Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 74. Sitzung / Seite 58

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der positiven Effekte, die wir im Bereich Umwelt, Ökologie oder Nahrungsmittelqualität haben, von vornherein zu berauben. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der SPÖ.)

Ich halte es für verantwortbarer, positive und negative Seiten zu sehen und nicht schwarzweißzumalen. Und das ist meine Position, die ich in dieser Frage einnehme. Ich respektiere selbstverständlich die Sorgen, wie ich etwa mit der Frage der Anweisung im Zusammenhang mit der Umsetzung dieses Entschließungsantrages nachweisen kann.

Ich bitte daher, sich bei all diesen Fragen nicht ausschließlich von Emotionen bewegen zu lassen, sondern die Rationalität genauso in den Mittelpunkt des politischen Handelns zu stellen. Wir dürfen uns nicht möglicher positiver Effekte durch falsche Entscheidungen selbst berauben. – Das ist meine grundsätzliche Position in dieser Frage, die sich in der Position der Bundesregierung ungeteilt widerspiegelt. – Danke. (Beifall bei ÖVP und SPÖ.)

12.07

Präsident Dr. Heinrich Neisser: Danke, Herr Bundesminister.

Nächste Redner ist Herr Abgeordneter Freund. Freiwillige Redezeitbeschränkung: 8 Minuten. – Bitte.

12.08

Abgeordneter Karl Freund (ÖVP): Geschätzter Herr Präsident! Herr Bundesminister! Meine sehr geschätzten Damen und Herren! Da sich Herr Bundesminister Molterer schon sehr intensiv und ausführlich mit den Themen Saatgut und Pflanzenschutz beschäftigt hat, möchte ich mich einem anderen Thema zuwenden, das wir auf der heutigen Tagesordnung finden, und zwar dem freiheitlichen Antrag betreffend Maßnahmen gegen die Abwanderung in der Landwirtschaft, in dem der Bundesregierung vorgeworfen wird – damit ist selbstverständlich auch Herr Bundesminister Molterer gemeint –, daß für die Landwirtschaft überhaupt nichts unternommen wird und nicht gegengesteuert wird.

Meine sehr geschätzten Damen und Herren! Ich stelle dazu folgendes fest: Die Landwirtschaft unterliegt natürlich genauso wie die Wirtschaft dem Wettbewerb, und Strukturveränderungen sind da nicht zu vermeiden.

Was sind nun die Ursachen für die Abwanderung aus der Landwirtschaft? – Der schnelle und hohe technische Fortschritt in der Produktion von Pflanzen und auch von Lebensmitteln, die technische Mechanisierung, der Einzug der Computertechnik und die Automatisierung, die Ertragssteigerung und ein enormer Lebensmittelüberhang in den westlichen Industrieländern in Europa und in Übersee, die fortschreitende Liberalisierung des Weltmarktes bei Agrarprodukten, die niedrigen Weltmarktpreise für Agrargüter, die Bildung und auch die Ausbildung in nicht bäuerlichen Berufen sowie die Aufnahmefähigkeit des Arbeitsmarktes. All dies fördert die Abwanderung aus der Landwirtschaft.

Die Abwanderung aus der Landwirtschaft gibt es seit dem Zweiten Weltkrieg in ganz Europa, und sie setzt sich weiter fort. Das heißt aber nicht, daß man das als gegeben hinnehmen muß und keine Gegenstrategie anwenden soll, zumal ja der allgemeine Arbeitsmarkt als nicht mehr aufnahmefähig erscheint. – Einfach nur Untätigkeit dem Landwirtschaftsminister vorzuwerfen, ist unreell und zurückzuweisen.

Ja, wir haben eine schlechte Situation den Grünlandsektor betreffend, im Rinderbereich und bei der Milchproduktion, die katastrophalen Auswirkungen der BSE-Krise in Europa – kein einziger Fall von BSE in Österreich, und trotzdem ein Preisrückgang bei den Rindern von bis zu 20 Prozent. Der Milchpreis, den die österreichischen Bauern erhalten, gehört EU-weit zu den schlechtesten, weil wir auf dem Markt noch keine zufriedenstellende Position haben. Von den Lebensmittelketten werden Milch und Milchprodukte zu einem Schleuderpreis, unter dem Einstandspreis angeboten; zum Beispiel kostet Schlagobers jetzt 6,90 S, vor dem EU-Beitritt kostete es 23 S. Hochqualitative Produkte von den heimischen Bauern kommen dadurch unter die Räder. Was vielleicht für so manchen Konsumenten positiv sein mag, ist für den heimischen


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