Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 74. Sitzung / Seite 138

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nehmende Waldfläche. Von 1960 bis 1990 ist die Waldfläche in Österreich insgesamt um rund 200 000 Hektar angestiegen, das heißt, im Schnitt um 6 000 Hektar pro Jahr. Es wird also nachhaltig Forstwirtschaft betrieben. Diese Nachhaltigkeit sieht man auch daran, daß es jährlich etwa 31,4 Millionen Festmeter Zuwachs gibt, aber nur 19,8 Millionen Festmeter Holz genutzt werden. Das heißt, mehr als ein Drittel des gesamten Zuwachses in Österreich wird im Wald gespeichert. Das hat natürlich einen zunehmenden Holzvorrat für die Forstwirtschaft, aber auch insgesamt für das Land Österreich zur Folge.

Sehr viele Beschäftigte sind vom Wald, von der Forstwirtschaft – sei es in der Forstwirtschaft direkt oder auch etwa in der Weiterverarbeitung – abhängig. Allein 10 000 Beschäftigte, Arbeiter und Angestellte, arbeiten direkt in der Forstwirtschaft. 47 000 Beschäftigte waren es im Jahre 1995, die in der Säge- und Zellstoffindustrie Beschäftigung und Brot gefunden haben. Darüber hinaus haben im weiterverarbeitenden Gewerbe, im Tischlereibereich, in der Möbelproduktion, aber auch im Holzbau selbst nahezu hunderttausend Beschäftigte aufgrund des Grundstoffes Holz Arbeit gehabt.

Aber auch für die Landwirtschaft ist der Wald ein wesentlicher Einkommensfaktor. 214 000 Waldbesitzer in Österreich teilen sich 3 900 000 Hektar, das sind immerhin 46 Prozent des gesamten Bundesgebietes. Wenn die Landwirtschaft daraus einen Endproduktionswert in Höhe von 12,8 Milliarden Schilling erlöst, so erlösen zum Beispiel die Sägewerke etwa 20 Milliarden Schilling oder die Papierindustrie rund 38 bis 40 Milliarden Schilling. Das heißt, der Wald ist ein wesentlicher wirtschaftlicher Faktor in Österreich.

Sehr große Waldflächen sind in einem gebirgigen Land wie Österreich auch als Schutzwald ausgewiesen. Das Problem des Schutzwaldes – das geht auch aus diesem Waldbericht hervor – ist vor allem die Überalterung der Bestände. Überall dort, wo die Schutzwälder nicht durch Forststraßen oder Traktorwege aufgeschlossen sind, ist eine Einzelstammentnahme äußerst schwierig. Ein Kahlhieb mit Seilvorrichtungen ist in einem Schutzwald nicht möglich. Und immerhin sind 750 000 Hektar in Österreich als Schutzwald ausgewiesen, die Schutz vor Vermurungen, Schutz vor Lawinenabgängen, aber auch Schutz vor menschlichen Siedlungen bieten.

Es ist auch die Frage der Wildbach- und Lawinenverbauung sehr entscheidend. Ich bin froh, Herr Bundesminister, daß es gelungen ist, im Jahre 1997 wieder höhere Beträge im Budget für die Wildbach- und Lawinenverbauung zu sichern, als es etwa im Jahre 1995 oder 1996 der Fall war, weil österreichweit 1 771 Gemeinden – das sind 74 Prozent aller Gemeinden – von Wildbächen oder von Lawinen betroffen sind. 1995 wurden für diese Schutzprojekte 1,7 Milliarden Schilling aufgewendet. Hier geht es vor allem um den Schutz der Menschen, die in diesen Gebirgsgebieten leben, und um den Schutz von Hab und Gut.

Meine sehr geschätzten Damen und Herren! Der Wald hat aber darüber hinaus noch weitere Funktionen. Ich erinnere etwa an das große Grundwasserreservoir Österreichs. Österreich nutzt nur 2 bis 3 Prozent seiner Süßwasserreserven. Wir wissen, daß in vielen Ländern dieser Erde Grundwasser beziehungsweise Trinkwasser äußerste Mangelware geworden ist. In Österreich hingegen haben wir hinsichtlich des Grund- und Trinkwassers entsprechende Reserven aufzuweisen.

Durch den Holzzuwachs haben wir auch eine wesentliche Verbesserung der CO2-Bilanz zu verzeichnen. Allein der nicht genützte Zuwachs von 11,6 Millionen Festmetern im Jahr bindet rund 15,5 Millionen Tonnen CO2. Wieviel ist das von der Gesamtbelastung her gesehen? – Die von den Menschen verursachte Gesamtbelastung von CO2 beträgt im Jahr rund 60 Millionen Tonnen. Das heißt, allein ein Viertel der CO2-Belastung wird durch den Holzzuwachs, der nicht genützt wird, gebunden. Hier erbringt die Forstwirtschaft einen wesentlichen Beitrag für die Umwelt, denn der Sauerstoff dieses gebundenen CO2 wird frei, der Kohlenstoff wird gebunden.

Zur Debatte steht auch der Antrag des Liberalen Forums, die Forststraßen kostenlos für Mountainbiker freizugeben. Wir wissen, daß es sehr viele Radsportler – sowohl Österreicher als auch Touristen – gibt, und wir sind bemüht, diese Frage auf vertraglicher Basis zu regeln. Wir hatten auch im vergangenen Jahr an das Justizministerium das Ersuchen gerichtet, uns einen gesetzmäßigen Vorschlag bezüglich der Haftung des Grundbesitzers vorzubereiten beziehungs


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