Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 77. Sitzung / Seite 215

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Herr Abgeordneter Peter ist im Moment nicht im Saal. Ich möchte ihm trotzdem einen kurzen Hinweis geben, weil er auch die freien Berufe und die Anlehre angesprochen hat. (Abg. Hans Helmut Moser: Ich werde ihm davon berichten!) – Bitte! – Ich sehe in der Anlehre kein auch nur annähernd gleichwertiges Äquivalent für eine Berufsausbildung. (Beifall bei der SPÖ.) Dennoch glaube ich, daß es wichtig ist, auch die Berufsgruppe der freien Berufe dafür zu gewinnen, mehr Lehrlinge auszubilden. Wir schlagen daher Vorgehensweisen für die freien Berufe vor, damit auch diese sich verstärkt als Ausbildner für Lehrlinge zur Verfügung stellen.

Etwas ist dabei allerdings ganz wichtig: Es muß, wenn freie Berufe Lehrlinge ausbilden, sichergestellt sein, daß jene Qualitätsstandards erreicht werden, die im dualen Berufsausbildungssystem als Ziel formuliert sind. Ich bin zuversichtlich, daß es in der morgigen Debatte gelingen wird, auch für diese Berufsgruppe entsprechende Bestimmungen zu schaffen, sodaß es möglich sein wird, ein weiteres Spektrum an Lehrstellenangeboten zu erhalten.

Im übrigen bedanke ich mich für die Diskussion und hoffe, daß wir jetzt eine deutliche Besserung für die Zukunft unserer Jugend erreichen werden. (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der ÖVP.)

20.55

Präsident MMag. Dr. Willi Brauneder: Die nächste Wortmeldung liegt von Herrn Abgeordneten Dr. Trinkl vor. Freiwillige Redezeitbeschränkung: 5 Minuten. – Bitte, Herr Abgeordneter.

20.55

Abgeordneter Mag. Dr. Josef Trinkl (ÖVP): Herr Präsident! Frau Bundesminister! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Wir stellen tatsächlich eine sinkende Ausbildungsbereitschaft unserer Betriebe fest. Diese sinkende Ausbildungsbereitschaft bereitet auch der Koalition große Sorgen. Deshalb sind wir, als diese Koalition geschlossen wurde, gleich darangegangen, ein umfassendes Lehrlingspaket zu schnüren.

Die Gründe dafür, daß die Ausbildungsbereitschaft der Betriebe sinkt, sind vielfältig. Frau Kollegin Silhavy! Ich gebe zu: Jeder kann nach seiner Fasson glücklich werden. Uns nennen jene Betriebe, die letztendlich Lehrstellen anbieten, die Kostensituation, die Vorschriften, die sie behindern, und klagen natürlich auch über das Mißverhältnis zwischen Anwesenheit im Betrieb und Anwesenheit in der Berufsschule. Wenn mit Recht gesagt wird, daß das Arbeitsmarktservice sehr viel an Geld aufwendet, um zusätzliche Lehrplätze zu fördern, dann sei aber auch der Hinweis gestattet, daß natürlich, würde man 1 Milliarde Schilling zusätzlich aufwenden, in vielen Ausbildungsbetrieben auch Bewegung entstehen könnte. (Abg. Dr. Lukesch: Eine stärkere Bewegung!) Ich bin sogar sicher, daß sie entstehen würde. Wir wissen aus der Praxis wahrscheinlich beide, daß beide Zugänge zum Erfolg führen. Aber natürlich ist jeder davon überzeugt, daß sein Ansatz der bessere ist, so auch ich. (Beifall bei der ÖVP.)

Will man dieses Problem lösen, dann muß man auf die Wünsche und auch auf die Argumente der Betriebe eingehen und die Rahmenbedingungen so gestalten, daß die Betriebe wieder gewillt sind, Lehrlinge einzustellen.

Herr Abgeordneter Öllinger ist jetzt, leider Gottes, gegangen. Ich hoffe, daß man in keinem einzigen Lehrbetriebe seine Ausführungen darüber gehört hat, wie nach seinen Vorstellungen die Lehrlingsausbildung in ganz Österreich funktionieren soll. Das würde nämlich diesem Anliegen bei Gott nicht förderlich sein. (Abg. Mag. Schweitzer: Warum?) – Wir hätten uns gefreut, wenn die Freiheitlichen im Ausschuß gewesen wären und dort ihre Vorstellungen präsentiert hätten. Aber ihr habt sozusagen Sonderurlaub genommen, und heute kommt ihr mit langen Abänderungsanträge daher! (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Gaugg: Ihr seid schon zehn Jahre in der Koalition! Ihr habt also zehn Jahre Zeit gehabt, habt aber nichts getan!) Lassen wir diese Diskussion! Ihr seid heute braungebrannt zurückgekommen. Ich bin euch aber nicht neidig! (Beifall bei der ÖVP.)

Wir bekennen uns zur vorliegenden Novelle des Kinder- und Jugendlichenbeschäftigungsgesetzes. Die Frau Ministerin hat schon die positiven Ansätze erläutert; ich kann mir das also ersparen. Ich möchte nur etwas noch erwähnen: Frau Ministerin! Kritik ist in der Vergangenheit


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