Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 63. Sitzung / Seite 159

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Abg. Nürnberger. ) Klären Sie mich auf, Herr Kollege Koppler! (Zwischenruf bei der SPÖ.) Ach so, Nürnberger heißt er! Sehen Sie, so bekannt sind Sie in diesem Haus!

Herr Kollege Nürnberger! Klären Sie mich auf: Sollen in Zukunft beim Bundesheer, wenn dereinst Damen zum Bundesheer dürfen, Angelobungen der "Jungmänner und Jungfrauen" vorgenommen werden? Wie stellt man sich das vor, meine Damen und Herren? Wie soll das in Zukunft gehen? (Abg. Schieder: Ha, ha, ha!) Das ist wirklich eine "unglaublich wichtige" Angelegenheit!

Es gibt 300 000 Arbeitslose in diesem Land. Die Tatsache, daß das Schwergewicht der Verarmung von einer Million armutsbedrohter Menschen in diesem Land bei den Frauen liegt, schert die Damen und Herren von den Linken offenbar nicht! (Zwischenrufe bei der SPÖ.) Wichtig sind für Sie nur geschlechtsneutrale Titel! Wichtig ist, daß in Zukunft eine Landeshauptfrau nicht mehr "Landeshauptmann" heißt, sondern "Landeshauptfrau" oder "Landeshauptmensch". Erklären Sie mir, wie dann Schachner-Blazizek heißen soll: "Stellvertretende Landeshauptfrau"? Wie soll das gehen? Erklären Sie mir das einmal! Das ist absurd, das ist lächerlich! Das ist die unnötigste Debatte, die in dieser Legislaturperiode geführt wird. Wir werden den Antrag ablehnen und keine Silbe mehr verlieren! (Beifall bei den Freiheitlichen.)

21.48

Präsident MMag. Dr. Willi Brauneder: Zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Dr. Gredler. – Bitte. Sie haben eine Restredezeit von 3 Minuten.

21.48

Abgeordnete Dr. Martina Gredler (Liberales Forum): Vielen Dank, Herr Präsident! Ich habe auf dem Weg einen Zettel bekommen, der von einem Mann für einen Mann geschrieben worden ist: "Si tacuisses, philosophus mansisses." Herr Stadler! Hätten Sie geschwiegen, wären Sie ein Philosoph geblieben. (Beifall beim Liberalen Forum und bei der SPÖ.)

Ich glaube, Sie repräsentieren nicht nur einen, der auf den Gefühlen von Frauen herumtrampelt, sondern überhaupt eine Herde von Elefanten in diesem Haus! (Abg. Haigermoser: Das sagen ausgerechnet Sie!) Das sage ich, weil ich der Meinung bin, daß man sich ernsthaft mit diesem Thema zu befassen hat. Man kann nicht ein Thema, das manchen Frauen wichtig ist, als lächerlich abtun!

Es geht darum, daß wir einem Antrag folgen möchten, den die Liberalen bereits am 20. September 1995 erstmals und im Jänner 1996 noch einmal eingebracht haben, der nach einem einstimmigen Beschluß bereits in Begutachtung ausgeschickt worden ist und daher jetzt hier nur mehr sozusagen eine Verstärkung erfährt.

Ich bewundere, daß es beim UStG gelungen ist, die weiblichen und männlichen Bezeichnungen durchzuhalten. Man spricht darin von "Dekan" und "Dekanin". Morgen werden wir über eine Regierungsvorlage für ein Bundesgesetz sprechen, mit dem die Unterrichtsordnung für Schulen und Berufstätige erlassen wird. In diesem ist das natürlich nicht der Fall, da hat man sich nicht darum gekümmert, daß es in den Schulen auch Frauen gibt, die etwa auch Schulleiterinnen sind. Da ist das schon wieder unwichtig geworden.

Ich zitiere in diesem Zusammenhang Karl Kraus, der sicherlich kein Feminist ist, Herr Stadler, der aber 1912 schrieb: "Frauenrechtler mögen verzweifeln, aber es läßt sich nun einmal nicht ändern: Die Sprache hält es mit dem Mann, sie ist noch immer nicht emanzipiert." – Seit 1912, Herr Stadler, hat sich daran nichts geändert! (Zwischenrufe bei den Freiheitlichen.)

Ich weiß, daß Herr Stadler sehr oft überfordert ist, aber ich vertraue auf die Männer, und deshalb möchte ich ihm nicht absprechen, daß er vielleicht auch einmal lernen kann und sich nicht mehr lustig machen wird über Familiennamen von Angehörigen des Parlaments. Denn das war wirklich zu viel! (Beifall beim Liberalen Forum.)


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