Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 48. Sitzung / Seite 93

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richtsformen sowie eine aktivere Beteiligung von Lehrern und Eltern an der Schulentwicklung bewertet und gesehen.

Für 1996/97 gibt es nun sogar einen Modell-Landesschulrat, und Schulen können durch Vermieten von Räumlichkeiten oder durch Sponsoren Gelder einnehmen und diese auch wieder selbständig ausgeben. Wirtschaftliches Denken und Handeln zieht in die Schulen ein!

Zur Schulbuchautonomie sei noch so viel gesagt: Das Gratisschulbuch wurde ja bekanntlich auf der ideologischen Grundlage des Rechtes auf Bildung installiert, denn niemand sollte durch ein dürftigeres Familieneinkommen daran gehindert werden, eine gute Schulbildung zu erwerben. Kein Kind soll durch die Armut seiner Eltern daran gehindert werden, die besten Schulbücher zu benützen. Unsere Gesellschaft ist aber nicht unendlich reich, und ein gewisses Wiederverwendungsprinzip muß einfach möglich sein! Ich stehe zur Modernisierung, aber nicht in jedem Jahr. Der Eiserne Vorhang ist auch nur einmal gefallen, und Armstrong und Aldrin sind auch nur einmal auf dem Mond gelandet. Niemand kann sinnvolles Ausborgen und Wiederverwenden in Frage stellen. Im Zuge der Schulbuchautonomie wurde also für das Schuljahr 1997/98 die Möglichkeit geschaffen, 5 Prozent des Schulbuchbudgets für Lernspiele und automatisationsunterstützte Datenträger zu verwenden. Im folgenden Schuljahr wird sogar für 10 Prozent der Erwerb anderer Lernmittel ermöglicht.

Ich darf mit den Worten der Frau Bundesministerin Gehrer schließen: Ich halte es für besonders wichtig, daß man den Schülerinnen und Schülern Freude vermittelt, Engagement beweist, daß man ihnen lebenslanges Weiterlernen schmackhaft macht, ihnen ein gewisses Maß an Solidarität und an Gemeinschaftssinn mitgibt, Leistungen fordert, sich aber dessen bewußt ist, daß diese nicht immer an materiellen Werten gemessen werden können. – In diesem Sinn wünsche ich unserer Bundesministerin weiterhin gute Nerven für die Sensibilität und den Spürsinn für den richtigen Weg! (Beifall bei der ÖVP.)

14.26

Präsident MMag. Dr. Willi Brauneder: Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Schaffenrath. – Bitte, Frau Abgeordnete.

14.26

Abgeordnete Maria Schaffenrath (Liberales Forum): Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Frau Bundesministerin! Meine Damen und Herren! – Frau Kollegin Haller! Ich glaube schon, daß die grundsätzliche Bereitstellung von Unterrichtsmaterialien eine Leistung für die Familie ist, auch wenn ich Ihnen recht gebe, daß es sinnvoller wäre, diese Mittel auszugliedern und dem Unterrichtsministerium zuzuordnen.

Frau Ministerin! Sie haben in Ihrer heutigen Rede zu den Schulgesetzen einen Punkt deutlich gemacht: Sie haben gesagt, Sie wollen sich von den Zentralisierungstendenzen der achtziger Jahre deutlich unterscheiden, und Sie haben weiters gesagt, daß Ihre Amtszeit von Entscheidungsfindung vor Ort, neuen Lehr- und Lernformen, Lehrplanautonomie und Deregulierung geprägt sein soll. Wir anerkennen gerne, daß es einige, wenn auch, wie wir glauben, zu kleine Schrittchen in diese Richtung gibt, aber etwas, das mich derzeit wirklich hoffen läßt, ist das im Entwurf vorliegende Lehrplanreformprojekt, das Weißbuch zum Lehrplan 1999 "Schule macht Lehrplan". Ich glaube, daß es dadurch zum ersten Mal jene Entwicklung geben wird, die Schulen tatsächlich ermöglicht, ein eigenes Profil zu entwickeln, und die es tatsächlich ermöglicht, neue Lernformen, neue Unterrichtsformen an den Schulen zuzulassen. Ich kann Ihnen daher heute schon gerne zusichern, daß Sie bei der Umsetzung dieses Reformprojektes auf unsere Unterstützung zählen können.

Aber gerade deshalb, weil sozusagen ein Drittel des Lehrstoffes in die autonome Gestaltung fällt, wäre es so unwahrscheinlich wichtig, auch in der Frage der Organisation der Unterrichtsmaterialien die notwendige Flexibilität zu beweisen. Da wir gerade heute über Integration diskutiert haben, muß doch allen klar sein, daß speziell diese Integration ganz individuelle Unterrichtsmaterialien braucht, die tatsächlich nur von jenen ausgewählt werden können, die von Integration, von Schule betroffen sind – und das sind nun einmal die Lehrer, das sind die Schüler und das sind die Eltern.


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