Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 74. Sitzung / Seite 143

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Da gibt es zwar, gerade wenn ich an unsere nordeuropäischen Nachbarn denke, positive und intensive Bemühungen, aber dennoch sind diese Schadstoff-Frachten, die sich etwa aus den böhmischen Kohlerevieren über Niederösterreich, Oberösterreich durch ganz Österreich wälzen, nicht von heute auf morgen in den Griff zu bekommen. Sie haben vor allem von den Gesamtkapazitäten her eine Dimension, die mit der Eigenproduktion etwa im SO2-Bereich nicht zu vergleichen sind.

Diesbezüglich geschieht sicherlich einiges in die richtige Richtung. Der Hauptpunkt unserer Kritik im Zusammenhang mit der Waldbewirtschaftung ist aber – das ist eine Diskussion, die sich in den letzten Jahren öffentlich doch ein bißchen zugespitzt hat, weil klargeworden ist, was die Interessengegensätze sind – die Frage des Wildverbisses. Eine ökologisch nachhaltige Waldbewirtschaftung ist ohne restriktivere Jagdgesetze, die natürlich Länderkompetenz sind – das ist schon klar –, sinnlos, sie wird wenig bringen. Man braucht sich nur anzusehen – das ist auch ein Vergleich, der in diesem Waldbericht sehr konkret angezogen wird –, wie es mit den Flächen, die durch Waldzäune eingezäunt und damit geschützt sind, und den Flächen, die ungeschützt sind, aussieht. Wir haben gerade bei den Jungtannen praktisch ausschließlich nur mehr in den eingezäunten und damit geschützten Flächen ein Aufkommen. Natürlich erhöht sich damit auch die Belastung der nicht eingezäunten Flächen und der Wildverbiß in den freien Waldbereichen.

Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich glaube, daß man einer Jagd-Lobby, die in Österreich nach wie vor ein vehementer politischer Lobbyfaktor ist, daß man dieser Jagd-Lobby ... (Zwischenruf bei der ÖVP.) – Habe ich sie jetzt rufen gehört? Sie ruft immer aus der ÖVP-Fraktion! (Abg. Ing. Langthaler: Halali haben sie gerufen!)

Halali haben Sie gerufen! Halali wäre wunderbar. Aber eine seriöse Jagdarbeit kann doch nicht – das tun Gott sei Dank nur mehr wenige Jäger – auf reines Trophäensammeln und auf eine reine Trophäenjagd reduziert werden, die im Winter Kraftfutter beimischt, damit man im Sommer und in der eigentlichen Jagdzeit ordentliche Trophäen einheimsen kann (Abg. Mag. Peter: Jagdmast!), sondern muß auch für eine ökologisch verträgliche Wildsituation im österreichischen Wald sorgen.

Diese Verschärfung der Landesjagdgesetze wäre ein wesentlicher Bereich. Es gibt bereits in etlichen Bundesländern auch Schutzgemeinschaften, Notwehrgemeinschaften von Waldbesitzern, die sich zu Recht wehren und die ihren Wald durch die Landesjagdgesetze zu Recht zu wenig geschützt sehen.

Der letzte Punkt ist ein Punkt, den Kollege Peter schon angesprochen hat. Ich habe Helmut Peter gesagt, als er zu seinem Platz zurückgekehrt ist, ich bewundere seine Kampfkraft über Jahre hinweg – aber nicht für das freie Unternehmertun, sondern für das Mountainbikertum in Österreich. Es ist völlig absurd, daß wir – wie du richtigerweise angezogen hast – bei Podiumsdiskussionen die Zustimmung aller Fraktionen haben, daß hier in diesem Haus Fraktionen sitzen, die bereits in eigenen Pressekonferenzen in allen Bereichen betont haben, daß wir selbstverständlich eine Liberalisierung brauchen. Das ist nicht mehr zeitgemäß.

Natürlich haben wir die Situation – und auch das wurde schon angezogen –, daß praktisch alle Nachbarländer rund um Österreich ihre Forststraßen, ihre Waldwege für eine sorgsame Befahrung geöffnet haben. Es geht nicht um Wildwestsituationen in österreichischen Wäldern. Aber es geht darum, daß wir diesen Eigentumsbegriff – das ist das eigentliche Streitthema, auf das wir zum Schluß hinkommen –, der von Teilen der ÖVP nach wie vor vertreten wird, hinterfragen. Kann es tatsächlich so sein, daß für das Benützen eines Forstweges, der auch für tonnenschwere LKW geeignet ist, durch Radfahrer abkassiert wird?

Herr Kollege Puttinger! Das ist für die Tourismuswirtschaft eine Katastrophe. Wir haben bei allen Podiumsdiskussionen erlebt, wie Mountainbiker mittlerweile nach Bayern, Schweiz, Südtirol ausweichen, weil sie in Österreich Situationen haben, die nicht befriedigend sind, weil man sich eben nicht ausnehmen lassen will – das verstehe ich gut – von seiten jener Sportler, die aktiv


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