Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 78. Sitzung / Seite 156

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fall bei der SPÖ. – Abg. Böhacker: Beginnen Sie bitte endlich! – Abg. Dr. Graf: Ganz konkret! Ganz konstruktiv und konkret! – Rufe bei den Freiheitlichen: Pst! Pst! Pst!)

Die Vorteile des europäischen Binnenmarktes werden erst dann in einer europäischen Währungsunion voll zur Geltung kommen, wenn die Umwechslungs- und Kurssicherungskosten wegfallen, und Fehlinvestitionen werden aufgrund von Wechselkursschwankungen vermieden werden. Und damit können Unternehmen in Europa – ähnlich wie ihre Konkurrenten in den USA – für einen großen Markt produzieren.

Die mit der Vielzahl von Währungen verbundenen Kosten und Planungsunsicherheiten fallen weg, was einen effizienteren Einsatz knapper Mittel ermöglicht. Der Wegfall der Kosten des Währungstausches beim Kauf von Gütern und Dienstleistungen im Ausland ist wahrscheinlich der in der Öffentlichkeit am meisten beachtete Vorteil einer gemeinsamen europäischen Währung. Die Verbraucher werden aber auch von der besseren Vergleichbarkeit der Preise profitieren. (Zwischenruf bei den Freiheitlichen.)  – Dazu fällt mir jetzt ein gutes Beispiel ein:

Ich war vor kurzem einige Tage in China und in Malaysia. Weil ich davor wenig Zeit hatte, Geld zu wechseln, bin ich mit österreichischer Währung auf die Bank gekommen. Dort haben mich alle angeschaut, alle haben sich sehr gefreut, österreichische Schilling zu sehen. Hätten wir schon den Euro, wäre das nicht passiert. (Neuerliche Zwischenrufe bei den Freiheitlichen.) Der Euro ist die logische Fortsetzung unserer erfolgreichen Hartwährungspolitik der letzten 20 Jahre. Nicht dabeizusein, wäre ein schwer zu vertretendes Risiko. Damit Österreich einen erfolgreichen Start in der Währungsunion hat, muß sich unsere Wirtschaft rechtzeitig auf die Einführung des Euro vorbereiten und an strategischen Positionierungen unter neuen Rahmenbedingungen im betreffenden Gebiet arbeiten. (Abg. Aumayr: Fahren Sie wieder nach China! – Abg. Böhacker: Fahren Sie wieder nach China!)

Wenn wir die Umstellung vom Schilling zum Euro einmal geschafft haben, dann werden sich die Vorteile deutlich machen, und ich hoffe, daß auch Sie dann die Vorteile merken werden, und zwar aufgrund einer leistungsfähigeren Volkswirtschaft und niedrigerer Preise. (Anhaltende Zwischenrufe bei den Freiheitlichen.) Und wir werden dem Ziel eines gemeinsamen und geeinten Europas einen großen Schritt nähergekommen sein – mit Ihnen oder ohne Sie. (Beifall bei der SPÖ.)

18.08

Präsident Dr. Heinrich Neisser: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Dr. Spindelegger. Redezeit: 8 Minuten. – Bitte. (Abg. Mag. Schweitzer: Der Spindelegger weiß jetzt Bescheid!)

18.08

Abgeordneter Dr. Michael Spindelegger (ÖVP): Herr Präsident! Herr Staatssekretär! Meine Damen und Herren! Neu an dieser heutigen Debatte im Zuge der Dinglichen Anfrage war nicht, daß man über die Währungsunion diskutiert. Das haben wir in diesem Haus schon öfter getan. Neu war vielmehr, daß eine Partei, nämlich die anfragestellende FPÖ, ihre Karten auf den Tisch gelegt hat. Und damit möchte ich mich gerne auseinandersetzen.

Meine Damen und Herren! Die Anfrage beginnt damit, daß ein Bericht zitiert wird – der Wifo-Bericht –, und sie beginnt mit einer selektiven Wahrnehmung. Selektiv wird auf Seite 63 ein Datum herausgenommen, ohne in Wahrheit den Gesamtzusammenhang zu diskutieren.

In der Kriminologie nennt man das Konfabulation: Wenn ein Täter etwas oft genug wiederholt, was nicht wahr ist, dann glaubt er es schließlich selbst. Diesen Eindruck, meine Damen und Herren von den Freiheitlichen, habe ich mittlerweile bei Ihnen! (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der SPÖ.)

Für mich bleibt als Faktum bestehen, daß in diesem Wifo-Bericht ein Satz steht, zu dem eigentlich jeder, der wirtschaftlich denken kann, stehen muß: Insgesamt könnte mittelfristig das reale Bruttoinlandsprodukt um bis zu 2,25 Prozent gesteigert werden. – Das zum Faktum eins.


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