Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 36. Sitzung / Seite 148

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tausend Schilling, Sommeraktionen, Einzelwerbungen in den Städten. Und plötzlich kommt so wie in Frankfurt der Partner abhanden, der ist nicht mehr da, er hat die Firma Österreich-Werbung verlassen. Und dasselbe geschah in Hamburg. In Paris hatte man in drei Jahren drei verschiedene Partner.

Ganz schlimm, und da komme ich wieder auf die Schweiz zurück, ist es in Los Angeles, da haben wir jetzt nur mehr sozusagen einen mobilen Manager und keinen fixen. In Los Angeles ist es so, daß die Schweiz jetzt dort genau unsere Strategien verfolgt, jene Zielgruppen hat, die jahrelang die Österreich-Werbung beworben hat. Und deshalb muß ich sagen: Die Schweizer sind schlau, und sie werden auch Erfolg haben. Unsere Rückgänge in den USA sind jetzt schon zu verzeichnen, und das ist traurig, denn gerade in einem Bereich wie dem Tourismusmarketing ist es ganz wichtig, daß eine gewisse Kontinuität gegeben ist, auch eine Kontinuität der handelnden Vertragspersonen, und diese ist abhanden gekommen.

Die Kontinuität ist aber nicht nur dort abhanden gekommen, sie ist bei uns im gesamten Bereich abhanden gekommen. Es ist nichts mehr kalkulierbar. Nicht mittelfristig, nicht langfristig, ja nicht einmal mehr kurzfristig kann man sagen, ob sich etwas je amortisieren wird, wenn man jetzt investiert. – Es ändern sich von einem halben Jahr zum anderen die Steuergesetze dermaßen, daß es eigentlich schon grob fahrlässig ist, zu investieren. (Beifall bei den Freiheitlichen.)

Bei dem Stichwort "grob fahrlässig", Herr Bundeskanzler, werde ich Ihnen jetzt die Geschichte erzählen, wie ich zur Freiheitlichen Partei gekommen bin. Seinerzeit hat der Bundeskanzler – Stichwort "Mozart" – ganz großzügig im Rechnungshofausschuß gesagt: Ich übernehme die politische Verantwortung. Und auf diese Aussage hin habe ich mir gedacht: Mir reicht es. Ich arbeite schwer für mein verdientes Geld, und der Bundeskanzler geht her, setzt 500 Millionen in den Wind und sagt dann ganz großzügig: Ich habe die politische Verantwortung übernommen. – Am nächsten Tag war ich Mitglied der Freiheitlichen Partei. Das habe ich Ihnen zu verdanken, Herr Bundeskanzler! (Beifall bei den Freiheitlichen. – Abg. Dr. Partik-Pablé: Das war etwas sehr Positives!) Ja, das war etwas Positives. Er hat es aber leider nicht gehört. (Abg. Dr. Graf: Es bringt uns sehr gute Leute!)

Um zum Schluß zu kommen: Es ist dringend notwendig, auch im Tourismus nicht nur die Symptome aufzuzeigen, sondern endlich die Ursachen zu bekämpfen. Dazu bringt dann ein Kollege von mir einen Antrag ein – mir bleibt die Zeit nicht mehr –, einen läppischen Antrag zu den Geschäftsessen – da werden wir nicht nachgeben – und zur Energiesteuer. Wir fordern, daß die Energiesteuer zumindest für Bäder, Hallenbäder und Saunaanlagen gleich behandelt wird wie im Industriebereich.

Herr Bundeskanzler (Präsident Dr. Neisser gibt das Glockenzeichen) – ich komme schon zum Schlußsatz –, Sie haben ständig von Koordinierungen, von der Koordinierungsfunktion im Tourismus gesprochen. Sie als Bundeskanzler haben die Koordinierungsfunktion in der Bundesregierung. Ich fordere Sie auf, Herr Bundeskanzler, nicht länger den Tourismus zur Melkkuh zu machen, denn die Tourismusmelkkühe werden kaputt sein, bevor unsere Kühe an BSE sterben. Das garantiere ich Ihnen! (Beifall bei den Freiheitlichen.)

17.30

Präsident Dr. Heinrich Neisser: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Parnigoni. – Bitte, Herr Abgeordneter. 15 Minuten Redezeit. (Abg. Haigermoser: Parnigoni vulgo Pelargoni!)

17.30

Abgeordneter Rudolf Parnigoni (SPÖ): Herr Präsident! Herr Bundeskanzler! Meine Damen und Herren! Die Strukturkrise im Tourismus ist eine wichtige Angelegenheit, und da bin ich mit allen, denen das wirklich ein Anliegen ist, einer Meinung. Ich habe seit Jahren Konzepte, Vorschläge eingebracht, ich habe die Branche auf die Bedrohungen, auf die Problematik aufmerksam gemacht, und ich kenne die Wichtigkeit dieser Branche. Ich weiß, daß es um etwa 400 Milliarden Schilling an Ausgaben für die Tourismus- und Freizeitwirtschaft von Inländern und Ausländern geht, daß es im weitesten Sinne um etwa 500 000 Beschäftigte geht, daß es um ein Bruttoinlandsprodukt von 10 bis 15 Prozent geht, daß es hier um den wichtigen Bereich der Leistungsbilanz geht.


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