Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 64. Sitzung / Seite 52

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wirklich ein Weg ist, der zu einer Qualitätsverbesserung, zu einer Objektivierung beiträgt, wenn man anonym Zeugnisnoten vergibt.

Ich meine auch, daß es Aufgabe von Schulbehörden ist, Lehrer zu motivieren, und nicht, sie zu demotivieren. Ich halte es für besonders wichtig, immer wieder festzustellen, welch enorm gute Arbeit von Lehrern und Lehrerinnen geleistet wird. Dort, wo es Defizite gibt, müssen wir natürlich eingreifen, aber ich meine, daß in einer offenen Schulpartnerschaft, bei einem guten Schulpartnerschaftsklima die Bereiche, die Defizite besprochen und gelöst werden müssen, daß Schulbehörden Hilfestellungen geben müssen, ohne allgemein den Anschein zu erwecken, daß alle Lehrer in unserem Land diese Hilfen brauchen. Die brauchen nur ganz wenige.

Nun zu dem Vorschlag des Herrn Präsidenten, die Zeugnisnoten für Lehrer durch Eltern und Schüler vergeben zu lassen. Das ist ein Vorschlag, der von Schulfachleuten – nach seiner Aussage –, von Elternvertretern und Lehrervertretern erarbeitet wurde. Er ist gesetzlich zulässig, daher ist er als Pilotversuch zuzulassen. Ich meine jedoch, daß es sehr wichtig ist, daß ein unabhängiges Expertengremium diesen Versuch dahin gehend überprüft, ob das wirklich eine Qualitätsverbesserung und eine Objektivierung ist. Vorher muß man gar nicht darüber reden, daß dieser Versuch ausgeweitet wird.

Zu der Gesetzesvorlage, die wir heute beschließen. Meine Damen und Herren! Lebensbegleitendes Lernen ist notwendiger denn je. Die Schulen für Berufstätige leisten einen Beitrag dazu. Die Regelungen, die wir vorschlagen, sind bedarfsgerecht für Erwachsene. Sie bilden auch einen Schwerpunkt im Bereich der Dezentralisierung und Entbürokratisierung. Die Schule soll soviel wie möglich selbst beschließen.

Zum Bereich Erwachsenenbildung möchte ich ganz klar feststellen: Ich glaube, daß dort keine neue Zentralbürokratie entstehen darf, die unseren Erwachsenenbildungsorganisationen Vorschriften macht. Die Vielfalt muß gewährleistet bleiben. (Beifall bei der ÖVP sowie der Abgeordneten Nürnberger und Dr. Gredler. )

Ich strebe die Teilrechtsfähigkeit an den Schulen an, damit auch dort Angebote gemacht werden können. Ich strebe ein interministerielles Gremium an, in dem die Erwachsenenbildung zwischen den fünf beteiligten Ministerien koordiniert wird. Das ist bereits ins Leben gerufen worden. Weiters habe ich einen Erwachsenenbildungsbeirat für die Vergabe meiner Mittel installiert, wo Schwerpunkte gesetzt werden, wo auch die Vergabe der Mittel transparent und objektiv vorgenommen wird.

Mir ist im Bereich der Erwachsenenbildung ganz besonders wichtig, daß wir endlich dazu kommen, vorhandenes Wissen anzuerkennen, mit der Lebenszeit junger Menschen sorgsam umzugehen. Ich halte es daher auch für einen wichtigen Fortschritt, daß die Ausbildung der Pädagogischen Akademien an den Universitäten anerkannt wird, daß Lehrer und Lehrerinnen, die eine Hauptschulausbildung haben, in den zweiten Studienabschnitt einsteigen können. Vorhandenes Wissen muß an weiterführenden Institutionen anerkannt werden.

Abschließend zum Schwerpunkt Begabtenförderung. Wir müssen Begabungen – Begabte – erkennen, wecken, fördern. Ich sage Ihnen, meine Damen und Herren: Begabungsförderung gibt es an unseren Schulen seit Jahren. Es ist auch ein Schwerpunkt meiner Arbeit, diese Begabungen an den Schulen besonders zu stützen.

Im heurigen Schuljahr, im Schuljahr 1996/97, werden folgende Schwerpunkte gesetzt: eine Gesetzesvorlage, damit auch in der Volksschule Schulstufen übersprungen werden können. Das Kontaktnetz zu den Universitäten für eine verstärkte Zusammenarbeit ist aufgebaut. Im neuen Lehrplan der Pädagogischen Akademie wird mit Erlaß verankert, daß die Begabtenförderung zur normalen Ausbildung von Lehrern und Lehrerinnen gehört. Ebenso sind Gespräche mit den Universitäten geführt worden, daß das in die Ausbildung der Lehrer aufgenommen wird. Ich arbeite derzeit an der Einrichtung eines Begabtenförderungsfonds mit Hilfe der privaten Wirtschaft. Zahlreiche Einzelprojekte in den Bundesländern – ich kann Ihnen eine ganze Liste geben – laufen derzeit.


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