Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 52. Sitzung / Seite 122

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Präsident MMag. Dr. Willi Brauneder: Zu Wort gemeldet ist nun Herr Abgeordneter Dr. Haselsteiner. – Bitte, Herr Abgeordneter.

15.38

Abgeordneter Dr. Hans Peter Haselsteiner (Liberales Forum): Herr Präsident! Herr Bundesminister! Sehr geehrte Damen und Herren! Es wird nicht allen bewußt sein, daß ich eigentlich ein Tiroler bin. Ich stamme aus dem oberen Inntal. (Abg. Ing. Langthaler: Doch, das hört man!)

Als wir gestern eine Diskussion über drohende Armut hatten, habe ich mich zurückerinnert an meine Kindheit, als ich kriegsbedingt ins obere Inntal sozusagen verschickt wurde, weil damals gab es dort wenigstens Milch und die Produkte von kleinen und kleinsten Landwirtschaften. Das war in den Jahren 1940 bis 1955 eine Basis, die die Menschen ernährt hat, nach heutigen Maßstäben jedoch hat sie sie in großer Armut ernährt.

Es war damals so, daß es die kinderreichen Familien tatsächlich nicht geschafft haben, über die Runden zu kommen. Die Kinder wurden über die Ferien verschickt, und andere Dinge mehr. Und wenn man heutzutage beziehungsweise vor vier, fünf Jahren durch diesen Landstrich gefahren ist, konnte man sehen, welch großer Fortschritt da gemacht wurde, und zwar dank einer einzigen Erwerbsquelle: Das war und ist auch heute noch der Tourismus. (Beifall beim Liberalen Forum.)

Für das Oberinntal gilt dasselbe wie für das Lisertal und für das Maltatal und für das Mölltal und viele, viele andere Landstriche Österreichs: Dort gibt es für große Teile der Bevölkerung keine andere Erwerbsbasis als den Tourismus. Glauben Sie mir: Gerade diese Gegenden sind wieder von der Armut bedroht.

Wenn große Industrieunternehmungen zusammenbrechen oder Schwierigkeiten haben, dann schreitet der Minister ein, mindestens einer. Ich möchte die Initiativen für Traiskirchen nicht kritisieren, sondern nur darauf hinweisen: Dort wird showmäßig etwas abgespult, um 100 beziehungsweise 300 Arbeitsplätze zu retten. Wenn 3 000 Arbeitsplätze im Tourismus leise sterben, schert sich kein Mensch darum, und es ist auch keine Schlagzeile wert. – Das, meine Damen und Herren, sollten wir uns vor Augen führen, wenn wir die Tourismusbranche heute kritisch durchleuchten. (Beifall beim Liberalen Forum.)

Ich möchte noch etwas anbringen, was mir schon immer am Herzen lag. Die Schlagzeilen, insbesondere der verschiedenen Gewerkschaftsvertreter, werden immer von den wenigen schwarzen Schafen verursacht. Die gibt es in jeder Branche, ich weiß das: in der Baubranche, in der Tourismuswirtschaft und so weiter. Aber nicht nur die Ausbeuterischen, die die Lehrlinge nächtens beschäftigen und sonst noch alles mögliche Schreckliche tun – all das ist verwerflich, das wollen wir nicht, es gefällt mir nicht –, auch die Guten, die Tüchtigen, die überwiegende Mehrzahl, die hart arbeitet und nicht auf die Uhr und die eigene Lebensqualität schaut, stehen heute vor der existenzbedrohenden Situation, daß sie entweder zusperren oder sich noch weiter in eine unrettbare Sklaverei von Banken oder Finanzierungsinstituten begeben müssen. Daher ist es auch aus dieser Sicht einfach dringlich, darüber zu diskutieren.

Herr Bundesminister, zu Ihren Antworten. Niemand – schon gar nicht die Liberalen – verpaßt der Tourismuswirtschaft ein Image. Ich hoffe, daß Sie das nicht auf meinen Kollegen Peter gemünzt haben. Er tut als ÖHV-Präsident wirklich viel dafür – das glaube ich ihm, weil er sitzt ja mit mir gemeinsam in einem bescheidenen Parlamentsbüro –, daß gerade diese Imageverbesserung eintritt.

Wenn gesagt wird, wir haben zwar ein Sommerloch, aber sonst geht es uns gut, so stimme ich hinsichtlich Städtetourismus ohne Abstriche zu. Bezüglich Wintertourismus haben wir zwar das Glück, daß man die schneetragenden Alpen nicht beliebig vermehren kann und Kanada und Neuseeland weit weg sind, daher besteht kein Wettbewerbsdruck. Aber wenn Kaufkrafteinbußen in Europa eintreten – und das wird, glaube ich, kein Ökonom bestreiten –, dann wird das den Zweiturlaub, dann wird das den Winterurlaub betreffen. Und daher müssen wir froh sein, wenn wir so wie heuer wenigstens weiße Gipfel haben und daher schon frühzeitig die Lust am


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