Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 64. Sitzung / Seite 39

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Ich habe schon Verständnis dafür, daß man, wenn es seitens des Verfassungsgerichtshofes, seitens des Rechnungshofes oder seitens der Volksanwaltschaft Kritik gibt, all das dann legistisch verankert und neu regelt. Sie haben aber nicht die Chance wahrgenommen, die Erwachsenenbildung neu zu orientieren, die Erwachsenenbildung neu zu regeln.

Meine Damen und Herren! Wir vom Liberalen Forum messen der Erwachsenenbildung einen großen Stellenwert bei. Wir meinen, daß es notwendig ist, da neue Prioritäten zu setzen, daß es notwendig ist, da eine Neuorientierung vorzunehmen. (Beifall beim Liberalen Forum.)

Ich sage Ihnen auch gleich, was wir uns vorstellen, damit Sie einige Orientierungshilfen haben, weil Sie offensichtlich Schwierigkeiten damit haben, das eine oder andere tatsächlich neu zu regeln. Es muß zu einem Umdenken kommen, wir brauchen eine Neustrukturierung des Bildungssystems, vor allem im Zusammenhang mit den organisatorischen, arbeitsrechtlichen, aber auch mit den räumlichen Rahmenbedingungen für unsere Erwachsenenbildung. Uns kommt es vor allem darauf an, daß endlich auch das Angebot im Bereich der Erwachsenenbildung entsprechend ausgeweitet wird. – Herr Kollege Höchtl! Es wäre vielleicht günstig, wenn Sie mir jetzt zuhören würden.

Noch einmal: Wir wollen das Bildungsangebot ausweiten. Derzeit kennen wir nur die Konzentration des Bildungsangebotes auf den städtischen Bereich. Ich glaube aber, daß wir so wie bei der allgemeinen Schulbildung und im allgemeinen Schulwesen zu einem flächendeckenden Ansatz kommen sollten und daß wir auch außerhalb der Ballungsgebiete, sprich im ländlichen Raum, entsprechende Ausbildungsangebote sicherstellen und gewährleisten sollten.

Zum zweiten, meine Damen und Herren: Wir brauchen eine kontinuierliche Weiterbildung. Ich ersuche die Damen und Herren Schulsprecher der Regierungsparteien, sich ein bißchen in der EU umzusehen und einmal nachzulesen, welche Bildungsanfordernisse auf europäischer Ebene definiert und festgeschrieben werden. Dort ist etwa bekannt, daß man mit zunehmendem Alter einen Rückgang im Wissensstand hat und es daher wichtig ist, die Erwachsenenbildung zu fördern und voranzutreiben. Es ist gerade in unserer sich sehr rasch und sehr dynamisch entwickelnden Wirtschaft eine absolute Notwendigkeit, daß wir eine kontinuierliche Weiterbildung betreiben. Damit leisten wir auch einen Beitrag, Österreich als Wirtschaftsstandort entsprechend auszugestalten, entsprechend sicher zu plazieren.

Zum dritten, meine Damen und Herren: Wir brauchen neue Formen in der Pädagogik der Erwachsenenbildung. Das, Frau Bundesministerin, haben Sie total verabsäumt. Sie haben nichts anderes getan, als die bestehende Struktur, die bestehenden Organisationen abgeschrieben und gesetzlich geregelt. Sie haben aber leider Gottes nicht – ich bedauere das wirklich – weitergedacht. Hier hätten wir eine Möglichkeit gehabt, einen großen Wurf zu setzen. Über eine zielgerichtete Neuorientierung der Erwachsenenbildung hätte man vielleicht – Vorbild wäre diese Neuorientierung gewesen – auch das allgemeine Schulsystem den neuen Anforderungen anpassen können. Wir glauben, wir sollten auf das Modulsystem, auf das Kurssystem umsteigen, den Fernunterricht forcieren, wir brauchen eine bessere Durchlässigkeit beziehungsweise eine Flexibilisierung. Das wäre notwendig gewesen, das sind Sie uns aber schuldig geblieben.

Wir glauben, daß ein großer Bedarf und auch ein großes Interesse an der Weiterbildung gegeben sind. Ich darf Sie, Frau Bundesministerin, ersuchen, jene Umfrage, die Ihr Ministerium in Auftrag gegeben hat, und jene Umfrage, die vom Fessel-Institut erstellt worden ist, ein bißchen zu studieren und als Grundlage für die notwendigen Maßnahmen und Schritte zur Forcierung der Erwachsenenbildung zu nehmen.

Ich darf Ihnen aus dieser Studie einige Ergebnisse zitieren.

Zunächst kommt man zu dem Ergebnis, daß die Haltung der ÖsterreicherInnen zur Weiterbildung überaus positiv ist. 70 Prozent der Befragten sind an der persönlichen Weiterbildung sehr interessiert, wobei junge Menschen deutlich stärker interessiert sind als der Gesamtdurchschnitt.


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