Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 64. Sitzung / Seite 61

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Präsident Dr. Heinrich Neisser: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Stampler. Freiwillige Redezeitbeschränkung: 5 Minuten. – Bitte.

12.15

Abgeordneter Franz Stampler (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Frau Bundesministerin! Hohes Haus! Im Rahmen der heutigen Tagesordnung steht auch ein Antrag betreffend Begabtenförderung in der Schule zur Diskussion.

Meine Damen und Herren! Der Paragraph 2 des Schulorganisationsgesetzes, bekannt auch als Zielparagraph der Schulen, beschreibt eindeutig die Aufgabe der österreichischen Schule. Darin ist nachzulesen – ich zitiere –:

"Die österreichische Schule hat die Aufgabe, an der Entwicklung der Anlagen der Jugend nach sittlichen, religiösen und sozialen Werten sowie nach den Werten des Wahren, Guten und Schönen durch einen ihrer Entwicklungsstufe und ihrem Bildungsweg entsprechenden Unterricht mitzuwirken. Sie hat die Jugend mit dem für das Leben und den künftigen Beruf erforderlichen Wissen und Können auszustatten und zum selbständigen und selbsttätigen Bildungserwerb zu erziehen. Die jungen Menschen sollen zu gesunden, arbeitstüchtigen, pflicht- und verantwortungsbewußten Gliedern der Gesellschaft und Bürgern der demokratischen und bundesstaatlichen Republik Österreich herangebildet werden. Sie sollen zu selbständigen Urteilen, zu sozialem Verständnis geführt, dem politischen und weltanschaulichen Denken anderer aufgeschlossen sowie befähigt werden, am Wirtschafts- und Kulturleben Österreichs, Europas und der Welt Anteil zu nehmen."

Somit geht wohl eindeutig hervor, daß es Aufgabe der österreichischen Schulen ist, allen Schülern – egal, welcher Abstammung, Herkunft und welchen Geschlechtes – die entsprechende Bildung zukommen zu lassen. So ist es auch Aufgabe, den Schüler innerhalb des Unterrichtes entsprechend seiner Begabung zu fördern.

Frau Bundesministerin Gehrer hat in den letzten Jahren viele Reformen im Schulwesen durchgeführt und verwirklicht. Sie hat somit mitgeholfen, das österreichische Schulwesen zu verbessern. So ist es sicherlich nicht verwunderlich, daß in einer entsprechenden Untersuchung vor einigen Monaten festgestellt wurde, daß Österreichs Schüler einfach Spitze sind.

Durch die Einführung neuer Lehr- und Lernformen und durch entsprechende innere Differenzierung im Klassenverband ist es bereits jetzt möglich, daß Schüler entsprechend ihrem Leistungsstand und ihrer Begabung gefördert, aber auch gefordert werden. Durch Zusatzangebote im freien Lernen werden auch die begabten Schüler gefördert und sind entsprechend ausgelastet.

Sicherlich ist es erfreulich, wenn Eltern die Unterrichtsarbeit entsprechend unterstützen, die Hauptarbeit im Unterricht liegt aber beim Klassenlehrer, der den Unterricht entsprechend zu gestalten hat. Fest steht auch, daß der Schule einfach nicht alles zugeschoben werden kann. Es muß klargestellt werden, daß die Schule kein Aufbewahrungsort für Kinder ist und Lehrerinnen und Lehrer nicht Ersatzmütter beziehungsweise Ersatzväter spielen können.

So erklärte der steirische Landesschulinspektor für Volksschulen, der immerhin 500 Volksschulen in der Steiermark zu beaufsichtigen hat, kürzlich in einem Interview, daß ihm einige gravierende Probleme Kopfzerbrechen machen. Ich zitiere:

Die Konzentrationskraft sinkt enorm. Unterrichten wird immer schwieriger; die Reizüberflutung hat ihren Preis. Viele Kinder können sich zu wenig austoben. Akuter Bewegungsmangel ist festzustellen. Immer mehr Kinder kommen ohne wesentliche Grundfähigkeiten in die Schule. Selbst intelligente Kinder haben oft Sprachdefizite. Oft fehlt die persönliche Zuwendung. – Zitatende.

Er ist der Überzeugung, daß das Ansehen der mit einer derartigen Problemfülle konfrontierten Volksschullehrer dringend einer Aufwertung bedarf.


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