenbericht zu geben, einen Zwischenbericht zu erhalten.

Ich möchte nur einige Problembereiche anschneiden:

Erster Problembereich ist die Frage der Personalentwicklung an den Universitäten. Ich möchte betonen, ich halte das für den wichtigsten Bereich überhaupt. Universitäten leben von der Arbeit der Wissenschafterinnen und Wissenschafter, die dort tätig sind. Diesbezüglich muß man auch sehr klare Prioritäten setzen. Wenn man etwa amerikanische Universitäten besucht, so sieht man, daß dort oft durchaus in relativ schäbigen Gebäuden gearbeitet wird, daß es aber viel Personal, daß es gute Bibliotheken gibt.

In Österreich besteht manchmal die Gefahr, daß zuerst einmal sehr schöne Gebäude errichtet werden, daß wir aber dann Probleme in bezug auf die der personelle Struktur haben. Ich muß in diesem Zusammenhang leider auf das aktuelle Problem der Veterinärmedizinischen Universität verweisen, die einen wirkliche Luxusbau bekommen hat, bei der wir aber derzeit Probleme mit der Personalseite haben. Es gibt aber auch andere Projekte in Diskussion, für die ich ebenfalls wünschen würde, daß die Prioritäten richtig gesetzt werden: Personal ist das Wichtigste – Gebäude sind auch wichtig, sie sind aber nicht das, was das Herz einer Universität ausmacht.

Zweiter wichtiger Punkt ist die Frage des Dienst- und Besoldungsrechtes. Auch hierzu ein offenes Wort. Es gibt zum einen eine gewerkschaftliche Perspektive, die wichtig und legitim ist, vor allem aber sind Fragen auch des Besoldungs- und Dienstrechtes auf Universitäten unter dem Aspekt der internationalen wissenschaftlichen Leistungsfähigkeit zu diskutieren. Das muß der Maßstab für die Strukturen sein – und nicht eine möglichst enge Anpassung an ein bestehendes Beamtenrecht.


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