Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 64. Sitzung / Seite 66

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Österreich – seien es Gymnasien, allgemeinbildende höhere Schulen, berufsbildende höhere Schulen; ich kenne sie fast alle – bereits jetzt ausgezeichnete Arbeit geleistet wird, und daß es einfach notwendig war, diesen für die Unterrichtsarbeit auch die entsprechenden rechtlichen Rahmenbedingungen zur Verfügung zu stellen – was hiemit geschieht.

Wenn wir von Schulen für Berufstätige und über Erwachsenenbildung sprechen, wird in diesem Zusammenhang in letzter Zeit auch immer wieder darüber diskutiert, ob es sinnvoll wäre, gewisse Kostenbeiträge zu verlangen. Andererseits wurden heute schon des öfteren die Pläne betreffend eine Karl-Popper-Schule in Wien erwähnt. Ich möchte versuchen, diese beiden Punkte in Zusammenhang zu bringen.

Ich war wirklich entsetzt über Artikel, die in den letzten Wochen zu lesen waren, wie nämlich seitens der Betreiber die Finanzierung dieser Schule geplant gewesen ist. Ich habe erfahren, daß die Erzdiözese Wien aus diesem Projekt ausgestiegen ist, weil das nicht in ihr Schulkonzept hineinpaßt, und daß es – so steht es im "Kurier" zu lesen – die Überlegung des Dr. Görg war, diese Schule über das Privatschulgesetz, und zwar auf der Basis des Konkordats, zu finanzieren. Andererseits haben wir bei den Schulen für Berufstätige und auch insgesamt mit finanziellen Problemen zu kämpfen. Daher halte ich es – gelinde gesagt – für an der Grenze des Vertretbaren, daß man solche gesetzlichen Bestimmungen aufgrund des Konkordats dazu verwenden möchte, eine Schule auf der Basis einer konfessionellen Schule ins Leben zu rufen.

Kurz zur Rechtschreibreform. Kollege Schweitzer hat offensichtlich wieder einen Antrag eingebracht. Es ist schon einigermaßen konfus, wie der freiheitliche Klub mit dem Parlament umgeht. Wir hatten diesen Antrag schon lange im Hohen Haus liegen. Er stand auf der Tagesordnung des Unterrichtsausschusses, Kollege Schweitzer. Dort aber haben Sie ihn zurückgezogen, weil Ihnen klar wurde, daß er eigentlich kein Diskussionsthema mehr ist, und weil der Bericht, den Sie verlangt haben, in ausreichendem Maße dem Parlament übergeben und allen Parlamentariern zur Verfügung gestellt wurde. – Doch fünf Minuten vor Schluß der Debatte stellen Sie wieder einen Antrag zu diesem Thema, den Sie eigentlich schon längst zu den Akten gelegt haben müßten. – Mit Ihren parlamentarischen Gepflogenheiten umgehen zu können, fällt einigermaßen schwer. Daher werden Sie auch verstehen, daß wir diesen Antrag ablehnen müssen.

Sie haben außerdem in Ihren ersten Ausführungen gemeint, wir hätten im Ausschuß Ihre Überlegungen zur Begabtenförderung nicht ausreichend überdacht, nicht ausreichend diskutiert. Dazu kann ich nur sagen: Die Diskussion war mehr als ausreichend. Sie war sehr, sehr ausführlich und sehr konstruktiv, aber offensichtlich ist es Ihnen schwergefallen, zuzuhören beziehungsweise die Argumente ausreichend zu verarbeiten, die Ihnen in diesem Sinn dargeboten wurden. Denn was Sie in Ihrem Antrag schreiben, sind letztlich wirklich Platitüden.

Ich darf ein paar Beispiele zitieren. Sie schreiben: Eine nicht zu geringe Zahl von Schülern ist hochbegabt. Die Schule an sich stellt keine geistige Herausforderung für diese SchülerInnen dar. Viel zu oft werden hochbegabte Kinder ..., häufig ist es nur dem Zufall überlassen ... – Das sind ja nichts als leere Schlagworte. Sie wissen selbst nicht, wie sich dieses Thema darstellt. Faktum ist ja wohl, daß es in den österreichischen Schulen ein sehr breites Spektrum gibt, wie man mit unterschiedlichen Begabungen umgehen kann und umgehen soll, und daß auf diesem Gebiet sehr viel passiert.

Es ist in diesem Alter einfach schwer, mit Sicherheit festzustellen – wenn Sie damit Vier- oder Fünfjährige meinen, dann schon überhaupt –, in welche Richtung sich das Kind entwickelt. Ihre Konzepte einer Begabtenförderung, wie sie hier vorgetragen wurden und wie sie schriftlich vorliegen, hat es zuletzt in dieser Form in Rumänien und in der ehemaligen UdSSR gegeben. Dort hat man zu Recht diese Systeme, die solche Formen der Förderung von kleinen Kindern vorgesehen haben, in die Geschichte geschickt. Wir in Österreich werden uns weigern, ähnliche Systeme wieder zu errichten. Sie können sicher sein, daß wir uns dagegen wehren werden. (Beifall bei der SPÖ.)

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