Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 78. Sitzung / Seite 182

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Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich möchte insbesondere zu jenem Punkt Stellung nehmen, bei dem es mich besonders freut, daß wir ihn nach ziemlich langer Diskussion heute beschließen können, nämlich zur Berufsreifeprüfung. Ich kann mich an etliche Diskussionen, Artikel, Erörterungen in verschiedenen Publikationen erinnern, in denen immer wieder gesagt wurde: Wir müssen ein Bildungssystem schaffen, das keine Bildungssack gassen zuläßt! Wir haben in vielen Artikeln die Überschriften gelesen: Kein Abschluß in irgendeiner Ausbildungsstufe ohne einen weiteren Bildungsanschluß.

Ich bin der Ansicht, daß wir mit dem Vorschlag, den wir vor wenigen Tagen im Unterrichtsausschuß diskutiert haben und den wir heute beschließen können, erstmals die Chance geschaffen haben, daß die Lehre tatsächlich keine Ausbildungssackgasse ist, sondern daß der Lehrling die Möglichkeit hat – natürlich mit zusätzlichen Anstrengungen, aber in absehbarer Zeit und mit zumutbaren Möglichkeiten –, die Matura zu machen und damit auch die Hochschulberechtigung zu erreichen.

All denjenigen, die sich im Laufe der letzten Jahre an dieser Diskussion beteiligt haben, die sich den jeweiligen Vorschlägen im positiven Sinne, also verbessernd, gestellt haben, möchte ich als Obmann des Unterrichtsausschusses dafür ein recht herzliches Danke sagen. (Beifall bei der ÖVP.)

Was ist der Sinn dieses Beschlusses? – Der Sinn ist, Lehrlingen, Absolventen einer zumindest dreijährigen Fachschule, einer Krankenpflegeschule, also einer Ausbildung, die jedenfalls schon einiges an Anstrengungen im beruflichen Ausbildungsbereich gekostet hat, mit den zusätzlichen vier Prüfungen, nämlich in Deutsch, Englisch, Mathematik und mit der entsprechenden Fachprüfung, die Chance zur Matura zu eröffnen. Das ist eine Möglichkeit, die wahrscheinlich kein Massenprogramm sein wird, doch es soll keinem einzigen Menschen die Chance verwehrt werden, sich weiterzubilden. Wenn er eine weitere Stufe im Bildungsbereich erreichen möchte, dann soll er diese Chance erhalten.

Ich meine, daß diese Beschlußfassung einen ganz wesentlichen Durchbruch bei der Zielsetzung, unser Bildungssystems durchlässig zu machen, darstellt. Deswegen sagen wir auch ein klares Ja dazu. Durchlässigkeit im Bildungssystem ist ein hohes Ziel, das wir jeweils anzustreben haben und mit dem heutigen Beschluß auch erreichen werden. (Beifall bei der ÖVP.)

Meine sehr verehrten Damen und Herren! Wir haben im Ausschuß noch einiges an Änderungen durchdiskutiert. Insbesondere haben wir festgehalten, daß das Niveau einer derartigen Matura nicht einer Art Billigmatura entspricht, sondern dem einer höheren Schule. Damit handelt es sich nicht in irgendeiner Form um Angebote zum Schleuderpreis, sondern um Möglichkeiten und Chancen für jene Personen, die sich ganz einfach wirklich nach ihrer Lehrausbildung, nach ihrer Meisterprüfung aufraffen und sagen: Jetzt möchte ich die Matura machen, jetzt möchte ich noch ein Studium anschließen.

Wir sind in einer demokratischen Gesellschaft aufgefordert, eine Chancengesellschaft zu sein. Wir sagen deswegen zu der Möglichkeit dieser Berufsreifeprüfung ein eindeutiges Ja. Ich hoffe, daß möglichst viele in diesem Hohen Haus auch mit voller Überzeugung ja zu dieser neuen Möglichkeit, zur Matura zu kommen, sagen. (Beifall bei der ÖVP.)

20.04

Präsident MMag. Dr. Willi Brauneder: Zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Dr. Grollitsch. – Bitte.

20.04

Abgeordneter Mag. Dr. Udo Grollitsch (Freiheitliche): Herr Präsident! Frau Bundesminister! Herr Bundesminister! Hohes Haus! Frau Bundesminister! Zunächst möchte ich mich bei Ihnen für eine Wortmeldung von gestern, als ich Sie, provoziert durch Dr. Khol, wieder in die Schule rückversetzt habe, entschuldigen. Es steht mir nicht zu, das zu sagen. Es tut mir leid. Ich bitte Sie, meine Entschuldigung anzunehmen. (Beifall bei ÖVP und SPÖ sowie beim Liberalen Forum.)


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