Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 74. Sitzung / Seite 141

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Es stört niemanden – bei all dem, was das Justizministerium berechtigterweise in bezug auf den Vorrang der Waldbewirtschaftung nennt –, wenn Menschen, so wie sie auch wandern, mit einem Sportgerät, selbstverständlich ohne Motor, sprich mit dem Mountainbike, die Forststraßen benützen, damit radeln sie nicht mehr über Waldwiesen und fahren nicht auf den Wanderwegen herum. Ich halte es für eine Selbstverständlichkeit und finde es eigentlich traurig, daß sich die vielen Mandatare der Österreichischen Volkspartei und der Sozialdemokraten, die sich schon lange dazu bekannt haben, offensichtlich unter der Wald-Lobby ducken und heute diesem Antrag nicht zustimmen werden. Ich bedaure das. (Beifall beim Liberalen Forum und bei den Grünen.)

18.14

Präsident Dr. Heinrich Neisser: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Wimmer. – Bitte.

18.14

Abgeordneter Rainer Wimmer (SPÖ): Sehr geehrter Herr Präsident! Herr Bundesminister! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Für die Forststraßen und für das Mountainbiking ist Kollege Arnold Grabner zuständig. Er wird dann in seinen Ausführungen darauf eingehen. Ich möchte mich dem Waldbericht zuwenden und darf feststellen, daß dieser Bericht eine hervorragende Unterlage und vor allem ein sehr wichtiges Instrument ist. Wir haben das Problem – das ist heute auch schon angesprochen worden –, daß diese Studie rund zwei Jahre alt ist. Vielleicht sollte man sich überlegen, zumindest verschiedene Teile dieses Berichtes aktueller zu gestalten.

Ich meine auch, man soll ruhig einmal positiv erwähnen, daß diese jährlich gelieferte Zustandsanalyse europaweit am fundiertesten durchgeführt wird. Dieser Bericht, so meine ich, hat internationales Format. Diesen Bericht kann man herzeigen. Ich möchte wie Kollege Schwarzenberger die Gelegenheit wahrnehmen und allen jenen, die mitgewirkt haben, diesen Bericht so zu gestalten, innigsten Dank aussprechen.

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Der Waldzustand ist ähnlich wie in den Vorjahren. Die Waldflächen nehmen zu. Die Holzvorräte nehmen zu. Es gibt zunehmende Holzzuwächse. Erfreulich ist auch zu erwähnen, daß die Zunahme von Laub- und Mischwäldern bemerkbar ist. Und dennoch zeichnet dieser Waldbericht kein rosiges Bild über den Gesamtzustand. Das ist eine sehr eigenartige Situation, aber Menge ist eben nicht immer mit Qualität gleichzusetzen.

Wie alle Jahre wird auch im Bericht 1995 auf die Gefährdung erstens einmal durch die Luftverschmutzung hingewiesen, und auch das Problem des Verbisses durch das Wild und durch das Weidevieh ist nach wie vor aufrecht. Was den Verbiß von Weidevieh betrifft, ist auffällig, daß diese Verbisse vor allem in den Bundesländern Tirol und Salzburg vehement auftreten. Es muß uns aber einfach zu denken geben, daß rund 80 Prozent der Gesamtverjüngung verbissen wird und von selbst nicht aufkommen könnte. Aber noch gefährlicher wird es, wenn aufgezeigt wird, daß knapp 20 Prozent der österreichischen Gesamtwaldfläche Schutzwald ist und eben dieser Schutzwald zu einem Viertel, also zu mehr als 25 Prozent, vom Zerfall betroffen ist.

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Unsere Schutzwälder sind überaltert. Die natürliche Verjüngung funktioniert absolut nicht. Daß natürlich die gesamte Wildbewirtschaftung unmittelbaren Einfluß auf die Verbißsituation hat, liegt eindeutig auf der Hand, das belegt auch dieser Bericht ganz deutlich. Es wäre daher unbedingt erforderlich, ein Instrumentarium zu finden, um von Bundesseite aus Einfluß auf die Erfüllung der Abschußpläne nehmen zu können. Ich weiß schon, da stehe ich im Widerspruch zu vielen Jägern, und ich bin auch nicht einer Meinung mit Kollegen Grollitsch, der meint, ausschließlich der Streß der Tiere sei ausschlaggebend, daß Verbißschäden auftreten. Ich glaube, das ist mit ein Grund, aber nicht der ausschließliche Grund, und ich war eigentlich erstaunt, wie Kollege Grollitsch die Kurve zu den Mountainbikern gedreht hat, so quasi daß der Mountainbiker das Reh erschreckt, das dann anfängt, zu verbeißen. Ich glaube, so einfach kann man es nicht sehen.

Es gibt – das muß man offen aussprechen, meine sehr geehrten Damen und Herren – auch Bereiche, in denen der Wildstand einfach zu hoch ist. Wenn man nicht in irgendeiner Form davon absieht, die Fütterungen so intensiv zu gestalten, dann ist das Problem langfristig nicht


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