Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 41. Sitzung / Seite 157

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sollten schauen, wo die besonderen Probleme liegen und in welcher Weise unser Anliegen, das zumindest verbal von allen geteilt wird, nämlich mehr Frauen in die Politik zu bringen, gefördert werden kann. (Präsident Dr. Brauneder übernimmt den Vorsitz.)

Ich für meine Person kann mir eine finanzielle Förderung für die Einhaltung von Frauenquoten durchaus vorstellen. Kollegin Kammerlander hat recht, wenn sie sagt, daß gutes Zureden allein nicht reicht. Sie hat auch die ehemalige Zweite Präsidentin Hubinek zitiert, die damals prophezeit hat, daß wir, wenn es mit demselben Tempo weitergeht, in 500 Jahren noch keine entsprechend hohe Frauenvertretung haben werden.

Ich denke also, daß es notwendig ist, daß wir gezielte Maßnahmen setzen. Dafür ist der Antrag, den Sie eingebracht haben, sicher eine interessante Diskussionsbasis. Ich möchte jetzt nicht auf die einzelnen Vorstellungen eingehen. Ich denke, es wäre sinnvoll, wenn wir uns im Gleichbehandlungsausschuß und dann auch in einem Unterausschuß intensiv mit den Fragen beschäftigen.

Interessant scheint mir auch das zu sein, was bereits angesprochen worden ist, nämlich das Problem, daß es für Frauen besonders schwer ist, Politik, Familie und Beruf zu vereinen, daß sowohl hier im Haus als auch in den Parteien die Sitzungstermine, diese Sitzungsmarathons auf Frauen abschreckend wirken beziehungsweise es ihnen unmöglich machen, sich intensiv an der Politik zu beteiligen, weil sie andere Verpflichtungen daran hindern. Wir sollten uns daher auch überlegen, wieweit die Abläufe unserer Arbeit familienfeindlich sind.

Ich denke, daß es möglich sein müßte, gemeinsam ein Programm zu erarbeiten und damit zumindest in einigen Bereichen die Probleme lösen zu können, wobei wir nicht nur an uns, an die Mandatarinnen und Mandatare, sondern auch an die Beamtinnen und Beamten des Hauses denken sollten.

Meine Damen und Herren! Ich möchte jetzt meinen Diskussionsbeitrag damit beenden, indem ich sage, daß wir uns intensiv und seriös mit den Vorschlägen auseinandersetzen müssen. Es wird auch andere Vorschläge und andere Möglichkeiten geben. Wir sollten uns im Gleichbehandlungsausschuß Zeit dafür nehmen. Ich bin überzeugt davon, daß es mit etwas gutem Willen möglich sein wird, über Schlagworte hinaus etwas für die Erhöhung des Frauenanteils in den Parteien, in der Politik und im besonderen im Parlament zu erreichen. (Beifall bei der SPÖ.)

19.03

Präsident MMag. Dr. Willi Brauneder: Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Gatterer. – Bitte, Frau Abgeordnete.

19.04

Abgeordnete Edeltraud Gatterer (ÖVP): Herr Präsident! Werte Kolleginnen und Kollegen! In der XX. Gesetzgebungsperiode ist der Anteil der Frauen hier im Haus auf 26,2 Prozent gestiegen. 48 Frauen aus den verschiedensten Berufsgruppen und Altersgruppen versuchen hier, die Interessen der Frauen und auch die Sicht der Frauen einzubringen. Es hat im Grunde genommen seit dem Zweiten Weltkrieg einen kontinuierlichen Anstieg des Frauenanteils im Parlament gegeben. Einen kurzen Einbruch gab es in der XIX. Gesetzgebungsperiode. Es hat sich jetzt wieder etwas gebessert.

Wenn man jedoch den Anteil der Frauen hier im Haus – 26,2 Prozent – dem Anteil der Frauen in der Bevölkerung – 51,5 Prozent – gegenüberstellt, dann muß man natürlich auch sagen, 48,5 Prozent der Männer – Bevölkerungsanteil – werden hier im Haus durch 74 Prozent von Kollegen vertreten. Die Frauen müssen froh sein und sagen: Die Hälfte des Weges haben wir geschafft, aber die Hälfte des Weges – wenn ich die Stimmung richtig einschätze –, die meiner Meinung nach noch viel schwieriger ist, liegt noch vor uns.

Wir haben auch Erfahrungen mit dem neuen Wahlrecht gemacht. Wir mußten feststellen, daß die Frauen dadurch im Grunde genommen nicht mehr Chancen bekommen haben, sondern daß sich die Mandatszahl dadurch nicht wesentlich erhöht hat. Das ist einerseits darauf zurückzuführen, daß der Slogan "Frauen wählen Frauen" auch bei den Frauen als Wählerinnen noch


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