Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 40. Sitzung / Seite 11

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"Krise an den österreichischen Universitäten"

Als erste zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Dr. Petrovic. Ihre Redezeit beträgt 10 Minuten.

11.04

Abgeordnete MMag. Dr. Madeleine Petrovic (Grüne): Herr Präsident! Herr Bundesminister! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Wir haben die Krise an den österreichischen Universitäten zum Thema dieser Aktuellen Stunde gemacht, weil es uns gerade jetzt, wo auch andere innenpolitischen Themen teils sehr heftig diskutiert werden – wo offensichtlich auch in den Bankreihen für Sie momentan andere Themen wichtiger sind als die österreichische Hochschulpolitik –, sehr wichtig ist, auf die Situation der Hochschulen in Österreich aufmerksam zu machen und darauf hinzuweisen, daß in diesem Bereich die immer wieder abgegebenen Versprechungen der Regierung nicht nur nicht erfüllt werden, sondern daß wir uns eigentlich jeden Tag von einer modernen Bildungs- und Forschungspolitik in Österreich weiter entfernen.

Unserer Ansicht nach hat diese Krise der österreichischen Hochschulen drei wesentliche Aspekte: Zum einen die Funktionsfähigkeit der Hochschulen, ihre Fähigkeit, sich ihren ureigensten Aufgaben zu stellen, junge Menschen heranzubilden, ihnen eine möglichst gute Ausbildung zu bieten – und das in einer Art und Weise, daß der Betrieb effizient und reibungslos abgewickelt werden kann.

Der zweite Punkt: An den Universitäten arbeiten Menschen: Studierende, Lehrende und Forschende. Hinsichtlich der Gruppe der Personen, die an den Hochschulen tätig ist, verzeichnen wir Auswirkungen des Belastungspaketes, die diese Gruppe von Menschen weit härter trifft als alle anderen in der Bevölkerung. Und das, Herr Bundesminister, in Zeiten, wo die österreichischen Hochschulen dringenden Nachholbedarf haben, um mit den effizientesten Forschungsstätten in Europa und weltweit konkurrenzfähig bleiben zu können.

Der dritte wichtige Punkt betrifft die soziale Situation der Studierenden. Die soziale Situation der Studierenden hat sich in den letzten Monaten, bedingt durch das Belastungspaket, dramatisch verschlechtert – und das in einer Zeit, in der immer mehr Personen zum Opfer einer vom Zaun gebrochenen Sozialschmarotzer-Debatte werden. Auch im Zusammenhang mit den Studierenden hört man immer öfter: Wozu brauchen sie zu studieren? Sie studieren ja auf unsere Kosten. – Dieser Argumentation wird weder politisch noch mit einer effizienten Ausstattung in diesem Bereich entgegengewirkt.

Lassen Sie mich nun zu den einzelnen Punkten Stellung nehmen.

Die Bundesregierung, Sie Herr Bundesminister, haben diesem Haus in den letzten Tagen einen umfangreichen Bericht über die österreichischen Hochschulen und die dortige Situation vorgelegt.

In diesem Bericht kommt klar zum Ausdruck: Wir können bis zum Jahr 2000 – ich sage: Gott sei Dank – mit einer Zunahme der Zahl der Hörerinnen und Hörer rechnen. Verstärktes Interesse für ein Universitätsstudium ist in Österreich dringend notwendig.

Herr Bundesminister! Sie kennen die Zahlen so gut wie wir, Sie wissen, daß Österreich, was die AkademikerInnenquoten betrifft, leider im europäischen Schlußfeld liegt. In anderen Industriestaaten betragen die AkademikerInnenquoten um die 25 Prozent, das heißt, ein Viertel der Bevölkerung hat in jenen Staaten, die akademische Spitzenreiter sind, eine universitäre Ausbildung. In Österreich sind es bitte 7,9 Prozent. Hinter uns rangiert lediglich die Türkei in diesen Statistiken.

Wir sollten uns eigentlich sehr freuen, daß das Interesse für eine universitäre Ausbildung im Ansteigen begriffen ist. Nur: Wie ist Ihre Reaktion darauf, wie ist die Reaktion der Bundesregierung darauf? – Die Reaktion auf den erwarteten mindestens 10prozentigen Anstieg der Zahl der Studierenden ist eine 10prozentige Kürzung der Lehrveranstaltungen.

Herr Bundesminister! Wie soll denn das funktionieren? Sie wissen doch, daß in wichtigen Studienrichtungen heute schon die Hörsäle überquellen, daß es zu Mißständen bei den In


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