Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 74. Sitzung / Seite 142

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lösbar. Es ist einfach auch ein Problem der Wilddichte. Wenn nicht gegengesteuert wird, ist dieses Problem nicht lösbar.

Da können auch die besten Schutzwaldprogramme gestartet werden. Sie werden unwirksam bleiben, wenn da nichts geschieht. Aber ich möchte auch ein Beispiel nennen, wo die natürliche Verjüngung umgesetzt werden kann. Erfolge gibt es dort, wo entweder der Wildbestand drastisch reduziert wurde, oder dort, wo aufwendige Wildzäune errichtet werden. Das zweite ist natürlich auch nicht unproblematisch, weil man weiß, daß, wenn solche Wildzäune errichtet werden, meistens vorher Straßen gebaut werden, und das tut der Natur auch nicht immer gut.

Meine sehr geschätzten Damen und Herren! Wenn wir einen halbwegs gesunden Wald erhalten wollen, dann haben wir abzuwägen und vor allen Dingen Prioritäten zu setzen. Ich glaube, daß eine vernünftige Waldwirtschaft unbedingt Vorrang haben muß, wenn es darum geht, zwischen beiden Varianten zu wählen, ich meine die Waldwirtschaft und die Wildwirtschaft. Das gilt besonders dann, wenn es um den Schutzwald geht, weil Sicherheit zu gewährleisten ist, weil Menschen betroffen sind, die unterhalb dieses Schutzwaldes leben.

Ich möchte abschließend noch auf ein erfreuliches Ergebnis einer sehr groß angelegten Studie hinweisen, in der es darum gegangen ist, die Ökosysteme der heimischen Wälder zu durchleuchten. Insgesamt kann ein Viertel der heimischen Bestände – das sind rund 1 Million Hektar – als natürlich oder naturnah angesehen werden. Weitere 41 Prozent der österreichischen Forste sind nach wissenschaftlicher Auswertung als nur wenig von Menschenhand verändert zu bezeichnen. Damit bestehen zwei Drittel unserer Wälder aus intakten Ökosystemen, und das ist eine erfreuliche Bilanz, meine sehr geehrten Damen und Herren!

Langfristige Maßnahmen greifen erst über Jahre. Die Walderhaltung ist ein Generationenprojekt. Die Reaktionszeit ist sehr lang. Aber ganz wichtig wird es sein, auf europäischer Ebene den Kampf gegen die Emissionen zu koordinieren und weiterzuführen. In diesem Sinne nehmen wir den Waldbericht 1995 gerne zur Kenntnis. – Danke schön. (Beifall bei der SPÖ sowie des Abg. Schwarzenberger. )

18.21

Präsident Dr. Heinrich Neisser: Zu Wort gemeldet ist nunmehr Herr Abgeordneter Anschober. Die Redezeit, die Ihrer Fraktion zu diesen Tagesordnungspunkten noch zur Verfügung steht, beträgt 18 Minuten. (Abg. Anschober: Nur 18?) Nur 18, es wird leider nicht mehr. Sie müssen aber die 18 Minuten nicht ausnützen. – Bitte.

18.21

Abgeordneter Rudolf Anschober (Grüne): Herr Präsident! Herr Minister! (Abg. Dr. Khol: Er hat kein Manuskript, daher wird es lang!) Herr Klubobmann! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Da das eine Maximalredezeit und keine Minimalredezeit ist, bin ich beruhigt. Das Thema Wald würde zwar mehr als 18 Minuten Redezeit verdienen (Abg. Dr. Stummvoll: Aber wir nicht! – Zwischenruf des Abg. Wurmitzer ), dennoch denke ich, daß man die wesentlichen konkreten Punkte kurz und prägnant zusammenfassen kann.

Ich denke, daß der vorliegende Waldbericht hinsichtlich seiner Bearbeitung durch die Beamtenschaft in diesem Zusammenhang ein durchaus akzeptables, grundsätzlich positiv und realistisch produziertes Papier ist, das aber nicht darüber hinwegtäuschen kann, daß es natürlich seit Jahren im Endeffekt die gleiche Problematik gibt. Grundsätzlich hat sich zwar die Verschlechterung und die Zuspitzung der Situation – erinnern wir uns an die Alarmrufe vor zehn, 15 Jahren – nicht so negativ entwickelt, wie manche es befürchtet haben, wovor viele gewarnt haben, aber von einer Entspannung kann dennoch keine Rede sein.

Der Waldbericht in seinen Details zeichnet ein Bild, das keine wesentliche Entspannung erkennen läßt. Es ist natürlich so, wie Kollege Wimmer richtigerweise dargestellt hat, daß gerade in dieser Thematik Maßnahmen und auch Gesetzesvorhaben und konkrete Gesetzeskonzeptionen nur langfristig greifen, nur sehr mühsam greifen und daß gerade eines der beiden Hauptthemen, nämlich die Luftverschmutzung, als eine der beiden Hauptursachen für das Waldsterben natürlich auch nur im internationalen Zusammenhang gesehen und gelöst werden kann.


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